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  • Peter Köttritsch

Jesus geht auf dem Wasser

Aktualisiert: 2. Mai 2022


Müde kehrt der Vertreter von seiner Geschäftsreise heim. Aufgeregt begrüßt ihn sein kleiner Sohn mit der Nachricht, im Kleiderschrank sei ein Gespenst. Die Ehefrau hört's verlegen.

Der müde Vater erklärt: "Ach was, Gespenster gibt's nicht."

Aber der Kleine lässt nicht locker. Der Vater geht achselzuckend zum Schrank, öffnet ihn und vor ihm steht sein bester Freund, ziemlich dürftig bekleidet.

Verblüfft starrt der Vertreter ihn an und sagt dann schließlich: "Nun sind wir schon so viele Jahre befreundet, du isst bei uns, gehst bei uns ein und aus und eine gute Stellung habe ich dir auch verschafft und was machst du Knilch zum Dank?

Stellst dich in den Schrank und erschreckst meinen Sohn!"


Sagst du auch: Gespenster gibt es nicht? In der Bibel wird aber von einem berichtet. Besser gesagt davon, dass die Jünger Jesus einmal für ein Gespenst gehalten haben.

Schauen wir uns diesen Text gemeinsam an:


Mk 6,45-56

Gleich danach befahl Jesus seinen Jüngern, wieder ins Boot zu steigen und über den See nach Betsaida zu fahren, während er inzwischen die Menschen nach Hause entließ.

46 Dann ging er allein auf einen Berg, um zu beten.

47 In der Nacht befanden sich die Jünger in ihrem Boot mitten auf dem See, und Jesus war allein an Land.

48 Er sah, dass sie mühsam gegen den Wind und die Wellen ankämpften. Gegen drei Uhr morgens ging er über das Wasser zu ihnen. Er wollte an ihnen vorübergehen.

49 Doch als sie ihn auf dem Wasser gehen sahen, schrien sie vor Entsetzen, denn sie hielten ihn für ein Gespenst.

50 Sie waren zu Tode erschrocken, als sie ihn sahen. Doch Jesus sprach sie sofort an. »Erschreckt nicht«, sagte er. »Ich bin es. Habt keine Angst.«

51 Dann stieg er ins Boot, und der Wind legte sich. Sie staunten über das, was vor ihren Augen geschah.

52 Sie hatten immer noch nicht begriffen, was das Wunder der Brotvermehrung bedeutete, denn ihre Herzen waren verhärtet, und sie glaubten nicht.

53 Als sie auf der anderen Seite des Sees in Genezareth ankamen, machten sie das Boot fest 54 und stiegen aus. Sofort erkannten die Menschen Jesus.

55 Sie liefen und holten die Kranken aus der ganzen Gegend und trugen sie auf Matten zu ihm.

56 Überall, wo er hinkam - in Dörfern, Städten und draußen auf den Gehöften -, brachten sie die Kranken auf die Marktplätze und baten ihn, sie nur den Saum seines Gewandes berühren zu lassen. Und alle, die ihn berührten, wurden geheilt.


Zur Erinnerung: Jesus hatte gerade mit dem wenigen, das die Jünger hatten (5 Brote und 2 Fische) 5000 Männer, (+ viele Frauen und Kinder) satt gemacht. Der Abschnitt beginnt mit den Worten: „Gleich danach“. Mit Jesus wird dir ganz bestimmt nicht langweilig. Gleichzeitig erleben wir: Jesus ist nie gestresst. Er ist immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Er lässt sich auch nicht in unseren Terminkalender einsperren. Ein/e Jünger/in Jesu zu sein bedeutet eben auch, dass er das Tempo vorgibt, weil sein Timing perfekt ist.

Gleich danach befahl Jesus seinen Jüngern, wieder ins Boot zu steigen und über den See nach Betsaida zu fahren.

Ehrlich gesagt hat mich dieses Wort „befahl“ (Elb: nötigte) im ersten Moment irritiert. Jesus ist doch ein Gentleman. Er respektiert unseren freien Willen. Er würde niemals über dich einfach hinweg befehlen, oder?


Das mit dem freien Willen und mit dem, dass Jesus ein Gentleman ist stimmt schon. Aber er spricht hier nicht zu irgendwelchen Menschen, die ihn kaum bis gar nicht kennen. Er spricht hier zu seinen Jüngern.

Ein Jünger ist, wie ich schon mehrmals betont habe, ein Lernender. Jemand, der bereit ist, sich von Jesus etwas sagen zu lassen. Und der auch bereit ist, Befehle von Jesus entgegen zu nehmen und auszuführen. Später hat Jesus zwar auch zu seinen Jüngern gesagt: Ich nenne euch nicht mehr Diener; denn einem Diener sagt der Herr nicht, was er vorhat. Ihr aber seid meine Freunde. (Joh 15,15) Auch wir dürfen uns Freunde Jesu- ja sogar seine Geschwister nennen. Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass er auch unser Herr bleibt. Er sagte in diesem Zusammenhang auch: Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch auftrage. (Joh 15,14)


Lasst uns das ganz klar auseinanderhalten: Die Liebe Gottes ins bedingungslos. Ganz egal, ob ich seine Liebe erwidere, oder ihn ignoriere und lieber mein eigener Herr bin. Ich kann mich in allen möglichen Lastern und Sünden verstricken. Ich kann Gott sogar verfluchen und meine Mitmenschen hassen. Er wird mich trotzdem immer weiter lieben.

Aber die Freundschaft mit Jesus ist untrennbar damit verbunden, dass seine Werte, seine Ziele und sein Handeln in meinem Leben Priorität haben. Billiger gibt es die Freundschaft von Jesus nicht.

Deshalb darf er mir auch Befehle erteilen. Mit der Freundschaft zu Jesus wächst in mir ohnehin die Einsicht, dass seine Befehle das Beste sind, was mir passieren kann. Eben weil er durch und durch Liebe ist, sind auch seine Befehle ein Ausdruck von seiner Liebe. Selbst wenn ich das im ersten Moment vielleicht noch nicht erkennen kann.


Warum Jesus seine Jünger alleine wegschickte ergibt sich aus dem Zusammenhang. Vielleicht erinnert ihr euch noch daran, dass die Jünger bereits vor dem „Open Air Gottesdienst“ mit der wundersamen Brot- und Fischvermehrung „urlaubsreif“ waren. Jesus als Leiter dieses Teams achtete sehr wohl auf die Bedürfnisse seiner Mitstreiter. Auch das erleben wir bei Jesus immer wieder: Er befiehlt- aber seine Befehle gehen niemals über unsere Grenzen.

Er schickte die Jünger weg und übernahm selber die Verabschiedung der Leute.


Im Nächsten Vers erfahren wir noch einen weiteren Grund dafür, warum Jesus noch nicht gleich mit den Jüngern ins Boot stieg:

46 Dann ging er allein auf einen Berg, um zu beten.

In diesem einen Satz liegt das Geheimnis, warum der Dienst Jesu so „erfolgreich“ war. Er lebte in ständiger Beziehung mit seinem Vater. Auch während des Tages. Aber das ersetzte selbst für Jesus nicht die Zeiten, in denen er sich allein zum Gebet zurückzog. Ganz offensichtlich war ihm das Gebet auch wichtiger als sein Schlaf.

Aus dieser innigen Beziehung mit seinem Vater heraus heilte Jesus alle Kranken, befreite er Menschen, die gebunden waren, diente er allen in Liebe und lehrte seine Jünger.


48 Er sah, dass sie mühsam gegen den Wind und die Wellen ankämpften.

Ich weiß nicht, wer von euch schon einmal am See Genezareth war? Bei klarem Wetter kann man durchaus auf die andere Seite des Sees mit freiem Auge sehen. Bei Sturm ist das jedoch unmöglich. Trotzdem heißt es hier: Er sah…

Egal, wie sehr auch der Sturm um dich herum tobt: Jesus sieht dich. Er steht deinen Problemen und Herausforderungen nicht gleichgültig gegenüber. Er handelt. Er kümmert sich um unsere Anliegen.

1. Petr 5,7: Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch.

Er kommt zu dir, auch wenn er dafür über das Wasser gehen muss. Für Gott ist kein Ding unmöglich! (Lk 1,37)


Die Jünger jedoch waren mit dieser Art von Hilfe etwas überfordert:

Sie waren zu Tode erschrocken und schrien auf, weil sie glaubten, er sei ein Gespenst.

Aber Jesus sprach sie sofort an: Habt keine Angst! Ich bin es doch, fürchtet euch nicht! Offensichtlich kann eine Begegnung mit Jesus, zumindest auf den ersten Blick erschreckend, ja sogar furchteinflößend sein.

Die Anrede „Fürchtet euch nicht!“ kennen wir in der Bibel meist nur von Engeln, selbst wenn diese gestandenen Männern begegnet sind. Die Engel, die in der Bibel erwähnt werden, sahen sicherlich anders aus, als die, die wir aus den Barockkirchen kennen.

Jesus will nicht, dass wir uns vor ihm fürchten, auch wenn sein Auftreten Ehrfurcht und Respekt einflößend sein kann. Er ist eben nicht (nur) der nette Kumpel. Er ist auch unser Freund und Bruder, aber eben genauso der Löwe, der unbestechliche Richter und der König, der jetzt seine Herrschaft antritt.


In dem Film „Die Hütte“ gibt es eine Szene, in der die Hauptfigur (Mack) von Jesus eingeladen wird, mit ihm gemeinsam über einen See zu gehen. Der See in dem Film ist spiegelglatt und sie können die Fische unter sich vorbei schwimmen sehen.

Der See Genezareth war in der Geschichte im Markusevangelium aber alles andere als spiegelglatt. Es wird ja berichtet, dass die Jünger mühsam gegen Wind und Wellen ankämpfen mussten. Also für Jesus war das eher ein wilder Ritt, als ein gemütlicher Spaziergang. Interessanterweise legte sich der Sturm erst, nachdem Jesus ins Boot der Jünger stieg. Er hätte dem Sturm ja schon viel früher gebieten können aufzuhören.


Vielleicht wollte Jesus abwarten, ob die Jünger selber auf die Idee kommen, dem Wind und den Wellen zu gebieten? Schließlich hatte sie mit Jesus schon eine Sturmstillung erlebt und sie waren auch bereits von ihm bevollmächtigt und ausgerüstet worden.


Der nun folgende Zwischenbericht ist auf den ersten Blick frustrierend, gleichzeitig aber auch tröstlich, wenn wir sehen, dass selbst die Jünger, die Jesus „live“ erlebten, so lange brauchten, bis ihr Dienst große Frucht brachte.

Sie staunten über das, was vor ihren Augen geschah.

52 Sie hatten immer noch nicht begriffen, was das Wunder der Brotvermehrung bedeutete, denn ihre Herzen waren verhärtet, und sie glaubten nicht.


Es war zwar nicht so, dass sie gar nicht an Jesus glaubten. Sie folgten ihm ja ganz praktisch nach. Sie hatten alles zurückgelassen und sie hatten auch bereits erlebt, dass auch sie selber für Kranke beten konnten und diese gesund wurden, selbst als Jesus nicht physisch bei ihnen war. Trotzdem waren ihre Herzen nach wie vor hart.


Die gute- und gleichzeitig herausfordernde Nachricht für uns heute, ist das Wissen um Pfingsten. Das war der Moment, in dem die verhärteten Herzen der Jünger noch einmal nachhaltig verändert wurden. Wenn wir die Jünger vor und nach Pfingsten beobachten, könnten wir zum Schluss kommen, dass von ganz anderen Menschen berichtet wird. Tatsächlich ist durch die Ausgießung des Heiligen Geistes etwas mit den Jüngern passiert, dass sie zu „anderen/neuen Menschen“ gemacht hat.


Und hier ist eben für uns heute die vorhin erwähnte gute- und gleichzeitig herausfordernde Nachricht: Der selbe Heilige Geist, der damals zu Pfingsten auf die Jünger kam, lebt heute in uns. Wir sind in Jesus diese „neue Schöpfung“ von der Paulus in 2. Kor 5,17 spricht: Wenn also jemand mit Christus verbunden ist, ist er eine neue Schöpfung: Was er früher war, ist vergangen: Sieh doch, etwas Neues ist entstanden!

Der Heilige Geist ist uns unter anderem deshalb gegeben, damit wir heute die Werke Jesu tun. Nicht aus eigener Kraft, aber in seinem Auftrag und mit seiner Kraft in der er in uns jetzt wirkt.

In Eph 1 schreibt Paulus: 19 Ich bete, dass ihr erkennen könnt, wie übermächtig groß seine Kraft ist, mit der er in uns, die wir an ihn glauben, wirkt. Es ist dieselbe gewaltige Kraft, 20 die auch Christus von den Toten auferweckt und ihm den Ehrenplatz an Gottes rechter Seite im Himmel gegeben hat.


Diese gewaltige Kraft sehen wir im letzten heutigen Vers „in Aktion“:

56 Überall, wo er hinkam - in Dörfern, Städten und draußen auf den Gehöften -, brachten sie die Kranken auf die Marktplätze und baten ihn, sie nur den Saum seines Gewandes berühren zu lassen. Und alle, die ihn berührten, wurden geheilt.


Körperliche Heilung ist bei weitem nicht die einzige Art und Weise, wie das Reich Gottes sichtbar wird. Aber ganz egal ob körperlich, seelisch. oder geistlich: Heilung ist untrennbar mit dem Reich Gottes verbunden.

Das Markusevangelium schließt mit den Worten: (Mk 16,20)

Die Jünger aber gingen überall hin und predigten die gute Botschaft. Der Herr wirkte durch sie und bestätigte alles, was sie sagten, durch viele wunderbare Zeichen.

Das gehört zum Jünger Jesu sein einfach dazu!


Auch wenn, wie gesagt Heilungen bei weitem nicht die einzigen Kennzeichen des anbrechenden Reiches Gottes sind. Da gehört noch viel mehr dazu. Und ich freue mich über die Berichte darüber, die wir jetzt schon jeden Sonntag in den „Typisch Gott“ Geschichten hören. Ich bin aber überzeugt davon, dass wir in nächster Zeit eine Zunahme an übernatürlichen Wirken Gottes, auch unter uns erleben werden.

Gott ist gut und er liebt es, dass nicht nur wir, sondern alle Menschen diese Güte ganz praktisch erleben.

Es ist gut, wenn wir uns ausstrecken, ja geradezu hungern und dürsten nach dem Wirken Gottes. Jesus hat gesagt: Mt 5,6 Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden.





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