Dankbarkeit als Lebensstil
- Peter Köttritsch
- 28. Sept.
- 6 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 29. Sept.
Liebe Freunde! Wir feiern heute Erntedankfest.
Ein kleiner Junge betet abends: „Lieber Gott, danke für Mama, danke für Papa, danke für meine Spielsachen … und danke für … ähm … Moment … ich melde mich morgen wieder.“ 😊Â
Manchmal geht es uns genauso. Wir wollen danken – aber wir vergessen es. Wir nehmen vieles selbstverständlich; vielleicht haben wir sogar das Gefühl, ein Recht auf all die schönen und guten Dinge in unserem Leben zu haben.
Und genau darüber möchte ich heute mit euch sprechen. Dankbarkeit ist ein Schlüssel für Freude, für Frieden, für Nähe zu Gott und zu Menschen.
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1. Dankbarkeit in der Bibel
In 1. Thessalonicher 5,18Â lesen wir:
„Seid dankbar in allen Dingen; denn das ist der Wille Gottes in Christus Jesus für euch.“
Das klingt vielleicht auf den ersten Blick so, wie zu einem Traurigen zu sagen: Jetzt freu dich doch endlich! Das geht nicht so einfach.
Aber: Dieser Vers ist kein kleiner Tipp, sondern ein klarer Auftrag. Und zwar von niemand Geringeren als dem Heiligen Geist! Dankbar in allen Dingen – das klingt zwar fast unmöglich. Und doch steckt hier ein Geheimnis: Dankbarkeit hängt nicht von unseren Umständen ab, sondern von unserer Herzenshaltung.
In Psalm 100 heißt es:
„Geht zu seinen Toren ein mit Danken, zu seinen Vorhöfen mit Loben; dankt ihm, lobt seinen Namen! Denn der HERR ist freundlich, und seine Gnade währet ewig.“
Dankbarkeit ist das Tor in die Gegenwart Gottes.
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2. Warum ist Dankbarkeit so entscheidend?
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a) Dankbarkeit richtet den Blick neu aus
Wenn ich dankbar bin, sehe ich nicht mehr zuerst das, was fehlt, sondern das, was schon da ist. Manchmal braucht es diese neue Perspektive, die uns dabei hilft, in allem dankbar zu sein.
Beispiel: Ein Mann erzählte, wie er nach einem Unfall plötzlich dankbar war, dass er wieder laufen konnte – obwohl er vorher ständig über Rückenschmerzen geklagt hatte. Erst durch die Krise wurde ihm bewusst, wie wertvoll jeder Schritt ist.
b) Dankbarkeit schützt vor Bitterkeit
Vergleich macht unzufrieden und Unzufriedenheit macht unser Herz hart. Dankbarkeit wirkt wie ein Gegengift.
Praxistipp: Wenn du in der Gefahr stehst, immer die negativen Dinge zu sehen und Bitterkeit sich in deinem Herz breit macht, fange an, jeden Abend drei Dinge aufzuschreiben, für die du heute dankbar warst. Zuerst fällt dir am Anfang kaum etwas ein – aber wenn du nachdenkst, wirst du sehen, wie viele Gründe zur Dankbarkeit du jeden Tag hast. Und sei es „nur“ Sätze wie: „die Sonne schien heute“, „ich habe Kaffee getrunken“ usw. Nach ein paar Wochen wirst du merken, wie dein Blick weich, dein Herz froh und dein Leben voller Hoffnung wird. Die Bitterkeit wird, vielleicht langsam aber ganz bestimmt, der Hoffnung weichen müssen.
c) Dankbarkeit verbindet
·        Mit Gott, weil wir anerkennen: Alles Gute kommt von ihm.
·        Mit Menschen, weil ein einfaches „Danke“ Beziehungen stärkt.
Beispiel: Ich bedanke mich beim Busfahrer.
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3. Drei Dimensionen der Dankbarkeit
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1. Dankbarkeit gegenüber Gott
Wir danken Gott für das Leben, für seine Liebe, für jeden neuen Tag. Es gibt jeden Tag unendlich viele Gründe, Gott dankbar zu sein.
Ein Vorbild für mich in dieser Hinsicht ist Franz: „Es gibt gute und es gibt ganz gute Tage.“ Ich sehe ihn vor mir, wie er jeden Morgen, bevor er auf den Traktor steigt, Gott für Sonne, Regen und Wachstum dankt.
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2. Dankbarkeit gegenüber Menschen
Danke sagen zu Menschen, die uns begleiten und unterstützen, die für dich da sind und dir Gutes tun. Wenn du darüber nachdenkst, wirst du auf viele Menschen kommen, die dich positiv geprägt, dir geholfen, oder dich gefördert haben.
Sag deinen Eltern, deinem ehemaligen Lehrer, Trainer… „Danke“! Du wirst staunen, welche Reaktionen das hervorruft!
Beispiel: Ein junger Mann rief nach 15 Jahren seinen alten Fußballtrainer an und sagte: „Danke, dass du mich nie aufgegeben hast.“ Der Trainer war so bewegt, dass er Tränen in den Augen hatte.
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3. Dankbarkeit in schweren Zeiten (Dankbar in allen Dingen)
Das ist die Königsdisziplin im Bereich der Dankbarkeit.
Vor der Speisung der 5000 sagte Jesus „Danke“ zu seinem Vater, obwohl er „nicht genug“ hatte.
Die Bibel sagt nicht: „Seid dankbar für alles“, sondern „seid dankbar in allem“.
Kennt ihr das Lied: „It is well with my soul“ (Es ist gut/wohl für/mit meiner Seele)? Es ist eine Umschreibung von Römer 8,28: Wer Gott liebt, dem dient alles, was geschieht, zum Guten.Â
Ein sehr schönes Lied. Kennt ihr auch die Geschichte dahinter? Sie ist tief berührend:
Horatio Spafford war ein wohlhabender Rechtsanwalt in Chicago, verheiratet, Vater von fünf Kindern. Doch in seinem Leben gab es auch viele „Hiobsbotschaften“, im wahrsten Sinne des Wortes. Er musste viele Schicksalsschläge hinnehmen: 1870 starb sein kleiner Sohn. 1871 vernichtete der große Brand von Chicago fast sein gesamtes Vermögen.
1873 wollte die Familie eine Pause machen und nach Europa reisen, um Dwight L. Moody bei Evangelisationsveranstaltungen zu unterstützen. Horatio konnte geschäftlich nicht mitfahren, also schickte er seine Frau Anna mit den vier Töchtern voraus.
Das Schiff, die SS Ville du Havre, kollidierte mitten auf dem Atlantik mit einem anderen Schiff und sank in nur zwölf Minuten. Über 220 Menschen starben – darunter auch die vier Töchter. Nur seine Frau überlebte. Sie schickte ein Telegramm aus England: „Saved alone …“ („Allein gerettet“).
Horatio reiste sofort nach Europa. Als sein Schiff die Stelle erreichte, wo seine Töchter ertrunken waren, rief ihn der Kapitän zu sich. Dort, mitten im Atlantik, voller Schmerz und Verlust, schrieb Horatio die Worte eines Liedes, das bis heute weltweit gesungen wird:
„It is well with my soul …“
Er bekannte: „Was auch immer mir begegnet, du, Gott, hast mich gelehrt zu sagen: Es ist wohl mit meiner Seele.“
Stellt euch das vor: Ein Mann, der alles verloren hatte – Besitz, Kinder, Sicherheit – und doch fand er Worte des Dankes, des Vertrauens, der Hoffnung. Nicht, weil die Umstände gut waren, sondern weil er wusste: Gott ist größer als meine Umstände.
Horatio und Anna bekamen später noch drei weitere Kinder. Auch sie erlebten neue Trauer. Aber sie blieben ihrem Glauben treu. Schließlich zogen sie nach Jerusalem, wo sie eine Gemeinschaft gründeten, die Menschen aller Religionen und Kulturen half. Diese „American Colony“ existiert in Teilen bis heute.
Die Geschichte zeigt uns: Dankbarkeit heißt nicht, Leid schönzureden. Sie bedeutet, mitten im Leid ein tiefes Vertrauen auf Gott zu haben – ein Vertrauen, das sagt: „Herr, ich verstehe nicht alles, aber ich weiß, du bist da. Und das ist genug, um dankbar zu sein.“
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4. Hindernisse auf dem Weg zur Dankbarkeit
Manchmal fällt es uns schwer. Drei Hindernisse sind typisch:
1.  Vergleich – Wir schauen, was andere haben, und verlieren den Blick für das Eigene. (Bsp. Enkelkinder)
2.  Erwartung – Wir glauben, das Leben müsste nach unseren Plänen laufen. Aber unser Leben ist kein Wunschkonzert. Wenn wir nur dann danken, wenn alles genau so läuft, wie wir es erwarten, dann ist Enttäuschung geradezu vorprogrammiert. Eine dankbare Haltung Gott gegenüber erlaubt es, alles was er uns gibt- auch das, was „anders“ als gedacht in unserem Leben daherkommt, trotzdem dankbar aus Gottes Hand zu empfangen.
3.  Schmerz – Tiefe Wunden vernebeln den Blick. Doch gerade da kann Dankbarkeit heilen. Schmerz schreit: „Alles ist verloren.“ Dankbarkeit sagt: „Nein, das stimmt nicht!“ Die Seele will sich zurückziehen von dieser ganzen bösen Welt. Sich abschotten, damit sie nicht wieder verletzt wird. Dabei ist es gerade im Schmerz so wichtig, den Heiler an die Seele ran zu lassen. In Dankbarkeit drücke ich mein Vertrauen Gott gegenüber aus, dass er es wieder gut machen wird.
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5. Anwendung für uns - Praktische Schritte zur Dankbarkeit
Liebe Freunde, was bedeutet das für uns?
Wir als Gemeinde leben eine Kultur der Dankbarkeit.
Diese Kultur entsteht dadurch, dass wir dem Heiligen Geist erlauben, unser Herz zu formen, zu prägen und zu verändern. Das ist der Schlüssel. Nicht unsere Anstrengung, sondern seine Kraft in uns. Dann entsteht diese Herzenshaltung der Dankbarkeit.
Wir wollen den Blick bewusst auf das Gute lenken, das Gott uns jeden Tag gibt, statt nur auf das, was fehlt.
Und noch konkreter: Wir wollen den Blick bewusst auf Gott selber richten, nicht nur auf die Gaben, die er seinen Kindern gerne gibt. Nicht die Gaben, sondern der Geber ist wichtig!
Und deshalb, mach es dir zur Gewohnheit, jeden Tag mit einem Dank an Gott beginnen und jeden auch mit einem dankbaren Herzen an ihn zurück zu geben. Jede Situation aus Dankbarkeit leben. 1. Thessalonicher 5,18: Seid dankbar in allen Dingen!Â
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Damit Dankbarkeit nicht nur Theorie bleibt, hier vier Übungen:
1.  Dankbarkeits-Tagebuch – Jeden Abend drei Dinge aufschreiben.
2.  Dankesbriefe – Bewusst einem Menschen schreiben: „Danke, dass es dich gibt.“
3.  Dankgebet – Jeden Tag nicht nur bitten, sondern danken.
4.  Gemeinschaftlich danken – In Familie oder Kleingruppe fragen: „Wofür bist du heute dankbar?“ Wir können uns dabei gegenseitig ermutigen und bestärken.
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Schluss
Dankbarkeit ist mehr als ein Wort. Sie ist eine Kraft, die unser Herz verändert. Sie richtet unseren Blick neu aus. Sie schützt uns vor Bitterkeit. Sie verbindet uns mit Gott und mit Menschen.
Und sie ist ein Weg, wie wir Gottes Nähe erfahren – auch mitten in den größten Stürmen des Lebens.
Wir wollen Menschen sein, deren Herz vom Heiligen Geist mit Liebe und Dankbarkeit jeden Tag neu gefüllt wird. Nicht nur, wenn alles perfekt läuft, sondern gerade dann, wenn die Wellen hochschlagen. Denn Dankbarkeit macht das Herz weit – und führt uns näher zu Gott.
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