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  • Peter Köttritsch

Nicht aus eigener Kraft

Aktualisiert: 4. Apr. 2022



Oftmals versuchen wir aus eigener Kraft Dinge zu bewerkstelligen, die uns überfordern. Das führt dazu, dass wir irgendwann aufgeben und für uns beschließen: „Das mache ich nie mehr.“ Gerade im geistlichen Bereich passiert das leider immer wieder. Es gibt beispielsweise jemanden, der ein Problem hat, und wir möchten ihm helfen, haben aber keine Ahnung wie? Mir geht es oft so, dass ich mich im Angesicht der riesengroßen Not überfordert sehe und resigniert die Schultern zucke. „Was soll ich schon ändern?“ Oder wir beten und beten und beten und beten, aber (scheinbar) nichts passiert. Oder wir helfen anderen, opfern unsere Kraft, unsere Zeit, unser Geld usw., weil man das als Christ halt so tut, aber dann ist derjenige nicht einmal dankbar. Das kann schon frustrierend sein.


Ich will jetzt niemanden demotivieren. Es ist an sich überhaupt nichts Falsches dran, anderen im Namen Jesu zu dienen, zu helfen, oder beispielsweise für Kranke zu beten. Ganz im Gegenteil! Das ist unser Auftrag als Jünger Jesu. Die Frage ist aber immer, aus welcher Motivation heraus, und mit wessen Kraft tue ich das?


An Gott zu glauben bedeutet ja viel mehr, als seine Existenz für wahr zu halten. An ihn zu glauben heißt, eine Beziehung mit ihm einzugehen und mein Leben nach ihm und seinen Plänen für mich auszurichten.

Als Jesus vor 2000 Jahren ganz Mensch wurde und über unseren Planeten spazierte, da gab es viele Fans, die ihm begeistert zujubelten. Er wurde teilweise gefeiert, wie ein Rockstar. Jesus suchte aber nicht den Applaus, er kümmerte sich in erster Linie darum, ausgewählte Menschen zu seinen Jüngern zu machen. Ein Jünger ist ein Lernender, dessen Ziel es ist, so zu werden, wie sein Meister.

Wir gläubige Christen, bezeichnen uns zurecht als Jünger Jesu. Unser Ziel ist es, ihm immer ähnlicher zu werden.

Es sind vier Säulen, die einen Jünger Jesu charakterisieren:

· Er/Sie liebt Gott

· Er/Sie liebt Menschen

· Er/Sie lässt sich von Gott verändern

· Er/Sie macht neue Jünger Jesu.


Die ersten drei Punkte treffen für viele von uns zu. Beim vierten haben die meisten Christen (mich eingeschlossen) noch Luft nach oben.


Wenn wir davon sprechen Jünger zu machen, dann setzt das eine aktive Haltung meinerseits voraus. Das passiert nicht so ganz nebenbei. Dafür brauche ich einen Plan, eine Strategie, Willen und Durchhaltevermögen. Jesus hatte all das. Es ist wunderbar zu sehen, was aus den kleinen Anfängen (12 Jünger sind ja nicht gerade sehr viel) geworden ist. Eine Bewegung, die bis heute Menschen mit neuer Hoffnung und Zuversicht erfüllt, die auf allen Kontinenten und Kulturen ihre Spuren hinterlassen hat und die bis heute unaufhörlich wächst.


Jesus hat das aber nicht aus eigener Kraft geleistet. Er hat von sich selber gesagt, dass er nur das tun kann, was er den Vater tun sieht. (Joh 5,19) Jesus war ja ganz Mensch. Er hatte keine Superkräfte, wie manche Kinohelden. Aber er wusste, wer er war (Kind Gottes) und er wusste, wer Gott ist. (Allmächtig) Er kannte Gott wirklich. Zwischen kennen und kennen gibt es ja auch einen Unterschied. Ich kenne den Bundespräsidenten. Ich bin ihm zwar noch nie persönlich begegnet, aber auf der Straße würde ich ihn sofort erkennen. Ich kenne auch meine Frau. Das ist eine ganz andere Ebene. Wir teilen unser Leben.

Jesus kannte, auch in der Zeit, als er ganz Mensch war den Vater im Himmel. Deshalb wusste er nicht nur, dass für Gott nichts unmöglich ist, er wusste vor allem auch, was Gott in der jeweiligen Situation tun kann und tun wird.

Er musste nicht aus eigener Kraft heilen, einen Sturm stillen, oder über das Wasser gehen. Er musste auch nicht aus eigener Kraft Jünger machen. Er tat er aus Gottes Kraft heraus.


Die 12 Jünger begannen mehr und mehr auch diesen liebenden Gott und Vater kennen zu lernen. Ihm zu vertrauen, dass er es gut mit uns Menschen meint und dass er (für uns) da ist, egal wie sehr der Sturm tobt und die Wellen lebensbedrohlich wirken. Egal ob Pandemie, Krieg, Krankheit oder Hyper-Inflation uns bedrohen: Gott hat das letzte Wort und er wird seine Kinder nicht im Stich lassen.


Jesus lehrte die Jünger ganz praktisch, was es bedeutet sein Jünger zu sein. Sie lernten Gott zu lieben und ihm zu vertrauen, sie lernten andere Menschen zu lieben und ihnen im Namen Gottes zu dienen, ihr Charakter wurde unter Jesus geformt und sie lernten auch hinauszugehen und selber Jünger zu machen.


Ich möchte mit euch heute im Markusevangelium weiterlesen. am Beginn von Kap 6 haben wir ja gelesen, dass Jesus seine Jünger aussandte um die frohe Botschaft zu verkündigen, Dämonen auszutreiben und Kranke zu heilen.


Mk 6, 30ff

30 Die Apostel kehrten zu Jesus zurück und berichteten, was sie getan und gelehrt hatten.

31 Darauf sagte Jesus: »Kommt, wir ziehen uns an einen einsamen Ort zurück, wo ihr euch ausruhen könnt.« Denn ständig waren so viele Menschen um sie, dass Jesus und seine Apostel nicht einmal Zeit fanden zu essen.

32 So fuhren sie mit dem Boot an einen ruhigeren Ort.


Kennst du das: Du kommst von einer wunderschönen Reise zurück, hast viel Begeisterndes erlebt, aber jetzt bist du hundemüde und willst nur noch deine Ruhe haben. So wie in dem Werbespot einer Möbelfirma. Da kommt eine Frau nach Hause, fällt in ihr Bett und will dieses nie mehr verlassen.

Der „Missionseinsatz“ für die Jünger war absolut cool, aber jetzt waren sie erst einmal streichfähig. Jesus wusste das und er gönnt ihnen die Pause von Herzen. Er ergriff die Initiative, damit sie ausruhen konnten.

Jesus will nicht, dass wir ausbrennen. Er schaut auch in diesen „kleinen und alltäglichen“ Dingen auf uns.


Aber manchmal kommt es anders, als gedacht:

33 Aber die Leute bemerkten ihre Abfahrt. Da liefen sie aus den umliegenden Städten am Ufer entlang voraus und waren bereits da, als sie anlegten.

34a (NL) Als Jesus aus dem Boot stieg, erwartete ihn eine riesige Menschenmenge.


Versuch dich einmal in die Lage der Jünger hinein zu versetzen: Du bist echt müde und hast die Aussicht auf ein freies Wochenende. Du freust dich darauf, auszuschlafen und dir all das, was du erlebt hast mit Jesus von der Seele zu reden. Du ergreifst die Flucht vor den vielen Menschen, aber genau diese vielen Menschen, die du gerade nicht sehen willst, sind plötzlich wieder da. Und sie haben auch noch ihre Freunde mitgebracht. „Jeder“ will etwas von dir…

Versuche einmal nachzufühlen, wie es den Jüngern in dieser Situation gegangen ist. „Nicht schon wieder!“ Oder „Ich kann nicht mehr!“ ???


Wie hat Jesus diese Situation gesehen?

34 (HfA) Als Jesus aus dem Boot stieg und die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen; sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben. Deshalb nahm er sich viel Zeit, ihnen Gottes Botschaft zu erklären.

Wörtlich heißt es: Er war innerlich bewegt, in der LÜ heißt es: Es jammerte ihn.

Jesus sind die Menschen nicht egal. (Gottesliebe und Nächstenliebe) Jesus sind die Menschen nie egal. Er selbst leidet darunter, wenn wir wie Schafe ohne Hirten sind. Was passiert mit Schafen, die ohne Hirten sind?

Nicht nur, dass irgendwann das Futter ausgeht, weil die Weide abgefressen ist und es an der Zeit wäre weiter zu ziehen, vor allem sind diese Schafe auch schutzlos den Raubtieren ausgeliefert.

Jesus kam um die Werke des Teufels zu zerstören, aber auch um uns vor seinen Angriffen in Schutz zu nehmen. Die Strategie, die er uns im geistlichen Kampf gegeben hat, ist es auf ihn, den guten Hirten zu schauen. Und dann so zu handeln, wie er handeln würde. Ist ja ganz einfach, oder?


Auch hier, in diesem Bibeltext lesen wir, dass er sich viel Zeit nahm um die Menschen das Reich Gottes zu erklären. Noch einmal LÜ: Er fing eine lange Predigt an.


Es kann sein, dass seine Jünger normalerweise stundenlang Jesus hätten zuhören können. Petrus sagte einmal zu Jesus: Du hast Worte des ewigen Lebens. (Joh 6,68) Aber ich vermute, dass sich der eine, oder andere Jünger dachte: „Wann ist er endlich fertig? Wann können wir die Leute nach Hause schicken und endlich Feierabend machen?“


35 Gegen Abend kamen seine Jünger zu ihm und sagten: »Es ist spät geworden, und die Gegend hier ist einsam.

36 Schick die Leute weg, damit sie in die umliegenden Dörfer und Höfe gehen und dort etwas zu essen kaufen können!«

Sehr menschlich und sehr verständlich.


37a Aber Jesus antwortete: »Gebt ihr ihnen zu essen!«

Ich kann mir vorstellen, dass die Jünger mit dieser Aufforderung etwas überfordert waren. Sie selbst krochen am Zahnfleisch daher und wollten nur noch ihre Ruhe haben und jetzt verlangt Jesus von ihnen, dass sie diese riesengroße Menschenmenge auch noch bekocht?


37b »Sollen wir etwa losgehen und für 200 Silberstücke Brot kaufen, um sie alle zu verpflegen?«, fragten die Jünger verwundert.

Die 200 Silberstücke entsprachen ungefähr einem Jahresgehalt. Soviel Geld hatten die Jünger ganz sicher nicht bei sich.

Kennst du das, dass du einen Auftrag von Gott verspürst, aber fast reflexartig steigt der Gedanke in dir auf: Das kann ich nicht!?

„Ich kann jetzt keine ukrainischen Flüchtlinge bei mir aufnehmen.“ „Ich kann jetzt nicht für die Person im Rollstuhl beten.“ Oder: „Wie soll ich einen neuen Dienst anfangen, oder eine neue Gemeinde gründen? Dafür habe ich viel zu wenig Zeit, Erfahrung, Bibelwissen, oder was auch immer.“

Mit anderen Worten sagten die Jünger zu Jesus: „Das was du von uns verlangst ist unmöglich! Wir können das einfach nicht tun. Wir können nicht mehr geben, als wir haben!“

Jesus steigt darauf ein und fragt die Jünger:

38 »Wie viele Brote habt ihr? Geht und stellt es fest.« Sie kamen zurück und berichteten: »Wir haben fünf Brote und zwei Fische.«


Ein Nebensatz, den ich bisher immer überlesen habe, ist dass Jesus seine Jünger auffordert „Inventur“ zu machen. „Schaut nach: Wieviel habt ihr?“

Wieviel hast du? Was kannst du geben? Es ist völlig klar, wir können nicht mehr geben, als wir haben. Also: Was hast du? Überlege! Schau einmal genau nach!

Wieviel freien Platz hast du zu Hause? Wieviel Geld hast du übrig? Wieviel Zeit kannst du ins Reich Gottes investieren? Wieviel Kraft bleibt dir am Ende eines Arbeitstages übrig, mit der du anderen dienen kannst? Und sei es noch so wenig; 5 Brote und 2 Fische waren nicht gerade viel. Aber das war es, was die Jünger noch hatten. Was hast du? Jesus verlangt niemals mehr von dir, als du geben kannst. Das macht er nicht!

39 Da forderte Jesus die Menge auf, sich in Gruppen ins grüne Gras zu setzen.

40 Sie setzten sich zu je fünfzig oder hundert zusammen.

41 Jesus nahm die fünf Brote und zwei Fische, blickte zum Himmel auf und bat um Gottes Segen für das Essen. Dann brach er das Brot in Stücke und reichte den Jüngern Brot und Fisch, damit diese alles an die Leute verteilten. 42 Alle aßen, so viel sie wollten.

43 Danach sammelten sie ein, was von den Broten und Fischen übrig geblieben war: es waren noch zwölf Körbe voll.

44 Fünftausend Männer waren von diesen fünf Broten satt geworden!


Das ist so eine „Typisch Gott“ Geschichte. Gott sorgt nicht nur dafür, dass jeder (nicht nur ein paar Auserwählte) mehr als genug haben. Also nicht nur, dass jeder so ein bisschen was bekommt. Eine homöopathische Brotration, damit man halt nicht verhungert. Unser Gott ist ein Gott des Überflusses. 5000 Männer (+ viele Frauen und Kinder) sind nicht nur satt geworden. Es bleiben sogar noch 12 Körbe voll, von den fünf Broten und zwei Fischen übrig!

In Ps 23 beschreibt David die Großzügigkeit Gottes mit den Worten: „mein Becher fließt über“. Gott schenkt sich und seine Liebe verschwenderisch! Das ist ein Wesenszug Gottes.


Wenn ich diese verschwenderische Liebe erst einmal für mich selber entdeckt habe, dann kann ich gar nicht anders, als wiederum selber großzügig zu sein. Weil ich als sein Kind aus dem Vollen schöpfen kann, kann ich selber auch großzügig sein. Nicht aus eigener Leistung und aus eigener Kraft, sondern aus dem heraus, dass ich als sein Kind Zugang zum Schatz des Himmels habe.


Deshalb ist es wo wichtig darauf zu schauen, was ich in Gott habe, damit ich das dann weitergeben kann.

Einer meiner geistlichen Mentoren hat einmal gesagt: „Gib was du hast, damit Gott ein Wunder daraus machen kann!“

Wenn wir versuchen das zu geben, was wir nicht haben, wird uns das krank machen. Wenn wir versuchen, das ausschließlich für uns zu behalten, was wir haben, werden wir fett und faul.

Aber wenn wir das, was wir haben, in Gottes Reich investieren, dann kann er etwas wirklich Großes draus machen. Größer, als wir uns das vorstellen können.

Das gilt nicht nur für materille Dinge, das gilt genauso auch für unser Zeit, unsere Kraft und unser Engagement.

Und das gilt auch, wenn es darum geht Jünger zu machen.

Darüber möchte ich nächsten Sonntag weitersprechen.

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