Die Ehefrau zu ihrem Ehemann: „Der junge Mann von gegenüber küsst seine Frau jedes Mal, wenn er nach Hause kommt. Das tust du nie!“
„Aber Schatz“, entschuldigt sich der Ehemann, „ich kenne die Frau doch gar nicht!“
Berühmte Bilder mit dem Titel „Der Kuss“: Klimt; Foto von Robert Doisneau.
Ein Kuss symbolisiert die innige Beziehung zwischen zwei Menschen.
Bei der Hochzeit: Du darfst die Braut jetzt küssen.
In der Bibel wird auch geküsst. Es gibt das Hohelied und den Judaskuss, oder die Aufforderung von Paulus in Römer 16,16: Grüßt euch untereinander mit dem heiligen Kuss. (Schwierig in Corona Zeiten)
In Psalm 85,11 wird von einem etwas anderen, aber ganz besonderen Kuss berichtet:
Gnade und Wahrheit sind sich begegnet, Gerechtigkeit und Frieden haben sich geküsst.
Gerechtigkeit und Frieden, ein interessantes Paar, das mehr miteinander zu tun hat, als es vielleicht auf den ersten Blick scheint.
Vor allem das Thema Frieden, der Shalom Gottes, wird uns in diesem Kirchenjahr begleiten. Es wird ein Jahr des Friedens und heute wollen wir uns anschauen, was mit diesem Shalom Gottes alles gemeint ist.
Wie ihr wisst, bedeutet das hebräische Wort Shalom viel mehr, als die Abwesenheit von Krieg. Der zweite Weltkrieg ist Gott sei Dank schon 75 Jahre vorbei. Darüber können wir uns freuen und Gott dankbar sein, in einem friedlichen Land zu leben. Aber wirklichen und allumfassenden Frieden haben in Österreich nur sehr wenige Menschen in den letzten 75 Jahren gefunden.
Das hebräische Shalom und das arabische bzw. persische „Salam“ gehen auf den gleichen Wortstamm zurück. Dieser Wortstamm findet sich bereits in mesopotamischen Keilschrifttexten, es war im gesamten Orient gebräuchlich und steht für ganz vieles:
Allein das alttestamentliche Wort Shalom wird in der griechischen Übersetzung (LXX) mit 25 verschiedenen Worten wiedergegeben, je nach Zusammenhang.
Dazu gehören: Umfassendes Glück, Gesundheit und Wohlergehen, ein gelungenes, langes Leben in gelungenen Beziehungen – zu anderen Menschen, zu sich selbst und zu Gott.
Weiters einen Zustand des »Heilseins« und der Zufriedenheit, Sicherheit und Schutz, Wohlbefinden.
Und das gilt für den Einzelnen aber auch für die Gemeinschaft.
So kann Shalom, nebst militärischem und politischem Frieden auch bedeuten, dass die Gesellschaft frei von Unterdrückung oder Ausbeutung ist. Dass es weder Besatzung, noch schlechte, korrupte, oder unfähige Politiker gibt.
Wenn dem König zugerufen wurde: „Lang lebe der König“, dann schwingt da genau der Wunsch mit, dass er dafür sorgt, dass eben dieser Shalom für das ganze Volk eintritt.
Da wir Menschen Gemeinschaftswesen sind, kann es kaum Frieden nur für einzelne geben, sondern erst wenn für alle Frieden herrscht, dann ist dieser Frieden wirklich erreicht.
Shalom beschreibt den Urzustand zwischen Gott und Mensch im Paradies!
Eine Beziehung geprägt von Vertrauen, Aufrichtigkeit, gegenseitige Anteilnahme, zuvorkommender Liebe.
Keine Spur von Misstrauen und Ängsten, es gab keinen Grund dafür.
Einige Berufe gab es nicht: Polizisten, Versicherungsmakler, Schlosser…
Das Paradies war eine Welt des Shalom bis dieses Friedensverhältnis durch den Menschen (Adam) zerstört wurde. (Vertrauensbruch)
Der Mensch ist geschaffen für das Paradies (Verbindung mit Gott) aber er zieht es vor, ohne Gott zu leben.
Und Gott respektiert diese, unsere Entscheidung, aber er tut alles dafür, dass wir die Möglichkeit bekommen, in diesen Zustand des Shalom wieder zurück kehren zu können.
Das hebräische Verb „shalam“ (befrieden/frieden schaffen) ist verwandt mit „schilem“, was erstatten bedeutet.
Echter Friede ist also eine Folge dessen, dass etwas erstattet wurde. Ohne angemessene Erstattung gibt es keinen wirklichen Frieden!
Was muss also jetzt wem erstattet werden?
Im alttestamentlichen Gesetz war das so geregelt, dass, wenn beispielsweise ein Tier in eine Zisterne fiel, dann musste der Zisternenbesitzer dem Tierbesitzer eine Entschädigung zahlen. (2. Mose 21,33-34). Das gleiche gilt für das bekannte Prinzip von „Auge um Auge, Zahn um Zahn“. (2. Mose 21,24)
Welche Wiedergutmachung braucht es, wenn ich Gott Unrecht getan habe? Gott ist Geist und um Dinge geistlich in Ordnung zu bringen, muss gesehen Blut fließen. Die Opfertiere hatten genau diese Aufgabe. Durch das Blut geschah eine Wiedergutmachung. Es war und ist die Form von Erstattung an Gott für Sünde. Es gibt zwar im Judentum keine Tieropfer mehr, aber das geistliche Prinzip bleibt. Allerdings waren die Tieropfer ohnehin nur ein Bild, oder wie es im Hebräerbrief heißt, ein Schatten, für das für Gott wohlgefällige, einmalige Opfer: Das seines Sohnes Jesus.
Schon im Alten Testament wird klar, dass der große Erstatter der „Fürst des Friedens“ ist (Jesaja 9,5), der uns alle mit seinem Blut erkauft hat.
Ohne angemessene Erstattung gibt es keinen wirklichen Frieden! Aber mit diesem Friedefürsten ist wieder dieser echte Shalom möglich, den Gott uns eigentlich zugedacht hatte. Jesus hat alles bezahlt. Mit seinem Blut!
Der Shalom ist durch Jesus wieder möglich, aber noch nicht automatisch wiederhergestellt. Das, was noch fehlt, ist die Einwilligung in diesen Frieden. Meine Einwilligung. Unsere Einwilligung.
Da wir Menschen diesen Shalom gebrochen haben braucht es jetzt auch wieder unsere, von ganzem Herzen getroffene, Entscheidung, dieses Friedensangebot Gottes durch Jesus auch zu „unterschreiben“. Die Unterschrift dafür wird nicht mit Tinte geschrieben, sondern im übertragenen Sinn ebenfalls mit Blut. Und zwar mit meinem Blut. Ich - genauer gesagt mein „altes Ich“ - muss „sterben“, um dieses neue Leben in Jesus auch wirklich erleben zu können.
Ich habe vorher aus den Psalmen gelesen, wo es heißt: Gerechtigkeit und Frieden haben sich geküsst. Die Beiden sind eine „Ehe“ eingegangen, sie gehören untrennbar zusammen. Das bedeutet, dass es diesen Shalom Gottes niemals ohne die Gerechtigkeit Gottes gibt. Und das bedeutet weiters, dass mir die Gerechtigkeit Gottes genauso wichtig wird wie der Friede, wenn ich in Gottes Reich des Friedens beheimatet bin. Oder anders ausgedrückt: Den Frieden Gottes, ohne die Ordnungen Gottes, werde ich nicht erlangen.
Der Haken an dieser Sache ist, dass die Ordnungen und Gebote Gottes von uns Menschen immer wieder gebrochen werden. Also, dass dieser Friede sich auf sehr dünnem Eis bewegt und ständig in Gefahr ist, wieder zu zerbrechen.
Und da kommt wieder Jesus ins Spiel. Er hat nicht nur dafür gesorgt, dass der Friede mit Gott überhaupt wieder möglich wird, sondern er ist uns Vorbild und Hilfe dabei, so zu leben, wie es Gott für uns vorgesehen hat. Der Friede Gottes (Shalom) ist eine Person!
Die Bekehrung zu Jesus ist also nicht nur ein einmaliger Akt („dann kann ich so weiterleben wie bisher“), sondern eine echte Bekehrung setzt voraus, dass ich bereit bin, mich jeden Tag ihm zuzuwenden. Dass ich in dieser Person des Friedens, in Jesus, lebe.
Dass seine Interessen meine Interessen werden, dass ich bereit bin, mich nach seinen Vorstellungen ändern zu lassen. (Das macht der Heilige Geist in uns!!)
Gottes Gerechtigkeit wird erst dann in meinem Leben Realität werden, wenn ich das ehrlich will und mich aktiv danach ausstrecke.
Je mehr ich Jesus in meinem Leben, in meinem Denken, in meinen Entscheidungen teilhaben lasse, desto mehr wird auch die Gerechtigkeit Gottes selbstverständlicher Teil meines Lebens sein und desto mehr wird sich der Shalom Gottes in meinem Leben - und in weiterer Folge auch im Leben meiner Mitmenschen -ausbreiten.
Wenn ich Jesus stets vor Augen habe, dann werde ich ihm immer ähnlicher. Dann küsst sein Heiliger Geist meinen Geist und wir werden eine immer stärkere Einheit.
Ich möchte mit euch eine Übung machen:
Ich werde jetzt einen bekannten Text aus Philipper 2 lesen, den so genannten „Christus Hymnus.“ Es heißt ja: Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Es geht bei dieser Übung darum, dass du in deinem Herzen ein Bild von Jesus „tätowiert“ bekommst, das du dir immer wieder mit deinem geistigen Auge anschauen kannst.
Dieser Text beschreibt klarerweise nicht das Äußere von Jesus, sondern sein Herz, seine Haltung und sein daraus resultierendes Verhalten.
Je stärker dieses Bild in deinem Herzen für dich selber „sichtbar“ ist, desto mehr wird es dich prägen und verändern. Unser Ziel ist es ja, diesem Jesus, der der Anfänger und Vollender unseres Glaubens ist, immer ähnlicher zu werden.
Darum, entspann dich. Wenn es dir hilft, schließe die Augen versuche, dir innerlich genau das vorzustellen, was du hörst. Male ein Bild in deinem Geist, das dir zu einem vertrauen Begleiter wird.
Ich werde langsam lesen und manches wiederholen:
Philipper 2,5-11:
Nehmt euch Jesus Christus zum Vorbild:
Obwohl er in jeder Hinsicht Gott gleich war, hielt er nicht selbstsüchtig daran fest, wie Gott zu sein.
Nein, er verzichtete darauf und wurde einem Sklaven gleich: Er wurde wie jeder andere Mensch geboren und war in allem ein Mensch wie wir.
Er erniedrigte sich selbst noch tiefer und war Gott gehorsam bis zum Tod, ja, bis zum schändlichen Tod am Kreuz.
Darum hat ihn Gott erhöht und ihm den Namen gegeben, der über allen Namen steht.
Vor Jesus müssen einmal alle auf die Knie fallen: alle im Himmel, auf der Erde und im Totenreich.
Und jeder ohne Ausnahme wird zur Ehre Gottes, des Vaters, bekennen: Jesus Christus ist der Herr!
Übersetzung Basisbibel:
Von göttlicher Gestalt war er.
Aber er hielt nicht daran fest, Gott gleich zu sein – so wie ein Dieb an seiner Beute.
Sondern er legte die göttliche Gestalt ab und nahm die eines Knechtes an.
Er wurde in allem den Menschen gleich. In jeder Hinsicht war er wie ein Mensch.
Er erniedrigte sich selbst und war gehorsam bis in den Tod – ja, bis in den Tod am Kreuz.
Deshalb hat Gott ihn hoch erhöht:
Er hat ihm den Namen verliehen, der allen Namen überlegen ist.
Denn vor dem Namen von Jesus soll sich jedes Knie beugen –
im Himmel,
auf der Erde
und unter der Erde.
Und jede Zunge soll bekennen:
»Jesus Christus ist der Herr!«
Nimm dieses Bild in deinem Herzen mit und schau es immer wieder an. Es ist durchaus hilfreich, diesen Text auswendig zu lernen. Es sind ja nur ein paar Verse.
Aber vor allem: Lass es lebendig werden. Lass diesen Jesus in dir lebendig werden. Dann kehrt sein Friede, den er erkämpft, hat bei dir ein.
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