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Verloren und gefunden (Lukas 15)

  • Peter Köttritsch
  • 6. Juli
  • 8 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 7. Juli


Wer hat schon einmal sein Handy, Brieftasche, oder ähnliches verloren?

 

Ich habe vor kurzem eine nette Geschichte gelesen, mit der ich einsteigen möchte:

Lost & Found – eine wahre Geschichte, von Martin Knobel

 

Es ist Freitag Nacht im Südschwarzwald – mein bester Freund und Ich haben seit Wochen eine Nachtwanderung geplant.

Es schneit wie verrückt.

Egal.

In diesen Zeiten sind die wenigen echten sozialen Kontakte so wertvoll wie Wasser in der Wüste. Wir beschließen: „Wir sagen nicht ab - Wir ziehen das jetzt durch!“.

 

Es ist kalt und nass und furchtbar ungemütlich – und erfrischend lebendig. Herumalbern mit einem geliebten Menschen und langjährigen Wegbegleiter. Schneebälle werfen und gemeinsam darüber lachen.

Ernsthafte Gespräche über aktuelle und zukünftige Sorgen.

Über die Geschicke der Welt.

Über aktuelle Politik.

Über den derzeitigen Stand der Gesellschaft.

Es findet ein wahrer Austausch von Meinungen statt – ohne Streit, ohne Missachtung dem Anderen gegenüber, wenn Ansichten auseinander gehen.

Es ist eine Begegnung auf Augenhöhe, getragen vom Respekt für das Gegenüber.

Es ist eine Begegnung von Mensch zu Mensch.

Wir spazieren grinsend durch den Schneematsch und freuen uns über die schneidend kalte Luft, welche bei jedem Atemzug unsere Lungen füllt.

Zwei Stunden später verabschieden wir uns – durchnässt und durchgefroren und glücklich.

Ich komme kurz darauf bei meiner Freundin an – greife in die Jackentasche – mein Schlüsselbund ist verschwunden. Spontaner Druckabfall auf der Kommandobrücke. Es gab in den vergangenen 3 Stunden 30 cm Neuschnee – die Erkenntnis kommt recht schnell, meine Schlüssel sind verloren.

Ich werde nicht mehr in mein Haus, meine Wohnung kommen – mein Vermieter wohnt nicht in Deutschland – mein zynisches Spiegelbild sagt mir: „Das hast Du ja jetzt toll gemacht – Du mit deiner Schneewanderung – Eine Runde Applaus für den Herrn!“.

Am nächsten Morgen stehe ich vor meiner verschlossenen Haustüre. Ich rufe meinem Vermieter an, um den Verlust zu beichten – wir sind gerade dabei, eine Möglichkeit zu suchen, wie er mir einen Schlüssel zukommen lassen kann – es entsteht eine Kaskade von Problemen – wir diskutieren mögliche Lösungen.

Mein Nachbar läuft vorbei – er habe beim Schnee fräsen heute Morgen einen Schlüsselbund gefunden – ob das meiner sei.

Ich kann es kaum glauben – ich halte meine Schlüssel in den Händen – ramponiert zwar, aber fast vollständig. Ich komme ins Haus, in meine Wohnung. Ich schreibe auf, was mir passiert ist - fühle mich vom Glück geküsst.

Was für eine emotionale Achterbahnfahrt.

Mensch, verlier deine Schlüssel nicht!

 

Wenn er gebetet hätte, würde die Geschichte glatt als „Typisch Gott Geschichte“ durchgehen.

 

Nicht nur Gegenstände, auch Menschen können verloren gehen. Im wörtlichen Sinne (Kinder, Demenzkranke), aber vor allem im übertragenen Sinn.

 

Wir haben einen Gott, der sich so sehr nach uns sehnt, dass er sich nicht zu schade dafür ist, nach uns zu suchen. Schon am Anfang der Bibel fragt Gott: „Adam [Mensch], wo bist du?" (1. Mose 3,9) Er hat so große Sehnsucht nach uns, dass er nach uns (nach deinem und meinem Herzen) sucht.

Vor dem Sündenfall heißt es: Adam und seine Frau waren beide nackt, aber sie schämten sich nicht. (1. Mose 2,25) Scham hat fast immer etwas mit Schuld zu tun, so auch bei Adam und Eva.

Sie haben sich vor Gott versteckt. Die Begründung: „Wir sind nackt“, war nur ein Vorwand, um sich nicht ihrer Schuld und dem daraus resultierenden Verlorensein stellen zu müssen.

Gott ist absolut heilig. Sünde und Gott passen einfach nicht zusammen. Sie stoßen sich gegenseitig ab, wie zwei gleiche Pole von Magneten. Nachdem der Mensch zum Sünder geworden ist, flieht, bzw. versteckt er sich vor Gott. Aber wohin?

 

Der Prophet Jona wollte vor Gott fliehen. Ohne Erfolg.

In Psalm 139 denkt David darüber nach, wohin ein Mensch vor Gott fliehen könnte: Im Himmel, im Totenreich, im äußersten Osten, oder am Ende des Meeres? Überall ist Gott! Nicht einmal die Dunkelheit kann ihn fernhalten: Die Nacht scheint [bei dir] so hell wie der Tag und die Finsternis so strahlend wie das Licht. (Psalm 139,12)

 

Aber wohin soll ich dann fliehen mit meiner Schuld? Was mache ich mit meiner Scham?

Jesus ruft vom Kreuz aus jedem Menschen zu: „Gebt mir eure Schuld, ich habe sie getragen. Auch deine ganze Scham kannst du bei mir abladen und dich bei mir verstecken“. Das ist das ganz besondere Angebot, das Jesus dir macht.

Wenn der heilige Gott dann dich sieht, sieht er Jesus, den du „angezogen“ hast. Beim Karfreitagsgottesdienst habe ich über den „Großen Tausch“ gesprochen, den Jesus uns anbietet.

 

So lange, bis jemand auf dieses Tauschangebot Gottes eingegangen ist, bleibt jeder Mensch alleine mit seiner Schuld und der daraus resultierenden Scham. Die Bibel nennt diesen Zustand: „Verloren“.

 

Auch wenn viele Menschen ihr Verlorensein nicht wahrhaben wollen, ändert das nichts an der geistlichen Tatsache, dass dem so ist.

Dieses Verlorensein zeigt sich meist in einem riesigen Loch, dass fast alle Menschen zu füllen versuchen. Und deshalb stopfen die Menschen alles Mögliche in dieses Loch hinein: Geld und alles, was man sich für Geld kaufen kann, Beziehungen, Sex, Erfolg (Beruf, Sport, Wirtschaft…), bis hin zu „höherer Erkenntnis“, die manche Religionen oder esoterische Kreise anbieten.

 

Es gibt, wenn man es so betrachtet, nur zwei Arten von Menschen: Verlorene und Gefundene (Errettete).

Alle, die sich von Gott finden haben lassen, die vor ihm kapituliert haben, die sind Errettete! Alle anderen bleiben Suchende.

 

Aber was heißt das jetzt ganz praktisch für uns Errettete?

Hurra, alles ist wunderbar! Wir sind jetzt schon im Himmel (auch, wenn wir noch auf der Erde leben)! Lasst uns feiern und uns darüber freuen, dass er uns „gefunden“ hat. Wir wollen ihn den ganzen Tag loben und preisen!

Ja, aber das ist nur eine Seite der Medaille.

 

Bei aller Begeisterung und Freude darüber, dass wir jetzt zu Gott gehören, und dass nichts und niemand mehr uns aus seiner Hand reißen kann, dürfen wir die nicht übersehen, die sich noch nicht von Gott haben finden lassen.

 

Als Christen haben wir das Privileg, ganz unmittelbar bei Gott sein zu dürfen. Seinen Herzschlag zu spüren. Von ihm jeden Tag Hilfe, Trost und Segen zu erfahren. Aber gerade, wenn wir uns ganz nahe bei Gott fühlen, stehen wir in der Gefahr, uns von der „bösen Welt“ abgrenzen zu wollen. Versteht mich nicht falsch. Natürlich darf die Welt mit all ihren Verlockungen nicht mehr unser Herr sein. Das, was in der Welt erstrebenswert erscheint (Macht haben, um andere unterdrücken, oder ausnützen zu können, Vergleichen, Tratsch, ausschweifender Lebensstil usw.), all das haben wir hinter uns gelassen.

Aber leider passiert es dann immer wieder, dass wir die Menschen, die noch verloren sind, verurteilen (weil ich ja jetzt besser bin) und meiden (damit sie mich nicht mit ihrer „Schlechtigkeit" anstecken.)

 

Natürlich braucht es da Weisheit. Wenn ein Mann gläubig wird und von seiner Alkoholsucht befreit wird, dann ist es vielleicht ratsam, wenn er eine Zeit lang etwas Abstand zu seinen früheren Saufkumpanen hat, um nicht unnötig wieder in Versuchung zu geraten.

 

Aber daraus abzuleiten, dass man als Christ auf kein Fest gehen darf, weil dort viel getrunken wird, wäre das Kind mit dem Bade ausschütten.

 

Dennoch passiert genau das leider immer wieder.

Was ist aber, wenn dich Gott genau dorthin schickt, wo viel gesündigt wird? Jetzt nicht, um beim Treiben dieser Welt frisch fröhlich mitzumachen, sondern um dort für ihn ein Zeugnis zu sein.

Was ist, wenn er dich aufs nächste Zeltfest, in eine Bar, auf einen esoterischen Markt, oder vielleicht sogar in ein Bordell schickt? (Natürlich nicht, um die Dienste der dort arbeitenden Damen in Anspruch zu nehmen, sondern um ihnen im Namen Jesu zu dienen!)

 

In der Zeit, in der Jesus als Mensch auf dieser Erde war, gab es Gruppen von streng gläubigen Juden (Pharisäer und Schriftgelehrte). Sie hüteten sich davor, mit Sündern auch nur in Berührung zu kommen. In ihrer Selbstgerechtigkeit haben sie eine Sache vollkommen übersehen: Dass Gott alle Menschen liebt und er sich nach allen sehnt. Er hat sich nicht nur auf die Suche nach Adam gemacht, als dieser in Sünde fiel. Er hat sich auch auf die Suche nach dir gemacht und er ist auf der Suche nach jedem Drogen Junkie, nach jeder Prostituierten, selbst nach jedem Schwerverbrecher. Weil er alle Menschen liebt und nicht will, dass auch nur einer verloren geht.

 

In Lukas 15 erzählt Jesus gleich drei Gleichnisse, die davon handeln, wie etwas verloren geht. In allen drei Gleichnissen wird diese Sehnsucht Gottes, das was verloren ist, wieder zu „finden“ groß aufgezeigt.

 

1 Immer wieder kamen viele Zolleinnehmer und andere verrufene Leute zu Jesus, um ihn zu hören.

2 Die Pharisäer und Schriftgelehrten ärgerten sich und schimpften: »Mit welchem Gesindel gibt der sich da ab! Er isst sogar mit ihnen!«

3 Da erzählte Jesus ihnen folgendes Gleichnis:

4 »Stellt euch vor, einer von euch hätte hundert Schafe und eins davon geht verloren, was wird er tun? Lässt er nicht die neunundneunzig in der Steppe zurück, um das verlorene Schaf so lange zu suchen, bis er es gefunden hat?

5 Wenn er es dann findet, nimmt er es voller Freude auf seine Schultern

6 und trägt es nach Hause. Dort angekommen ruft er seine Freunde und Nachbarn zusammen: ›Freut euch mit mir, ich habe mein verlorenes Schaf wiedergefunden!‹

7 Ich sage euch: So wird auch im Himmel Freude herrschen über einen Sünder, der zu Gott umkehrt – mehr als über neunundneunzig andere, die nach Gottes Willen leben und es deshalb gar nicht nötig haben, zu ihm umzukehren.

8 Oder nehmt ein anderes Beispiel: Eine Frau hat zehn Silbermünzen gespart. Eines Tages verliert sie eine davon. Sofort zündet sie eine Lampe an, stellt das ganze Haus auf den Kopf und sucht in allen Ecken.

9 Endlich findet sie die Münze. Sie ruft ihre Freundinnen und Nachbarinnen zusammen und erzählt: ›Ich habe mein verlorenes Geld wiedergefunden! Freut euch mit mir!‹

10 Genauso freuen sich auch die Engel Gottes, wenn ein einziger Sünder zu Gott umkehrt.«

 

Das dritte Gleichnis ist die berühmte Geschichte vom verlorenen Sohn.

Genau genommen sind beide Söhne, die in dieser Geschichte vorkommen, verloren, auch der zweite, der den väterlichen Betrieb nie verlassen hat. Er war immer brav und treu. Er hat nie etwas Unrechtes getan, oder offen rebelliert (so wie sein jüngerer Bruder). Trotzdem war er verloren. Er war zwar physisch in der Nähe des Vaters, aber sein Herz war sehr weit entfernt von ihm.

 

Könnt ihr dieses Verlangen Gottes nach den Verlorenen aus diesen drei Geschichten heraushören?

Wenn diese Menschen Gott so unendlich wichtig sind, so wichtig, dass er seinen Sohn nicht nur auf die Erde geschickt hat, sondern ihn für alle diese Verlorenen (nicht nur für uns „brave Christen") ans Kreuz hat gehen lassen, dann können uns diese Menschen nicht egal sein.

Natürlich können wir keinen einzigen Menschen in den Himmel hineinretten, das kann nur Gott. Aber wir als seine Kinder und als Jünger Jesu dürfen uns vom Heiligen Geist auch diese Leidenschaft für die Verlorenen geben lassen. Wir können ihn bitten, dass er uns Strategien und Wege zeigt, wie wir diesen Menschen, die sich noch nicht haben finden lassen, näher zum Vater hin lieben können.

 

Was heißt das jetzt ganz praktisch?

Wenn du selber noch nicht sicher bist, ob Gott dich wirklich schon gefunden hat, wenn dein Herz noch unsicher ist und du dieses Loch immer noch verspürst, dann komm nach dem Gottesdienst zum Gebetsteam. Sie werden dir helfen, in diese lebensverändernde und sinnerfüllende Beziehung mit dem Vater im Himmel zu kommen.

 

Wenn du schon zu den „Gefundenen“ gehörst, wenn du von ganzem Herzen „Ja“ zu Jesus gesagt hast, dass er dein Herr und Heiland ist, dann bitte den Heiligen Geist, dir einen Menschen in deinem Umfeld zu zeigen, der noch „verloren“ ist. Der vielleicht auf der Suche nach Sinn, nach Hoffnung, nach Anerkennung ist. Ein Mensch, der dabei ist zu erkennen, dass er dieses Loch in seinem Herzen hat, das er nicht selber füllen kann. Das ist eine sehr wichtige Erkenntnis für uns Menschen.

Dann fang als erstes an, für diese Person zu beten. Und dann frage Gott, was du darüber hinaus tun kannst, damit dieser Mensch bereit wird, diesen suchenden Gott kennen zu lernen.

 

Wenn dieser suchende Mensch sich von Gott finden lässt, dann wird die Freude im Himmel und auch auf der Erde sehr groß sein. Sowohl bei diesem Menschen, als auch bei dir.

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