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  • Peter Köttritsch

Jesus im Garten Gethsemane

Aktualisiert: 25. März

 

Der Chef zum verspäteten Mitarbeiter: "Sie kommen diese Woche schon zum vierten Mal zu spät. Wissen Sie, was das heißt?"

"Dass heute Donnerstag ist?"

 

Heute ist zwar Palmsonntag, aber ich werde heute nicht über den Einzug von Jesus in Jerusalem sprechen. Ich bin ein wenig meiner Zeit voraus. 😊 

Ein besonderer Tag in der Karwoche ist der „Gründonnerstag“. (Das ist aber nicht der Tag nach dem Aschermittwoch)

An diesem Tag sind sehr bedeutende Dinge im Leben Jesu und im Leben der Jünger passiert.

Sie kamen zusammen zum letzten Abendmahl. Dort hat Jesus seinen Jüngeren die Füße gewaschen. (Das haben wir auch schon gelegentlich gemacht.) Auch die angekündigte und dann eingetroffene Verleugnung des Petrus, über die ich bei meiner letzten Predigt gesprochen habe, war an diesem besonderen Tag.

Am Ende dieses Tages war Jesu Gefangennahme. Am nächsten Tag würde er gekreuzigt werden.

 

Unmittelbar vor seiner Gefangennahme gibt uns die Bibel einen sehr persönlichen, ja geradezu intimen, Einblick in das Herz Jesu.


Markus 14,32-42 (Neues Leben Übersetzung)

32 Sie kamen zu einem Olivenhain, der Gethsemane heißt, und Jesus sagte: »Setzt euch hierher, bis ich gebetet habe.«

33 Petrus, Jakobus und Johannes aber nahm er mit. Schreckliche Furcht und Angst ergriff ihn und 34 er sagte zu ihnen: »Meine Seele ist zu Tode betrübt. Bleibt hier und wacht mit mir.«

34 Er ging ein Stück weiter und warf sich zu Boden. Dann betete er darum, dass das Schreckliche, das ihn erwartete, wenn es möglich wäre, an ihm vorübergehe.

36 »Abba, Vater«, sagte er, »dir ist alles möglich. Lass diesen Leidenskelch an mir vorübergehen. Doch dein Wille geschehe, nicht meiner.«

37 Als er zurückging, fand er die Jünger schlafend. »Simon!«, sagte er zu Petrus. »Schläfst du etwa? Konntest du nicht eine einzige Stunde mit mir wachen?

38 Seid wachsam und betet, sonst wird euch die Versuchung überwältigen. Denn der Geist ist zwar willig, aber der Körper [das Fleisch] ist schwach.«

39 Danach ging er wieder weg und betete noch einmal und wiederholte seine Bitte.

40 Als er wieder zu ihnen zurückkehrte, waren die Jünger wieder eingeschlafen, denn sie konnten ihre Augen nicht mehr offen halten. Und sie wussten nicht, was sie ihm antworten sollten.

41 Als er das dritte Mal zu ihnen zurückkam, sagte er: »Schlaft ihr noch immer? Ruht ihr euch immer noch aus? Genug damit! Es ist so weit. Der Menschensohn wird in die Hände der Sünder ausgeliefert.

42 Kommt, lasst uns gehen. Der Verräter ist da!«

 

Wenn ich an Jesus denke, dann sehe ich vor mir einen selbstbewussten, starken und leidenschaftlichen Mann. Jemand, der weiß, was er tut und sich von niemanden aus der Ruhe oder aus dem Konzept bringen lässt. Ein Mann, der unerschrocken seinen Weg geht.


Natürlich hatte Jesus genauso auch absolut menschliche Züge. Er war ja ganz Mensch. Er war müde, hungrig, fröhlich, er ist manchmal richtig zornig geworden und hat sogar in der Öffentlichkeit geweint.

Aber dass er Angst gehabt hat passt auf den ersten Blick so gar nicht in das Bild, das ich von ihm habe. Und doch wird uns genau davon hier berichtet. Er hat nicht nur so ein bisschen Angst gehabt. So ein kribbeln im Bauch, das wir vielleicht vor einer Prüfung haben, oder wenn wir in eine gefährliche Situation kommen. Es ist von großer Bestürzung und von schrecklicher Furcht die Rede.


An diesem Ort steht heute die „Todesangst“ Basilika. Er selbst sagt seinen Jüngern, dass seine Seele zu Tode betrübt ist und er sich jemanden wünscht, der bei ihm ist. Mit ihm gemeinsam wacht.


Und natürlich war Gott bei ihm. Das wusste er. Diese Wahrheit war ganz tief in seinem Herzen verwurzelt. Und doch sehnte er sich nach zumindest einem weiteren Menschen aus Fleisch und Blut. Jemand, den er mit seinen menschlichen Augen sehen und mit seinen Händen angreifen konnte. Jemand zum Anlehnen, ein Freund, der einfach nur „da“ sein würde. Er hat gar nicht erwartet, dass dieser Freund Lösungen für seine Probleme finden würde, oder dass er viele gute und gescheite Sachen sagen würde. Er wollte nur einfach in dieser schrecklichen Situation nicht alleine sein.


Wie schlimm muss es für ihn gewesen sein, dass seine drei engsten Jünger und Freunde seine Ängste, seinen Kampf, nicht mitgetragen- ja nicht einmal erkannt haben, sondern in dieser, für ihn so schweren Stunde, einfach eingeschlafen sind. Das war bestimmt sehr ernüchternd für ihn.

 

Und dann bekommen wir etwas mit vom Gebetskampf, den Jesus in diesem Garten Gethsemane ausgetragen hat. Er hat mit Gott gerungen. Ähnlich wie einst einer der Stammväter: Jakob, der auch die ganze Nacht mit Gott gerungen hat. Nur dieses Ringen Jesu war anders. Es war ein Ringen, das wir auch in unserem geistlichen Leben kennen: Es ist das Ringen zwischen unserer Seele, unserem Ego. Jesus nennt es hier „das Fleisch“. Das ist der Teil in uns, dem es darum geht, dass es uns gut geht. Dass wir uns wohl fühlen. Möglichst immer, überall und vor allem sofort!


Und auf der anderen Seite dieses Ringkampfes steht unser Geist. Das ist der Teil in uns, der durch den Heiligen Geist in Verbindung mit Gott steht. Unsere Seele, bzw. unser „Fleisch“, ist nicht von vornherein schlecht, oder böse. Aber für das Fleisch ist wohlfühlen wichtiger als Gehorsam. „Hauptsache mir geht es jetzt gut!“


Durch den Geist können wir Gottes Willen für uns erfahren. Der Wille Gottes für uns ist das Beste, was uns langfristig passieren kann. Aber dieser langfristige Plan beinhaltet manchmal, dass wir kurzfristig unangenehme Dinge in Kauf nehmen müssen.


Wenn ich ein guter Musiker oder Sportler werden möchte, muss ich, um dieses Ziel zu erreichen, üben, bzw. trainieren. Das kostet mich Überwindung. Die Seele sagt: Auf der Couch, vor dem Fernseher, ist es viel gemütlicher, als im Nieselregen joggen zu gehen. Aber mein Geist weiß, wenn ich der Seele ihren Willen lasse, dann werde ich beim Marathonlauf nicht ins Ziel kommen. Ich muss also eine Entscheidung treffen: Wem will ich mehr gehorchen? Der Seele, oder dem Geist?


„Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach“, sagt Jesus zu seinen Jüngern, als sie vergeblich gegen den Schlaf angekämpft hatten.


Er selbst hat sich aber dafür entschieden, sich dem Willen seines Vaters im Himmel unterzuordnen: Vers 36 »Abba, Vater«, sagte er, »dir ist alles möglich. Lass diesen Leidenskelch an mir vorübergehen. Doch dein Wille geschehe, nicht meiner.«

 

Verständlicher Weise war die Enttäuschung bei Jesus groß, als er seine Jünger, während er im Gebet gerungen hat, schlafend vorgefunden hat.

Ich stelle mir vor, wie Jesus, so wie meinen Namensfetter damals, heute mich fragt: „Kannst du nicht eine Stunde mit mir wachen?“

 

Ehrlich gesagt: Mir ist es auch schwer gefallen, eine, oder sogar mehrere Stunden im Gebet zu „wachen“. Jetzt könnte ich das als gegeben hinnehmen und sagen: „Das ist halt so…“

Aber ich habe beschlossen, dieser „Unfähigkeit“ auf den Grund zu gehen und hab darüber ein Sozo gemacht. Später mehr dazu.

 

Jesus wünscht sich nicht nur einen Verbündeten an seiner Seite. Er gibt uns einen Schlüssel in die Hand, die uns dabei hilft, nicht in Versuchung zu geraten. Vers 38: Wacht und betet, damit ihr nicht in Versuchung kommt!

 

Dieses „Spiel“, dass Jesus sich zum Gebet zurückzieht und er die Jünger dann schlafend vorfindet wiederholt sich drei Mal. Erst nach der dritten Runde sagt Jesus: „Genug! Jetzt ist die Stunde da, vor der ich mich so gefürchtet habe. Jetzt werde ich in die Hände der Sünder ausgeliefert. Ab nun bestimmen andere, die es nicht gut mit mir meinen, über mein weiteres Schicksal. Jetzt kommen Gefangenname, Folter, Spott, Schmerzen, Ablehnung, Schande, Kreuzigung, Tod.“

Noch schlimmer für Jesus als die physischen und psychischen Schmerzen, die ihm unmittelbar bevorstanden, war das Wissen, dass er durch sein Opfer all die Sünde und Schuld der ganzen Menschheit auf sich nehmen würde und dadurch nicht mehr in der Nähe seines himmlischen Vaters bleiben konnte. Das war das, wovor er sich am meisten gefürchtet hat.

 

Seine Seele hat in diesem Garten geschrien: „Lauf weg!“, und: „Lass diesen Kelch an mir vorüber gehen!“

Aber obwohl diese Geschichte im Garten Gethsemane ganz anderes verlaufen ist, als er es sich gewünscht hätte, tritt Jesus jetzt „gestärkt im Herrn“ (Buch von Bill Johnson; Das persönliche Krafttraining im Herrn) diesem Karfreitag, dieser schwersten Prüfung für sein Leben, entgegen. Er ist selbst in dieser furchtbaren und ausweglosen Situation nicht passiv und ergibt sich nicht einfach so in sein Schicksal, sondern geht aktiv dem Unausweichlichen entgegen: Verse 41+42: Es ist so weit. Der Menschensohn wird in die Hände der Sünder ausgeliefert. Kommt, lasst uns gehen. Der Verräter ist da!

 


Ich nehme mir drei Dinge aus dieser Geschichte mit:


1.   Wir brauchen einander

Jesus hat seine Jünger ausgesucht und sehr viel Zeit mit ihnen verbracht. Sogar Judas, von dem er wusste, dass er ihn verraten würde, hat er die Füße gewaschen und mit ihm das Brot beim letzten Abendmahl geteilt.


Jesus hat uns hier als Gemeinde zusammengestellt. Wir sind kein heiliger Club von perfekten Erretteten. Wir sind eine Weggemeinschaft von Menschen, die Jesus nachfolgen. Keiner von uns ist vollkommen. Wir lernen gemeinsam. Wir kämpfen gemeinsam. Wir siegen gemeinsam. Und wenn jemand leidet, dann leiden alle Glieder mit. (Predigt von Bronwin letzte Woche).


Wenn Jesus es nötig hatte, dass er Menschen aus Fleisch und Blut um sich hat, wieviel mehr haben es wir dann nötig?


Wir alle haben unterschiedliche Vorlieben, Geschmäcker, Gaben usw. Wir haben unterschiedliche kulturelle Prägungen, eine unterschiedliche Geschichte. Da sind Missverständnisse und Meinungsverschiedenheiten geradezu vorprogrammiert und daher unausweichlich.


Entscheidend ist, wie wir mit diesen Unterschieden und daraus resultierenden Spannungen umgehen. Schaffen wir es, dass wir den anderen TROTZDEM höher achten, als uns selbst? Schaffen wir es, einander zu lieben, obwohl mich der Bruder oder die Schwester gerade aufregt?


Oder folgen wir unserer Seele, unserem „Gefühl“, und suchen uns eine andere Gemeinde, die auf den ersten Blick „besser“ aussieht? Wo der Lobpreis mitreißender, die Predigt ansprechender, die Räumlichkeiten schöner und die Gemeinschaft lebendiger ist?


Oder wir ziehen uns überhaupt zurück und leben ein „Er-ich“ Christsein?

 

Wir brauchen einander. Hier und jetzt.

 


2.   Wir brauchen einen „Gebetsgarten“


So wie Jesus sich immer wieder wie auch in der Geschichte, die wir heute gelesen haben, in diesen Garten zurückgezogen hat, um seinem Vater sein Herz auszuschütten, so brauchen wir auch diese tägliche persönliche Zeit mit Gott.

 

Meine Sozo Erfahrung: Für mich war Gebet früher eher mühsam und mir wurde schnell langweilig dabei. Gleichzeitig war es immer mein Wunsch, so innig und vertraut mit Jesus im Gespräch zu bleiben, wie in dem Film "Die Hütte", wo die Hauptperson tiefe, persönliche und gleichzeitig entspannte Gespräche mit allen drei Personen Gottes führt. In manchen Momenten habe ich solche Gespräche führen können, aber meist war da ganz schnell ein Ende des Gesprächs.

 

Im Sozo sind wir draufgekommen, dass das viel mit Kommunikation zu tun hat. Wir haben unter anderem den Satz gebrochen: „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.“ Manchmal ist es ja auch wirklich besser, nichts zu sagen, als irgendeinen Blödsinn daher zu reden.


Aber sehr oft, und so war es auch bei mir, führte das zu der Haltung: „Besser nichts sagen, bevor ich mich blamiere.“ Und so bin ich immer schweigsamer geworden, wenn es darum geht mein Inneres mitzuteilen. (Ich weiß, ich bin nicht der einzige Mann mit diesem Problem)


Und das hat auch negative Auswirkung auf meine Gebetsbegeisterung gehabt. Ich weiß zwar in meinem Kopf, dass ich Jesus alles anvertrauen kann, aber in der Praxis habe ich auch ihn immer öfter angeschwiegen. Interessanterweise wurde dadurch Jesus mir gegenüber auch immer schweigsamer.

Seit ich diese Lüge gebrochen habe, fühle ich mich freier und interessanterweise nehme ich jetzt auch das „Reden meines eigenen Herzens“ wieder besser wahr und kann mich daher wieder besser mitteilen.

All diese neuen Erkenntnisse nehme ich in meinen persönlichen Gebetsgarten mit. Dieser Gebetsgarten ist für mich überall. Ich brauche mich gedanklich nur dahin zu begeben. Gott ist bereits da und wartet auf mich.

 


3.   Wir brauchen ein ganzes „Ja“ zu Gottes Plänen für uns.


Als Jesus auf diese Erde kam und ganz Mensch wurde, stand Gottes wunderbarer Plan dahinter. Nichts geschah zufällig. Weil Jesus, auch als Mensch, ganz seinem himmlischen Vater vertraut hat, konnte der Plan Gottes in allen Einzelheiten gelingen.


Gott hat nicht nur für Jesus einen Plan gehabt. Er hat einen ganz besonderen und vollkommenen Plan für jeden von uns. Allerdings stößt dieser Plan auf eine, selbst für Gott unüberwindbare, Grenze: Unser freier Wille. Er wird seinen Plan für dein Leben immer nur in dem Maße Wirklichkeit werden lassen, wie du das zulässt. „Without him we can’t, but without us he won’t”. Ohne ihn geht’s nicht, aber ohne uns wird’s nicht.

Was ich mir hier von Jesus mitnehme ist seine absolute Bereitschaft, sich Gott in allem unterzuordnen und seinen Willen höher zu achter, selbst als seine eigenen Ängste. Und diese Ängste waren nicht unbegründet.

 

Das Schöne ist, dass Gott seine Pläne für unser Leben nicht für sich behalten will, sondern er sie uns gerne mitteilt, wenn wir uns danach ausstrecken. Selbstredend macht so ein Ausstrecken nach diesen Plänen nur dann Sinn, wenn ich bereit bin, das auch in meinem Leben Realität werden zu lassen, was Gott für mich bereit hält.

 

Gottes Pläne für mich sind immer gut. Das heißt nicht, dass sie nicht auch Herausforderungen, Mühe, Schweiß und auch Tränen beinhalten. Aber Gott sieht immer das größere Ganze. Ihm zu vertrauen, dass er alles gut machen wird, auch wenn ich es noch nicht erkennen kann, das nennt man „Glauben“.

 

 

Wir stehen vor einer ganz besonderen Woche. Fast die Hälfte der Evangelien beschreibt die Dinge, derer wir in dieser Woche gedenken.


Nimm die Gelegenheit wahr und halte inne. Ergreife diese Chance und lass die Geschehnisse rund um die Passion Christi auf dich wirken.

 

Ich habe heute einige Aspekte rund um diesen Gebetskampf Jesu im Garten Gethsemane beleuchtet. Es ist vollkommen OK, wenn du dir nur einen einzigen Gedanken davon mitnimmst. Weniger ist oft mehr. Aber nütze diese kommende Woche, um diesem Jesus, der buchstäblich alles für dich getan hat, näher zu kommen. Ihm mehr zu vertrauen, ihm mehr Platz in deinem Herzen einzuräumen, ihn ganzheitlicher anzubeten.


Sein Tod am Kreuz, den er trotz seiner Ängste auf sich genommen hat, hat für dich alles verändert. Er ermöglicht dir nichts Geringeres als ein Leben als Kind Gottes. Hier auf Erden und in alle Ewigkeit.

Darum ergreife heute und in dieser Woche diese Gelegenheit!

 

 

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