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  • Peter Köttritsch

Markus 5,21-43 Zwei Heilungsgeschichten

Aktualisiert: 6. Dez. 2021


Warum haben Bäume kein Corona? Weil sie Zweige (2G) haben.



Heute haben wir den zweiten Advent und deshalb gibt es heute zwei Heilungsgeschichten zum Preis von einer. 😊


Ich predige derzeit ja durch das Markusevangelium. Das letzte Mal haben wir uns angesehen, wie Jesus einen Nichtjuden vom Ostufer des Sees Genezareth von einer ganzen Legion Dämonen befreit hat. Unmittelbar danach ist Jesus mit seinen Jüngern wieder zurück auf die andere Seite des Sees gefahren.

Dort haben schon viele Menschen auf ihn gewartet. Der heutige Text ist recht lang, deshalb werden wir nicht alles lesen. Ich werde einzelne Verse herausnehmen.


Markus berichtet von einem Mann, namens Jairus, der voll Verzweiflung zu Jesus kommt und ihn bittet, seiner sterbenskranken Tochter die Hände aufzulegen und sie zu heilen. Ganz offensichtlich hatte der Mann großes Vertrauen in Jesus. Ich nehme an, er hatte schon von einigen Heilungswundern gehört, die Jesus vollbracht hat. Deshalb hat er das beste getan, was man in einer solchen ausweglosen Situation machen kann: Er bat den kompetentesten Arzt aller Zeiten um Hilfe. Er kam zu Jesus.

Das ist auch schon der erste Gedanke, den ich euch für heute mit auf den Weg geben möchte. Egal wie ausweglos deine Situation scheint: Bei Jesus finden wir immer Hilfe, Ermutigung, Trost und Heilung. Nicht immer genau so, wie wir uns das wünschen, aber in jedem Fall so, dass am Ende etwas Gutes dabei herauskommt.


Ein Kind sterben zu sehen ist immer etwas ganz Schreckliches. Ich war einmal im Krankenhaus dabei, als ein Kind gestorben ist. Das sind schmerzhafte Erfahrungen. Diese Hilflosigkeit erfahren zu müssen und zu sehen, wie dieser junge Mensch, der das ganze Leben eigentlich noch vor sich hat, einfach stirbt. Das ist brutal.

Und ganz besonders für die Eltern eines sterbenden Kindes, ist das eine Erfahrung, die du nicht einmal deinem Feind wünschst.


Jesus ließ sich nicht lagen bitten, er ging mit Jairus mit. Ich kann mir vorstellen, dass die Augen von Jairus jetzt Hoffnung und Zuversicht ausstrahlten. Er hatte Jesus nicht nur rechtzeitig gefunden, der Meister höchst persönlich nahm sich Zeit für ihn und sein Anliegen. Obwohl viele andere auch da waren, die seine Hilfe hätten gebrauchen können. Es wird berichtet, dass sehr viele Menschen Jesus umringten. Sozial Distancing war damals noch ein Fremdwort.


In diesem Gedränge sagt Jesus plötzlich etwas, das nicht nur seine Jünger sehr verwundert hat: „Wer hat meine Kleider berührt?“ (V30)

Vermutlich hat Petrus gefragt: „Wer hat dich nicht berührt?“ »Die Menschen umdrängen dich von allen Seiten, wie kannst du da fragen: `Wer hat mich berührt?´« (V31)

„Jesus, was soll diese Frage?“ Aber Jesus wusste, dass da etwas passiert war. Dass heilende Kraft von ihm ausgegangen war. Jemand hatte ihn nicht einfach so zufällig, sondern ganz bewusst „berührt“.


Tatsächlich war es eine Frau, die seit 12 Jahren an starken Blutungen litt und ihr ganzes Geld für Ärzte ausgegeben hatte. Auch sie hatte offensichtlich schon davon gehört, dass Jesus heilen kann und sie sagte sich: »Wenn ich nur seine Kleider berühre, werde ich gesund.« (V28)

Und genau so war es dann auch. Jesus sagte diesen wunderschönen, erlösenden Satz zu ihr: »Tochter, dein Glaube hat dich gesund gemacht. Geh in Frieden. Du bist geheilt.« (V 34)


Aber das interessante für mich ist, dass Jesus ihr die Heilung zugesagt hat, nachdem es bereits passiert war. In dem Moment, als sie sein Gewand berührte, fand die Heilung statt. Ohne dass Jesus für sie gebetet hatte, er hat ihr nicht die Hand aufgelegt, oder sonst irgendetwas aktiv für sie getan. Er hat sie nicht einmal bemerkt, bevor sie ihn voller Glauben berührt hat.

Das ist für mich insofern besonders bemerkenswert, weil Jesus, als er auf dieser Erde war, ganz Mensch war. In Phil 2,6+7 steht, dass Jesus all seine Göttlichkeit ablegte und ganz Mensch wurde. Zu 100%. Von sich aus konnte er also keine Wunder tun, sehr wohl aber bestätigte der Vater im Himmel seinen Sohn mit all den Zeichen und Wundern, von denen wir im NT lesen.

Ist es nicht so, dass auch wir, wenn wir sein Friedensangebot annehmen und an ihn glauben, seine Kinder werden? Versteht mich nicht falsch: Ich bin nicht Jesus, aber ich bin, so wie er auch ein Kind des Höchsten. Du bist, wenn du ihm vertraust, ein Kind Gottes! Und natürlich ist Jesus der erste unter den Geschwistern, aber auch wir haben das Privileg, dass Gott uns zu seinen Kindern gemacht hat.

Joh 1,12: All denen aber, die ihn aufnahmen und an seinen Namen glaubten, gab er das Recht, Gottes Kinder zu werden.


All denen… steht da. Nicht nur ein paar besonderen, fleißigen, oder braven.

Daraus dürfen wir mit Recht schlussfolgern, dass Gott auch unseren Dienst mit seiner Vollmacht, und ganz konkret mit Zeichen und Wundern begleiten wird.


Natürlich geht es nicht um die Wunder an sich. Jesus hat sich geweigert, Wunder aus purer Sensationslust zu vollbringen. Aber um seine Liebe bei den Menschen, die sie am nötigsten haben ankommen zu lassen, setzt Gott schon einmal die von ihm geschaffenen Naturgesetze außer Kraft. Das ist Teil seiner Strategie um einzelnen Menschen zu zeigen, wie wichtig sie ihm sind.


Die Mission Jesu auf Erden war es diese Liebe Gottes sichtbar zu machen. Eben genau diese Mission hat Jesus an seine Jünger übertragen. An seine Jünger damals (nicht nur an die 12 Apostel) und an seine Jünger heute. Diese Mission hat nicht im 1. Jahrhundert aufgehört. Sie ist bis heute aktuell, weil sie noch nicht erfüllt ist. Sie wird erst dann zu Ende sein, wenn Gott sagt, dass sie vollendet ist. Noch ist das aber nicht so weit.

Deshalb hat er dich berufen. Genau das ist auch der Hauptgrund, warum es unsere Gemeinde in St. Martin gibt. Welch erfüllende und ehrenvolle Aufgabe ist es Botschafter und Überbringer seiner Liebe zu sein!


Nicht immer, aber immer wieder spielen dabei Zeichen, Wunder und Heilungen eine wichtige Rolle.

Wie gesagt, hat Jesus aktiv für diese Frau gar nichts gemacht. Er war einfach nur da. Durch seinen bisherigen Dienst ist sowohl bei dieser Frau, als auch bei Jairus etwas gewachsen: Glaube.


Glaube ist so etwas wie die Währung des Himmels. Ohne Glaube ist es unmöglich Gott zu gefallen. (Heb 11,6) Aber wessen Glaube ist gefragt? Der für den gebetet wird, oder der der betet? Wir Theologen wollen immer eine ganz klar abgegrenzte Lehre aufstellen: So und so ist es. Das musst du tun, jenes musst du glauben, dann bist du richtig. Dann wird Gott dir helfen. Usw.

Daraus formen wir eine biblische Lehre, weil wir das so für uns erkannt haben, und wehe du kommst zu einem anderen Ergebnis!

Die Wahrheit ist, dass sich Gott nicht einsperren lässt, auch (schon gar nicht) von den klügsten Theologen.

Ja, Gott hat uns sein Wort gegeben, damit wir für uns Erkenntnisse gewinnen können, die zum wahren Leben führen. Aber Gottes Wort ist nicht primär ein Regelbuch, das uns sagt, was wir tun müssen, damit etwas „funktioniert“.

Also: Es braucht Glaube, damit Gott handelt, aber dieser Glaube kann sehr viele Gesichter haben.


Gott hat schon sehr viele Menschen geheilt, die sehr wenig, oder nach unseren Vorstellungen gar keinen Glauben hatten (das weiß allein Gott) und umgekehrt mussten wir leider auch schon erleben, dass Gott das Gebet um Heilung nicht erhört hat, obwohl sehr viele Menschen voller Vertrauen gebetet hatten.

Gottes Absicht ist nicht, dass wir genau definierte Regeln befolgen, sondern dass wir ihn, seine Nähe und sein Herz suchen. Und aus dieser Intimität mit ihm heraus fließen Vertrautheit, fließt Glaube, fließt das Erkennen seines Willens und daraus kommen letztlich auch seine Wunder.


Letzte Woche hat uns Erika die Geschichte von der Auferweckung des Lazarus erzählt. Da war es so, dass Jesus scheinbar absichtlich zu spät gekommen ist um ihn vor dem Tod zu retten.

Der Diener des Hauptmanns von Kapernaum wurde geheilt, obwohl Jesus nicht einmal in seine Nähe kam. (Mt 8)

Bei der Frau hier gab es also ein absolut spontanes Wunder. Aber bei der Tochter des Jairus?

35 Noch während er mit der Frau redete, kamen einige Leute aus dem Haus von Jaïrus gelaufen und sagten zu ihm: »Deine Tochter ist gestorben. Es hat keinen Zweck mehr, den Lehrer zu bemühen.«

36 Jesus hörte das und sagte zu Jaïrus: »Verzweifle nicht! Vertrau mir einfach!«


Könnt ihr euch vorstellen, wie es Jairus in dieser Situation ging? Alle Hoffnung mit einem Schlag dahin, das Leuchten in seinen Augen wird von den Tränen zum Erlöschen gebracht. Von einer Sekunde auf die andere. Der schlimmste Alptraum wird Realität. Es ist eigentlich nicht vorgesehen, dass Kinder vor ihren Eltern sterben. Schon gar nicht, wenn sie noch klein sind. Das Mädchen war gerade erst 12 Jahre alt.


Aber Jesus lässt sich von dieser Hiobsbotschaft nicht entmutigen. Er ermutigt auch Jairus: Vertrau mir einfach!


Das mit dem Vertrauen ist so eine Sache. Wenn wir nicht so viele Enttäuschungen erlebt hätten, würde es uns sicherlich leichter fallen. Deshalb können Kinder auch ganz stark vertrauen. Aber wir, mit unserer Geschichte?

„Vertrau mir einfach“, sagt auch Jesus dir zu. Egal in welcher schwierigen Lage du dich gerade befindest.


Jesus tat bei diesem Mädchen das „Unmögliche“. Er erweckte es wieder zum Leben. Genauso, wie wir das letzte Woche bei Erikas Predigt über Lazarus gehört haben, reichten dafür wenige Worte:

Lazarus, komm heraus!

Talita kum! Mädchen steh auf!

Einfache Worte, die jeder von uns auch sagen kann.


Erika und ich haben uns nicht abgesprochen. Aber wenn der Heilige Geist uns unabhängig voneinander an zwei Sonntagen hintereinander sagt, wir sollen über Totenauferweckungen predigen, vielleicht will uns der Herr auf eine ganz besondere Mission vorbereiten???


„Vertrau mir einfach!“

Für Jesus ist nichts unmöglich. Es war für ihn nichts unmöglich als er ganz Mensch war und er über diese Erde wanderte. Erst recht ist ihm jetzt nichts unmöglich, wo er wieder an der Seite des himmlischen Vaters sitzt. Dieser Gott, dem absolut nichts unmöglich ist, ist hier. Mitten unter uns. Er sagt jetzt zu dir: Vertrau mir einfach!


Vertraust du ihm, dass er einen guten Plan für dein Leben hat?

Vertraust du ihm, dass durch dich seine Liebe die Menschen erreicht, die diese Liebe noch nicht kennen?

Vertraust du ihm, dass er durch dich Zeichen und Wunder tun kann? Dass er sogar Tote auferweckt, wenn du betest?

Die Gute Nachricht ist: Du kannst es sowieso nicht aus eigener Kraft, also ist es auch nicht deine Schuld, wenn es nicht „funktioniert“. Aber er kann es und ich bin überzeugt: Er wird es tun. Immer und immer wieder. Wann immer es in seinem Plan ist.


Aber vertraust du ihm, dass er dich als sein Werkzeug einsetzen wird?

Vielleicht heute, vielleicht kommende Woche in der Arbeit, in deiner Familie, oder in deiner Nachbarschaft?


„Vertrau mir einfach!“, sagt Jesus genau jetzt zu dir!




Nachsatz:


Ich finde den letzten Satz genial in diesem Bericht: (V 43b) »Und nun gebt dem Mädchen etwas zu essen!«, sagte er.

Die Eltern und alle, die dabei waren, waren aus dem Häuschen über das Wunder, das sie gerade erlebt hatten. Aber für Jesus war das Wunder geradezu „normal“. Es gab keine besondere Anbetungszeit vorher. (Keine Lobpreisband ist vom Himmel geschwebt) Es gab auch kein besonders lautes, emotionales, salbungsvolles oder hingebungsvolles Gebet oder andere besondere Handlungen rund um seinen Dienst. Sein Dienst spielte sich im Alltag ab.


Anbetung war für ihn keine für Gott reservierte Zeit von 10.30h bis 11h am Sonntag, sondern Anbetung war immer Teil seines Lebens.

Auch beim Essen.

Auch wenn er mit seinen Jüngern zusammen war.

Auch wenn er im Boot schlief und auch wenn er Tote auferweckte.


Ich denke, daran dürfen wir uns auch gewöhnen. Nicht weil eine Anbetungszeit im Godi schlecht wäre, oder es falsch wäre, gemeinsam und organisiert hinaus zu gehen und bewusst Menschen im Namen Gottes zu dienen. Aber das darf nicht ausschließen, dass Gott durch mich ein Wunder tun kann, wenn ich mich nicht darauf vorbereiten kann.

Ich glaube, Gott wartet darauf, dass wir ihm diesbezüglich auch eine Bereitschaft signalisieren.



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