Der große Tausch
- Peter Köttritsch
- 18. Apr.
- 3 Min. Lesezeit
Zu Karfreitag gedenken wir eines der wichtigsten Tage, die es in der Geschichte der Menschheit gegeben hat. Das, was Jesus Christus am Kreuz von Golgatha getan hat, kann man als den größten und unglaublichsten Tausch aus Liebe, der jemals stattgefunden hat, bezeichnen.
Ich denke, jeder von uns hat schon einmal aus Liebe zu jemandem das kleinere Kuchenstück gewählt, freiwillig ein Privileg hergegeben, oder z.B. ein Kind ein Spiel gewinnen lassen. Das hat uns nicht wirklich etwas gekostet. Im Gegenteil. Wenn dir ein Dreijähriger ein Tor schießt, dann freut sich das Papa- oder Opa Herz für den Kleinen mit.
Wenn ich aber ein schlechtes Tauschgeschäft mache und merke, dass ich übervorteilt worden bin, dann kann das ärgerlich, manchmal sogar schmerzhaft sein.
Wenn wir die Wahl zwischen zwei möglichen Übeln haben, dann versuchen wir das geringere Übel zu wählen. Vor allem, wenn es um unser Leben geht, dann tun wir in der Regel so ziemlich alles, um unsere Haut zuerst zu retten. Erst dann denken wir vielleicht an die anderen.
1 Thessaöonicher 5,10: Christus ist für uns gestorben, damit wir für immer zusammen mit ihm leben.
Er hat also sein Leben für das unsere eingetauscht.
Wie wir schon u.a. beim Versöhnungsabend gesehen haben, haben wir unser Recht auf das ewige Leben verspielt. Wir sind durch die Sünde von der Herrlichkeit Gottes abgeschnitten. So, wie Jesus das im Gleichnis vom armen Lazarus (Lukas 16) beschreibt, lag aufgrund unserer Vergehen ein tiefer und unüberwindbarer Graben zwischen Gottes Herrlichkeit und uns. Es gibt keine Chance für uns, aus eigener Kraft diesen Graben zu überwinden.
Die Konsequenz unserer Sünde ist der Tod.
Jesus hat diesen qualvollen und schmachvollen Tod, den wir verdient hätten, auf sich genommen. Er hat sein Leben in der Herrlichkeit Gottes eingetauscht gegen das Kreuz.
Was das alles bereits an körperlichen Schmerzen bedeutet hat, können wir uns kaum vorstellen. Er wurde verhöhnt, geschlagen, angespuckt.
Vor ein paar Jahren sorgte der Film „Die Passion Christi“ von Mel Gibson für Aufregung, weil er darin die Qualen, die Jesus erleiden musste, ungeschönt darstellte. Für mich waren die Darstellungen im Film keine Übertreibung, sondern vermutlich sehr realistisch.
Die Geißelung Jesu war eine grausame und demütigende Tortur. Römische Soldaten verwendeten eine Peitsche mit mehreren Lederriemen und Metallsplittern an den Enden. Die Schläge rissen das Fleisch auf, verursachten tiefe Wunden und entsetzliche Schmerzen.
Die Kreuzigung selber will und kann ich gar nicht beschreiben.
Noch größer als der körperliche und der seelische Schmerz (er war zu Unrecht verurteilt und er wurde von seinen engsten Freunden im Stich gelassen), war für ihn der geistliche Schmerz. Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen!
Das, was Jesus so einzigartig gemacht hat, war seine unzerstörbare Beziehung zum Vater im Himmel. Sie war ihm wichtiger als alles andere. Wichtiger als Anerkennung von anderen, wichtiger als Essen, oder Schlaf; man kann sagen: Wichtiger als sein Leben. Und doch musste er am Kreuz, als er mit unseren Sünden beladen dort hing, eine „Gottesferne“ ertragen, die ihn im wahrsten Sinn des Wortes umgebracht hat.
Warum tut jemand so etwas?
Es gab in der Geschichte immer wieder besondere Menschen, die ihr Leben für andere geopfert haben.
Nicky Gumbel beschreibt in seinem Buch eine ergreifende Begebenheit. Beim Bau der Burmesischen Eisenbahn wurden Häftlinge als Zwangsarbeiter eingesetzt. Am Ende des Tages wurden alle Werkzeuge eingesammelt und ein Aufseher stellte fest, dass eine Schaufel fehlt. Er ließ alle Zwangsarbeiter in einer Reihe aufstellen. Er legte sein Maschinengewehr an und sagte: „Der, der die Schaufel gestohlen hat, soll vortreten.“ Nachdem keiner nach vorn trat, brüllte der Aufseher: „Wenn das so ist, dann sterbt ihr alle!“ Da trat ein Arbeiter nach vor und wurde sofort exekutiert.
Später stellte sich heraus, dass sich der Aufseher verzählt hatte, es hatte gar keine Schaufel gefehlt.
Der mutige Häftling hatte mit seinem Opfer das Leben seiner Kameraden gerettet.
Das, was Jesus getan hat, geht da noch weit darüber hinaus, weil es eine Ewigkeitsdimension hat.
Je mehr ich das Kreuz betrachte und mehr ich darüber nachdenke, welchen unglaublichen Tausch da Jesus für mich eingegangen ist, desto mehr kann ich gar nicht anders, als ihm zu danken und meine Knie vor ihm beugen. Er ist mein König! Ihn allein will ich anbeten.
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