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  • Peter Köttritsch

Gemeinde als Kraft


Chuck Norris hat mit Superman gewettet, wer stärker ist.

Der Verlierer muss seitdem die Unterhose über der Hose tragen.

 

Nicht nur bei uns, auch in Deutschland, den USA usw. sind demnächst, bzw. waren kürzlich, Wahlen. Bei einer Wahl werden die Kräfteverhältnisse der jeweiligen politischen Lager neu geordnet. Je nachdem, welche Kräfte gerade an der Macht sind, beeinflussen sie unsere Gesetze, unsere Werte und damit unsere Gesellschaft.

Es gibt über die politischen Parteien hinaus noch sehr viele andere Kräfte, die auf uns Menschen - und somit auch auf die Gesellschaft - Einfluss haben. Ich spreche da nicht nur von geistlichen Mächten. Auch verschiedene ganz normale irdische Institutionen wie Vereine, Gewerkschaften, Kirchen usw. sind Kräfte, die auf jeden Einzelnen und auf uns alle einwirken. Das ist zunächst einmal wertneutral, also nicht von vornherein gut, oder schlecht.

 

Jesus hat gesagt: Mein Reich ist nicht von dieser Welt. Deshalb gelten in seinem Reich ganz andere Gesetzmäßigkeiten und Regeln, als in weltlichen Reichen. Und deshalb kann man auch mit dem, was Jesus z.B. in der Bergpredigt gelehrt hat, keine weltliche Politik machen. Das funktioniert einfach nicht. Jemand, der von Gott kein neues Herz bekommen hat, ist kaum in der Lage, seine Feinde echt zu lieben. Oder eine Bank, die Geld verleihen würde, ohne es zurück zu verlangen, würde im Nu Pleite gehen.

Das bedeutet aber nicht, dass das Reich Gottes nichts mit unserer Welt im Hier und Jetzt zu tun hätte. Wir Christen (und vermutlich ist das bei allen anderen Religionen ähnlich) stehen in der Gefahr, „in ihrer eigenen Welt“ zu leben. Am Sonntag haben wir heile Welt. Da sind wir alle lieb und nett zueinander. Da verhalten wir uns nach den frommen Regeln. Aber dann sind wir wieder in der „realen“ Welt. Und da geht es ganz anders zu. Ich spreche da natürlich überhaupt nicht von unserer Gemeinde. 😊 Aber dieses Verhalten habe ich leider schon sehr oft beobachtet.

 

Das Reich von Jesus ist zwar nicht von dieser Welt, aber es ist in dieser Welt. (Nicht nur im Himmel!) Und zwar in erster Linie als seine Gemeinde. Die Gemeinde ist die manifestierte Gegenwart Jesu hier auf Erden. Als solche ist sie eine Kraft. Keine parteipolitische Kraft, aber sehr wohl eine politische Kraft in dem Sinn, dass sie die Berufung hat, diese Welt nach seinen Normen und Vorstellungen zu gestalten.

Das Evangelium wird von Paulus in Römer 1,16 als Kraft Gottes beschrieben, die jeden rettet, der an diese Kraft glaubt. Und mit Rettung ist viel mehr gemeint, als „in den Himmel kommen“!

Die Rettung Gottes zu kennen meint im Hier und Jetzt, selbst in der ausweglosesten Situation Zugang zu dem Gott zu haben, dem nichts unmöglich ist („Unmöglich ist keine Option“ singen wir gerne).

 

Wie sieht das denn jetzt ganz konkret aus, wenn wir, die Gemeinde Jesu, eine gesellschaftsprägende „politische“ Kraft sind? Wie können wir als Gemeinde unser Umfeld so prägen, dass dabei das Reich Gottes sichtbar, erlebbar, spürbar – eben lebendig wird?

 

Eine sehr gute Definition, was eine Gemeinde ist, finden wir bei Jerry Cook. (Sein Buch „Liebe, Annahme und Vergebung" darf ich euch nächste Woche vorstellen.)


„Die Gemeinde sind Menschen, die zum Dienst zugerüstet sind und im Namen Jesu an allen Orten Bedürfnisse stillen."

 

Wenn Gott an Kirche denkt, dann sieht er vor seinem geistigen Auge zu allererst kein Gebäude mit Turm (auch keine noch so schönen freikirchlichen Gemeinderäume), keine Institution mit viel bürokratischem Aufwand, keine Rituale, nicht einmal einen Gottesdienst, sondern er sieht Menschen.


In Matthäus 16,18 sagt Jesus: Du bist Petrus. Auf diesen Felsen werde ich meine Gemeinde bauen.


Er denkt dabei nicht nur an besonders geistliche Pastoren, sondern an dich!

Menschen, die ganz „Ja“ zu ihm gesagt haben. Die er leiten und lenken darf, weil sie ihm freiwillig gehorchen und bereit sind, sich von ihm verändern zu lassen.

Diese Menschen bekommen von ihm – manchmal direkt von ihm, meist in Kombination von verschiedensten „Programmen“ in der Gemeinde - eine Ausbildung. Sie werden „zum Dienst zugerüstet“ (Epheser 4,12!). Also befähigt und ermutigt, das, was der Heilige Geist in sie hineingelegt hat (geistliche Gaben), so einzusetzen, dass anderen Menschen dabei gedient wird. Diese anderen Menschen können Teil der Gemeinde sein (ein Beispiel wäre, wenn du z.B. an einem Sonntag in der musikalischen Anbetung dienst). Aber es wäre eine furchtbare Einschränkung, wenn wir nur einander dienen würden. Dann würden wir aufhören, eine Gemeinde als Kraft zu sein. Unsere Berufung ist es ja, diese Kraft Gottes, die aus seiner Liebe zu allen Menschen gespeist wird, genau jenen Menschen weiter zu geben, die Gott noch nicht kennen.

In seinem Namen bedeutet, dass wir unseren Mitmenschen in seinem Auftrag, mit seiner Kraft und „in seiner Art“ (so wie Jesus es getan hat) dienen, indem wir die Bedürfnisse unserer Mitmenschen stillen.

 

Statt Bedürfnisse kann man auch Begriffe wie Nöte, Herausforderungen, Sorgen usw. nehmen. Also Dinge, die unsere Mitmenschen beschäftigen und auf die sie keine befriedigenden Antworten, oder Lösungen, finden.

Wir haben uns in der letzten GL-Sitzung auch über dieses Thema unterhalten und festgestellt, dass es (zumindest bei uns im Mühlviertel) gar nicht so einfach ist, diese Nöte und Bedürfnisse zu benennen. Zum einen, weil viele Grundbedürfnisse nach Nahrung, Kleidung usw. bei den meisten Menschen hier befriedigt sind. Wir leben in großem Wohlstand, was ja grundsätzlich positiv ist. In vielen Teilen der Welt sind es eben auch die Christen, die sich um die Grundbedürfnisse ihrer Mitmenschen kümmern.

Zum anderen liegt die Schwierigkeit, die Nöte unserer Mitmenschen zu benennen, daran, dass wir im Mühlviertel eine Schamkultur haben, die besagt, dass ich meine Bedürftigkeit nicht zeigen darf. Und wenn sie doch offenbar wird, dann tun sich viele unserer Mitbürger schwer, Hilfe anzunehmen.

 

Wie gesagt, die wenigsten Bedürfnisse unserer Mitmenschen hier sind materieller Natur. Sehr wohl sehe ich aber sehr viel Not, wenn es um Dinge wie Anerkennung („Nichts gesagt ist Lob genug"), ehrliche Zuwendung, mich jemandem anvertrauen können, ohne Gerede fürchten zu müssen, „so sein dürfen, wie ich wirklich bin“ (echte Annahme) ... und dergleichen geht.

Ich sehe auch eine große Not in Paar Beziehungen („Wie können diese gelingen?"), in der Erziehung (Überforderung), im Umgang mit Medien („Was ist Wahrheit?") usw.

Ich denke, dass wir in vielen dieser Bereiche echte Kompetenzen haben.

 

Vor allem sehe ich, dass es ganz vielen Menschen an Hoffnung fehlt. Wir werden ständig bombardiert von negativen Nachrichten. Eine Krise jagt die nächste. Materiell gesehen geht es uns so gut, dass es eigentlich nicht mehr weiter nach oben gehen kann.

Und darüber hinaus erkennen immer mehr Menschen, dass Wohlstand alleine kein Garant für Zufriedenheit und Glück ist.

 

Wir haben eine Hoffnung in uns, die so stark ist, dass sie sogar über unseren Tod hinaus geht.


1. Petrus 3,15 Seid immer bereit, Rede und Antwort zu stehen, wenn euch andere nach der Hoffnung fragen, die euch erfüllt.

 

Natürlich ist es so, dass wir als einzelne Gläubige, auch als einzelne Gemeinde, nicht alle Bedürfnisse stillen und nicht allen Nöten begegnen können. Damit wären wir heillos überfordert. Aber gemeinsam mit all den Geschwistern aus den verschiedensten Kirchen und Gemeinden können wir sehr viel bewegen.

Wenn wir also sagen: „Wir sind so eine kleine Gemeinde, was können wir schon tun?", dann rechnen wir nicht mit Gottes Möglichkeiten.

Ein einzelner Feuerwehrmann kann keinen Großbrand löschen. Aber wenn der eine Feuerwehrmann seinen, vielleicht kleinen und in seinen Augen unbedeutenden, Job nicht macht, dann verzögert er nicht nur die Löscharbeiten, sondern bringt auch noch seine Kameraden in Gefahr.

 

Die „Gemeinde als Kraft“ ist die Hoffnung für die Welt. Warum? Weil Jesus die Hoffnung für sie ist und die Gemeinde sein „Leib“ ist. Wir sind seine Hände, Füße, Augen, Ohren und Mund.

Wer ist noch einmal die Gemeinde? Natürlich kann ein kirchliches Werk wie die Tafel, Caritas, Diakonie und dergleichen ganz viel Jesus-mäßiges tun. Aber diese Institutionen decken auch nur ein bestimmtes Spektrum ab. Sie entbinden uns nicht von dem Auftrag, den jeder einzelne von uns tun kann. Ganz flexibel, unbürokratisch und direkt dort, wo Hilfe, Trost, Ermutigung usw. benötigt wird. Nur du kannst manchmal deinem „Nächsten“ im Namen Jesu dienen. (Auch wenn dieses Wort aus der Mode gekommen zu sein scheint ... bzw. war es das ohnehin noch nie. Auch Jesus musste die Frage beantworten: „Wer ist mein Nächster?")

Du bist vielleicht gerade der Einzige, der Zugang zum Herzen dieses Menschen in Not hast. Ohne deinen Dienst im Namen Jesu würde dieser Mensch alleine mit seinen Sorgen, Nöten, Ängsten, was auch immer, bleiben. Er würde verloren bleiben. Jesus ist gekommen, um gerade diese Verlorenen zu suchen und sie zum lebendigen Wasser zu führen. Wenn du Jesus dienst, dann ist das jetzt auch deine Aufgabe!

 

 

Ich bin davon überzeugt, dass es kein Zufall war, dass Gott uns als Gemeinde hier ins Mühlviertel gesetzt hat. Gott hat uns den Auftrag gegeben, dort, wo wir sind, sein Versöhnungsangebot den Menschen zu erzählen, seine Werke zu tun (dazu gehören auch Heilungen, Zeichen und Wunder), Hoffnung zu verbreiten, Menschen zu dienen - kurz, sein Reich zu bauen. Sein Reich, das manchmal klein, unscheinbar und schwach erscheint. Aber wenn der Same aufgeht und die Ernte reif wird (siehe Sabines Predigt von letzter Woche), dann wird dieses Reich in Kraft, Macht und Herrlichkeit sichtbar werden.

Unser Privileg ist es, in dieser Kraft jetzt schon zu leben.

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