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  • Peter Köttritsch

Kostbar

Aktualisiert: 29. Jan.

 

Witz: Fünf Wochen nach der Beerdigung des Ehemanns trifft sich die Witwe mit ihrer Freundin. Sie erzählt: "Mein Mann hat mir drei Umschläge hinterlassen.

Im ersten waren 1.000 Euro." "Wofür denn?", fragt die Freundin. "Na ja", sagt die Witwe, "auf dem Umschlag stand: 'Für die Grabbepflanzung'.

Im zweiten Umschlag waren dann sogar 2.000 Euro." "Und wofür waren diese?" will die Freundin wissen. "Nun", antwortet die Witwe, "auf diesem Umschlag stand: 'Für einen schönen Sarg.'" "Da hat dein Mann ja gut vorgesorgt. Und was war in dem dritten Umschlag?"

"Oh, da waren 10.000 Euro drin, und auf dem Umschlag stand: 'Für einen besonders schönen Stein.'" Sie zeigt ihren Ringfinger vor und sagt: "Der ist doch besonders schön, oder?"

 

Im Nachlass meiner Mutter war eine Schmuckschatulle. Die meisten Stücke darin haben eher ideellen Wert gehabt. Ein Juwelier hätte uns nichts dafür bezahlt, aber für meine Mutter waren diese Stücke kostbar.

Ob etwas für mich kostbar ist, entscheidet sich in meinem Herzen. Wofür die einen sehr viel Geld ausgeben, wollen die anderen vielleicht gar nicht haben. Wenn mir jemand einen Diamantring schenken würde, würde ich mich darüber nur begrenzt freuen. Ich würde mich über die Tatsache geehrt fühlen, dass jemand so viel Geld für mich ausgibt, aber über den Ring selber…?

 

Wie würde es dir gehen, wenn dich jemand überreich, geradezu verschwenderisch, beschenkt? Was sagt das über die Beziehung zwischen dir und der Person aus, die dich beschenkt?

Nimm diese Frage mit in die heutige Geschichte, die ich aus dem Markusevangelium mit euch lesen möchte:

 

Markus 14,1-9: (Hoffnung für Alle Übersetzung)

Es waren nur noch zwei Tage bis zum Passahfest und zum Fest der ungesäuerten Brote. Die obersten Priester und die Schriftgelehrten suchten nach einer günstigen Gelegenheit, bei der sie Jesus heimlich festnehmen und umbringen lassen könnten.

2 Sie waren sich aber einig: »Es darf auf keinen Fall während der Festtage geschehen, damit es nicht zu einem Aufruhr im Volk kommt!«

3 Jesus war in Betanien zu Gast bei Simon, der früher einmal aussätzig gewesen war. Während der Mahlzeit kam eine Frau herein. In ihren Händen hielt sie ein Fläschchen mit reinem, kostbarem Nardenöl. Sie öffnete das Gefäß und salbte mit dem Öl den Kopf von Jesus.

4 Darüber regten sich einige Gäste auf: »Das ist ja die reinste Verschwendung!

5 Dieses Öl ist mindestens 300 Silberstücke wert. Man hätte es lieber verkaufen und das Geld den Armen geben sollen!« So machten sie der Frau heftige Vorwürfe.

6 Aber Jesus sagte: »Lasst sie in Ruhe! Warum macht ihr der Frau Schwierigkeiten? Sie hat etwas Gutes für mich getan.

7 Arme, die eure Hilfe nötig haben, wird es immer geben. Ihnen könnt ihr helfen, sooft ihr wollt. Ich dagegen bin nicht mehr lange bei euch.

8 Diese Frau hat getan, was sie konnte: Mit diesem Salböl hat sie meinen Körper für mein Begräbnis vorbereitet.

9 Ich versichere euch: Überall in der Welt, wo Gottes rettende Botschaft verkündet wird, wird man auch von dieser Frau sprechen und von dem, was sie getan hat.«

 

Zwei erklärende Bemerkungen zum Text: Narde ist eine Pflanze, die ausschließlich im Himalaja Gebirge in sehr großer Höhe (bis 5500m) wächst und deshalb bis heute äußerst kostbar ist. Ihr Duft ist einzigartig und sehr intensiv. Die beruhigende und heilende Wirkung des daraus gewonnenen Öls war bereits in der Antike bekannt.

Die über 300 Silberstücke (Denare), mit der der Wert dieses Öls beziffert wurde entsprach dem Jahreseinkommen eines einfachen Arbeiters.

 

Diese Frau hat sehr verschwenderisch gehandelt. Wenn man im Internet das Stichwort „verschwenderisch“ eingibt, kommen entweder anklagende Artikel, in denen Missstände angeprangert werden (Steuergeld, Lebensmittel…), oder Hinweise, wie man Verschwendung vermeiden kann. Verschwendung hat also fast immer einen negativen Beigeschmack.

Einzige Ausnahme: Verschwenderische Liebe. Da Liebe zu den Dingen gehört, die sich vermehren, wenn sie ausgegeben werden, liegt es auf der Hand, dass es gut ist, mit Liebe verschwenderisch umzugehen.

Ich habe den Begriff „Verschwenderische Liebe“ in die Suchmaschine eingegeben. Als Resultat kamen hauptsächlich Predigtlinks zu genau dieser biblischen Geschichte, wo diese Frau verschwenderisch mit ihrem Nardenöl umgegangen ist.

 

Menschlich gesehen ist es nachvollziehbar, dass diese Verschwendung eines so kostbaren Öls den einen oder andern gestört hat. Der Vorschlag, dieses Fläschchen zu verkaufen und das Geld den Armen zu geben klingt ja sehr sozial und auch fromm. Aber diese Frau hat etwas anderes damit vorgehabt.

Warum tut jemand so etwas? Warum hat die Frau das wahrscheinlich Kostbarste, das sie hatte, hergegeben, um Jesus Gutes zu tun? Warum ist es ihr so wichtig gewesen, ihn auf diese Art zu ehren?

Die einzig plausible Antwort ist: Weil sie ihn sehr geliebt hat. Genauso, wie Gott uns liebt. Auch er hat das Kostbarste, das er hat, seinen Sohn, für uns hergegeben.

Johannes 3,16: Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern das ewige Leben hat.

 

Ich bin mir sicher, dass diese Frau diese Liebe Gottes in Jesus bereits erfahren hatte. Sie hat die tragende Hoffnung auf das ewige Leben von Jesus erhalten. Sie hat gewusst, dass sie nichts und niemand von der Liebe Gottes trennen kann, wie es Paulus später formuliert hat.

Und als Antwort darauf gibt sie Jesus jetzt das Kostbarste, das sie hat, zurück.

Dort, wo es echte Liebe gibt, da muss ich nicht mehr egoistisch auf mich schauen: Hauptsache, ich bekomme das größte Stück vom Kuchen. Hauptsache, mir geht es gut…

Wo echte Liebe ist, da dient selbst das Kostbarste, das ich besitze, dazu, den anderen zu segnen.

 

Es kann ganz praktisch durchaus sein, dass ich aus dieser Liebe zu Jesus heraus anfange, den Armen zu dienen. Ihnen nicht nur von meinem Überfluss heraus etwas abzugeben (Almosen). Sondern dass ich, weil ich Jesus liebe, etwas wirklich Kostbares in verschwenderischer Weise hergebe, um Bedürftige zu segnen. Jesus selber hat ja gesagt: Was ihr für einen der Geringsten meiner Brüder und Schwestern getan habt, das habt ihr für mich getan! (Matthäus 25,40)

Es macht vielleicht nicht für die Armen selber, sehr wohl aber für dich selbst und für deine Beziehung zu Gott, einen großen Unterschied aus, was deine Motivation für dein Handeln ist. Willst du dein soziales Gewissen beruhigen, oder handelst du aus echter Liebe?

 

„Arme wird es immer bei euch geben“, sagt Jesus. Es wird immer die Notwendigkeit geben, sich für Arme einzusetzen, ihnen praktisch zu helfen und generell für eine gerechtere Welt zu kämpfen.

„Den Armen könnt ihr helfen, wann immer ihr wollt. Aber ich werde nicht mehr lange bei euch sein.

Sie hat getan, was in ihrer Macht stand, und meinen Körper im Voraus zum Begräbnis gesalbt.“

 

Das Wort „Salbung, oder gesalbt werden“ kommt ja in unterschiedlicher Bedeutung in der Bibel vor.

Wenn wir von „Salbung“ sprechen, dann meinen wir meist ein besonderes geistliches Gewicht, das zum Beispiel ein Prediger oder ein Dienst hat. Wir wünschen uns, dass die Salbung bei allem, was wir tun, zunimmt. Dass immer mehr Gottes Kraft in uns und durch uns wirkt.

Lange Zeit bevor David zum König gekrönt wurde, wurde er vom Propheten Samuel zum König gesalbt, indem er Salböl über den Kopf des jungen Davids goss. Dies war eine prophetisch- geistliche (nicht nur symbolische) Handlung. So wie äußerlich David mit dem Öl übergossen wurde, so wurde er innerlich mit dem Heiligen Geist „übergossen“.

Könige, Propheten, Priester, aber auch Gegenstände (z.B. im Tempel) wurden im Alten Testament gesalbt und somit in den Dienst Gottes gestellt.

Das griechische Wort „Christus“, sowie das aus dem hebräischen abgeleitete Wort „Messias“, bedeuten wörtlich: „Der Gesalbte“.

 

Eine andere Bedeutung von „salben“ kennen wir von den ägyptischen Pharaonen. Um deren Körper nach dem Tod vor Verwesung zu schützen, wurden sie gesalbt, bzw. einbalsamiert. Das vollständige Einbalsamieren kam zwar in Israel nicht zur Anwendung, sehr wohl aber wurden die Toten mit wohlriechenden Ölen und Spezereien gesalbt, bevor sie in Leichentücher gehüllt, meist in Höhlen begraben wurden.

Vordergründig kann man auch an diese Praxis denken, wenn Jesus davon spricht, dass die Frau seinen Körper für sein Begräbnis gesalbt hat. Aber natürlich schwingt auch hier die Bedeutung mit, dass mit dieser Salbung Jesus geistlich für seine bevorstehende Kreuzigung gestärkt und ausgerüstet wird. Und letztendlich ist es Gott selber: Er zeigt Jesus durch die Liebestat dieser Frau auf ganz eindrückliche Art und Weise, wie kostbar er für den Vater ist. So verschwenderisch zeigt sich seine Liebe zu ihm.

 

 

Was können wir uns aus dieser Geschichte mitnehmen?

Diese Frau war bereit, das Kostbarste, das sie besaß, Jesus zu geben. Bist du dazu auch bereit? Oder anders gefragt: Was darf dich dein Glaube kosten? Mit Kosten meine ich nicht in erster Linie Geld, oder andere materielle Werte. Obwohl es diese natürlich nicht ausschließt.

 

Diese Frage hängt sehr stark mit einer zweiten Frage zusammen: Wieviel hast du dir von Jesus bereits schenken lassen? Wie ich vorhin bereits gesagt habe:

Diese Frau hat deshalb Jesus einen so großen Liebesdienst erwiesen, weil sie zuvor von ihm, oder durch ihn, mit Gottes unendlicher, überfließender, ja verschwenderischer Liebe überschüttet wurde.

Bei der Frage: „Was darf mich mein Glaube kosten?“, geht es also nicht darum: „Was muss ich geben, oder tun?“, damit Gott (oder mein Pastor, oder die Leute, oder wer auch immer) mit mir zufrieden ist. Darum geht es überhaupt nicht. Sondern es geht darum, dass meine Großzügigkeit, meine Einsatz- und Dienstbereitschaft usw. für mich selber eine Art Spiegel sind, wie sehr ich Gott erlaube, dass seine Liebe auch tatsächlich in die hintersten (und meist dunkelsten) Winkel meines Herzens vordringen darf, oder eben noch nicht.

 

Lass es mich mit einem praktischen Beispiel erklären: Wenn ich mit unterschiedlichsten Menschen über „die Kirche“ spreche, dann höre ich sehr oft den Satz: „Die Kirchensteuer ist viel zu hoch!“ Wenn wir von unseren Gemeindemitgliedern einen Kirchenbeitrag einheben würden (1,1% des Einkommens), würden wir nicht einmal die Miete hier bezahlen können. Die Tatsache, dass viele in der Gemeinde freiwillig mehr als diese 1,1%, sondern den „Zehnten“, oder sogar noch mehr, geben, zeigt, dass viele von uns sich überreich von Gott beschenkt fühlen, auch materiell.

Wenn wir es verstanden haben, dass Gott nicht an unserem Geldbeutel, sondern an unserem Herz interessiert ist, und vor allem, wenn wir wissen, dass wir Gott sowieso niemals an Großzügigkeit überbieten können, dann macht das unser Herz frei, ihm auch das Kostbarste zu geben, was wir haben. Sei es ein Fläschchen mit Nardenöl, oder anderer materieller Besitz, sei es unsere Zeit, oder was auch immer.

 

Gott will uns in seinen Segenskreislauf, den er selber gestartet hat, mit einbeziehen. Der Punkt, an dem der Segenskreislauf aufhört, ist immer unser hartes Herz. Gott selber hört nie damit auf. Er liebt es, dich mit seinem Segen und seiner Liebe zu überschütten. Verschwenderisch!

Lass es zu, dass dieser Segen auch dein Herz weich macht und du deinerseits bereit wirst, nicht auf die Dinge zu vertrauen, die du hast, oder was du aus eigener Kraft kannst, sondern darauf zu setzen, welche Möglichkeiten Gott durch dich hat, wenn du ihm deine „Schätze“ zur Verfügung stellst.

Die Frau aus der Geschichte besaß, nachdem sie Jesus gesalbt hatte, kein Nardenöl mehr, aber sie war um ein Vielfaches „reicher“ geworden. (Man wird überall von ihr sprechen!)

 

Hausübing: Was ist dein kostbarstes Gut, mit dem du Jesus segnen möchtest? Wie könntest du deine Liebe (Gaben…) verschwenderisch weitergeben?

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