Nachdem ich meiner kleinen Tochter am Abend mit den Worten „Der Herr segne dich“ eine gute Nacht wünschen wollte, erwiderte sie erbost: „Nicht zersäge dich!“
Wir machen uns ja heute nach dem Gottesdienst auf, um unseren Ort zu segnen. (Bless the City)
Definition aus „Lexikon der Bibel“ (Rienecker): Unter Segen versteht die Heilige Schrift die Zuwendung von göttlichem Heilsgut an Menschen, sei es durch Gott selbst, oder durch Menschen, die in Gottes Macht handeln.
Segen ist eine göttliche Zusage oder Handlung, die darauf abzielt, Glück, Gedeihen und Schutz zu fördern.
Das Stichwort Segen taucht über 200x in der Heiligen Schrift auf; der Segen Gottes beginnt schon vor der Erschaffung der Menschheit zu fließen.
Als erstes segnete Gott am 5. Schöpfungstag die Tiere:
1. Mose 1,21f: Und so schuf Gott alle Meerestiere, große und kleine, und alle Arten von Vögeln. Und Gott sah, dass es gut war.
Dann segnete Gott sie und sprach: »Die Fische sollen sich vermehren und die Meere füllen. Auch die Vögel sollen auf der Erde zahlreich werden.«
Und dann (am nächsten Tag) hat Gott die Menschen geschaffen und gleichermaßen gesegnet:
Vers 28: Und Gott segnete sie und gab ihnen den Auftrag: »Seid fruchtbar und vermehrt euch, ...«
Also Fruchtbarkeit ist eine ganz konkrete und praktische Auswirkung des Segens Gottes. Fruchtbarkeit nicht nur im biologischen, oder landwirtschaftlichen Sinn, sondern ganz allgemein.
Durch Gottes Segen kann sich alles Mögliche vermehren:
· Freunde
· Freude
· Zeit
· Liebe, Annahme, Vergebung (nicht nur der Titel eines unserer Kernbücher!)
· Friede
· Gesundheit
· Selbstwert
· ...
Der Segen Abrahams ist geradezu sprichwörtlich geworden.
In der Bibel lesen wir: Er war reich, wurde im Alter noch Vater, hatte ein langes, erfülltes Leben...
Diesen Segen erhielt Abraham nicht, am Ende seines Lebens, sozusagen als Belohnung, weil er so lieb, nett, treu, oder was auch immer war, sondern gleich am Anfang der Geschichte über ihn. In 1. Mose 12 lesen wir davon, wie Gott zu Abraham (der damals noch Abram geheißen hat) spricht und ihm einen Auftrag gibt:
Dann befahl der HERR Abram: »Verlass deine Heimat, deine Verwandten und die Familie deines Vaters und geh in das Land, das ich dir zeigen werde!
Von dir wird ein großes Volk abstammen. Ich will dich segnen und du sollst in der ganzen Welt bekannt sein. Ich will dich zum Segen für andere machen.
Wer dich segnet, den werde ich auch segnen. Wer dich verflucht, den werde ich auch verfluchen. Alle Völker der Erde werden durch dich gesegnet werden.«
Manchmal setzt der Segen Gottes einen Akt des Gehorsams voraus. Nicht als Bedingung, damit Gott segnet, aber „Türöffner“, damit ich bereit bin für den Segen Gottes.
Gott könnte mich sogar dann finanziell segnen, wenn ich ein geiziges Herz habe. Dann hätte ich vielleicht noch mehr Geld auf meinem Konto, aber es würde mich nicht glücklich machen, oder erfüllen. Wer jedoch großzügig ist und sein Herz nicht ans Geld hängt, der erlebt eine doppelte Freude, wenn er von Gott z.B. finanziell gesegnet wird. Nicht nur, dass dieser Mensch erlebt, wie Gott ihn – vielleicht sogar auf übernatürliche Weise - versorgt, sondern auch, weil er damit wieder etwas Gutes tun kann. So multiplizieren sich Freude und Segen.
Für Abram war es eine große Lebensentscheidung, seine Familie zu verlassen und in ein fremdes Land zu ziehen. Gott hätte ihn auch in seiner alten Heimat segnen können, aber Gottes Plan war es, Abram heraus zu führen. Er hat ihn aus seiner Komfortzone gelockt und ist dann mit ihm einen einzigartigen Weg gegangen. All das hätte Abram nicht erlebt und empfangen, wenn er sich geweigert hätte, Gott gehorsam zu sein.
Wenn wir heute nicht zu den Menschen hingehen würden um sie mit Keksen und guten Worten zu segnen, weil wir uns vielleicht dabei komisch fühlen, dann würde dieser Segen heute nicht stattfinden.
Mit dem Gehorsamsschritt des Abram beginnt eine Segensgeschichte, von der wir bis heute profitieren. Alle Völker der Erde werden durch dich gesegnet werden.
Wie wir wissen, ist Abraham der Stammvater von Jesus geworden, dessen Kommen in die Welt wir zu Weihnachten feiern.
Natürlich bezieht sich der Segen Gottes nicht nur auf Zukünftiges. Segen hat fast immer auch eine unmittelbare Auswirkung.
Isaak säte in Gerar Getreide aus und erntete in diesem Jahr hundertmal so viel, wie er gesät hatte. Denn der HERR segnete ihn. (1. Mose 26,12)
Stell dir vor, du legst 10 EUR auf dein Sparbuch und innerhalb eines Jahres werden 1000 EUR daraus. Wir würden uns fragen: „Warum habe ich nicht mehr investiert?“ Genau das hat Isaak erlebt, weil er von Gott gesegnet war.
Dessen Sohn Jakob war der Segen Gottes so wichtig, dass er buchstäblich mit Gott darum gerungen hat, gesegnet zu werden.
Die Liste der Gesegneten der Bibel ließe sich noch lange fortsetzen: Josef, Mose, Josua bis hin zu Hiob, David und Salomo.
Gesegnet zu sein bedeutet nicht, keine Sorgen mehr zu haben. Ganz im Gegenteil. (Hiob)
Letztendlich haben all diese Gesegneten erlebt, dass Gott sie mit Wohlstand, Gesundheit, Fruchtbarkeit, Fülle und Erfolg gesegnet hat.
Jetzt kommt Weihnachten. Durch das Kommen Jesu als Mensch auf diese Erde kommt für uns Menschen noch eine weitere, ganz entscheidende Dimension des Segens dazu.
In Jesus bekommt der Segen Gottes ein Gesicht. Wird für uns noch realer, angreifbarer, erlebbarer.
Er hat den Beinamen Immanuel: Gott ist mit uns!
Diesen Segen erleben wir spätestens an Tagen wie heute, wenn wir als sein Leib zusammenkommen. Wenn wir uns gegenseitig auferbauen, uns helfen, für einander da sind, die Gemeinschaft genießen, und Seite an Seite ihn anbeten.
Genauso, wie wir dieses sein-Leib-Sein ganz besonders spüren dürfen, wenn wir so wie heute anderen Menschen seine Liebe weitergeben.
Das, was im Alten Testament bildhaft geschehen ist, spiegelt sich im neuen Bund auf der geistlichen Ebene wider.
Wenn du ein Kind Gottes bist, hast du Zugang zur Fülle des Segens Gottes.
Das heißt, dass wir beispielsweise im Gebet „aus dem Vollen“ schöpfen dürfen, dass es für Christen normal ist, geistlich reif und gesund zu werden, dass Frucht durch unser Leben entsteht und dass unser Leben im umfassendsten Sinne absolut erfolgreich ist. Geistlicher Erfolg misst sich in erster Linie nicht daran, was du für ihn tust, sondern wie sehr du Jesus ähnlicher wirst. Oder anders ausgedrückt: Du darfst immer mehr der Mensch werden, der du nach Gottes Plan bist.
Dann wirst nicht nur du gesegnet sein, sondern auch andere werden durch dich gesegnet werden. Dieser Segensfluss, der dann entsteht, ist eine ganz natürliche Folge von deinem geistlichen Wachstum.
Zu Weihnachten ist es üblich, dass wir vor allem Kinder beschenken. Jesus sagt ja, dass wir so werden sollen, wie Kinder, vor allem, wenn es um eine Sache geht: Geschenke annehmen.
Wir Erwachsene fühlen uns dann oft verpflichtet: Der hat mir jetzt etwas geschenkt, jetzt muss ich auch...
Wenn du deinen Kindern etwas schenkst, erwartest du nicht, dass sie dir auch etwas schenken, sondern dass sie sich an dem Geschenk freuen und dass durch diese Freude die Beziehung zwischen euch wächst.
Ein echtes Geschenk ist auf einer Einbahnstraße unterwegs. Menschen, die von Herzen schenken, geht es nicht darum, selber wieder etwas zu bekommen. Sie freuen sich daran, anderen eine Freude machen zu können.
Genau so geht es Gott. Es geht ihm nicht um unsere – vielleicht gut gemeinten - frommen Leistungen. Es geht ihm darum, dein Herz zu erfreuen. Deshalb segnet er.
Er gibt seinen Segen gerne, gerade weil wir ihm nichts zurückschenken können.
Es ist schwer, einen Menschen zu beschenken, der schon alles hat. Wie willst du dann erst Gott beschenken?
Als David einen Tempel für Gott bauen wollte, hat Gott den Spieß umgedreht und gesagt: Nicht du sollst mir ein Haus bauen, sondern ich werde dir ein Haus bauen! (2. Samuel 7,11). Später, als Davids Sohn Salomo den Tempel Gottes baute, musste er auch einsehen: Aber wird Gott tatsächlich auf der Erde wohnen? Der höchste Himmel kann dich nicht fassen – wie viel weniger dieses Haus, das ich errichtet habe! (1. Könige 8,27)
Religiöse Menschen versuchen dann trotzdem, ihre „Schulden“ bei Gott zu begleichen. Aber das macht diese Menschen unfrei und Gott traurig.
Deshalb sagt Jesus Christus ganz klar: Wer das Reich Gottes nicht so annimmt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen. (Markus 10,15)
Ich kann mir das Reich Gottes, seine Liebe, seine Gnade usw. genauso wenig wie seinen Segen verdienen. Ich muss seinen Segen als ein wunderbares Geschenk aus seinen Händen annehmen.
Aber wenn wir von Gott gesegnet sind, dann können wir eine Sache tun: Selber zu segnenden Menschen werden. Seinen Segen brauchen wir nicht für uns zu horten. Es ist wie mit der Liebe. Liebe und Segen wachsen, wenn sie weitergegeben werden.
Das ist das Besondere an allem, was Gott tut. Er hat das ganze Universum aus dem Nichts erschaffen. Nur durch sein Wort. Geht das überhaupt, dass aus Nichts etwas wird? Ja, bei Gott schon!
Es ist, wie so vieles von Gottes wunderbaren Reich, einfach paradox. Anders als es unserer menschlichen Erfahrung entspricht.
Unsere Erfahrung lehrt uns: Ich muss bei den ersten sein um zu gewinnen. Jesus sagt: Die letzten werden die ersten sein.
In unserer Welt gilt die Devise: Ich muss vorankommen und Karriere machen. Jesus sagt: Wer unter euch groß sein will, der soll allen anderen dienen.
Mein Bauch sagt: Je mehr ich für mich behalte, desto länger hab ich selber etwas. Jesus sagt: Geben macht glücklicher als Nehmen.
Jeder, der diese göttlichen Prinzipien erkannt hat und in ihnen lebt, darf sich glücklich schätzen.
Deshalb ist es wichtig, in dieser Haltung des Segnens zu den Menschen zu gehen. Es geht nicht darum, dass wir dadurch Menschen für unsere Gemeinde gewinnen wollen. Wenn dadurch, dass du jemandem Kekse und gute Wünsche vorbei bringst, sich ein gutes Gespräch ergibt und jemand offen für den Glauben wird: Halleluja! Aber das ist nicht das Ziel dieser Aktion.
Ziel ist es, wie der Name schon sagt, dass wir Menschen segnen, ohne etwas zurück zu erwarten. Wir tun dies deshalb, weil wir selber Gesegnete sind.
In 4. Mose 6, ab Vers 23, sagt Gott: »Sag Aaron und seinen Söhnen, sie sollen die Israeliten mit diesen Worten segnen:
›Der HERR segne dich und behüte dich!
Der HERR blicke dich freundlich an und sei dir gnädig!
Der HERR wende sich dir in Liebe zu und gebe dir Frieden!‹
So sollen sie in meinem Namen zu den Israeliten sprechen, und ich selbst werde mein Volk dann segnen.«
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