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Peter Köttritsch

Hauptberuflicher Himmelsbürger

Aktualisiert: 15. Sept. 2023


Kalenderspruch: Urlaub könnte ich auch hauptberuflich machen!

Der erste Gedanke: Absolute Zustimmung, aber hast du dir schon einmal überlegt, wie das tatsächlich wäre?

Ich habe meinen Urlaub sehr genossen, aber nach drei Wochen habe ich mich schon wieder auf den Alltag und die Arbeit gefreut.

Am Abend gehe ich gerne ins Bett, aber nur wenn ich krank bin bleibe ich den ganzen darauffolgenden Tag im Bett.


Erholung von den Dingen, die ich regelmäßig tun muss ist wichtig, aber den ganzen Tag auf der faulen Haut liegen und nichts tun ist zu ziemlich das Gegenteil von erfülltem, zufriedenstellendem Leben.

Zu viel zu tun zu haben, ständig getrieben zu sein von einem Termin zum nächsten, ist nicht gesund, aber auch zu wenige Aufgaben und Herausforderung zu haben ist ungesund. Es gibt den „Burn out“, aber auch den „Bore out“.


Gott hat das Sabbat Gebot geheiligt, aber er hat in diesem Zusammenhang auch gesagt: Sechs Tage sollst du deine Arbeit verrichten, aber der siebte Tag ist ein Ruhetag, der mir, dem HERRN, deinem Gott, gehört. (2. Mose 20,9-10)

Es geht also, wie man so schön neudeutsch sagt, um die „richtige Work-Life-Balance“


Kann es sein, dass es im Geistlichen auch so etwas wie eine Work-Life-Balance gibt?

Oder anders und konkret nachgefragt: Wie stellst du dir den Himmel vor? Ist nicht als rhetorische Frage gemeint! Was tun wir dort?



Im Hebräerbrief ist zwar von der Gottesruhe die Rede, die uns verheißen ist, aber ich glaube, dass das nur eine Seite der Medaille ist. Wenn man zum Beispiel die „Himmelreichsgleichnisse“ von Jesus unter die Lupe nimmt, dann fällt auf, dass Jesus den Himmel nicht so beschreibt, dass wir (so wie in der Karikatur vom Münchner im Himmel) mit einer Harfe auf einer Wolke sitzen und den ganzen Tag Halleluja singen. Da ist stattdessen von Bauern die Rede, die säen und ernten, von einer Frau, die Sauerteig ansetzt, von Schätzen, die (bei der Arbeit!) gefunden werden, vom Fischfang (weit verbreiteter Beruf) usw.


Ich habe vor kurzem gelesen, dass der Himmel nicht einen Ort, oder einen Zustand beschreibt, wo es keine Probleme mehr gibt, sondern wo wir wissen, wie wir unsere Probleme gelöst bekommen. Also mit anderen Worten: Nicht die Herausforderungen und Schwierigkeiten sind „die Hölle“ um bei der drastischen Gegenüberstellung von Himmel und „Nicht-Himmel“ zu bleiben, sondern die Hölle beginnt dort, wo wir unsere Probleme und Herausforderungen nicht mehr gelöst bekommen.


Das Paradies, in dem Adam und Eva gelebt haben, war kein Ort an dem die beiden am Palmenstrand den ganzen Tag Cocktails geschlürft haben. Es gab da richtig was zu tun. Das Paradies war ein Garten und jeder, der einen Garten hat, weiß: Es gibt immer etwas zu tun. Zwischendurch kann und soll man den Garten natürlich auch genießen, aber wenn der Garten nicht gepflegt wird, verwildert er ganz schnell. Ein Garten ist Kulturland und Kultur in allen seinen Facetten hat mit gestalten, formen und ganz klar mit Arbeit zu tun.

Aber wenn diese Arbeit getan ist, dann erfreut Kultur unser Herz und macht uns zufrieden. Das ist die Aufgabe der Kultur: Die Schönheit, die Kreativität und die Vielfalt Gottes widerzuspiegeln und uns seinen Frieden (Shalom) zu geben.


1. Mose 2, 15 Gott, der HERR, brachte den Menschen in den Garten von Eden. Er gab ihm die Aufgabe, den Garten zu bearbeiten und ihn zu bewahren.

19 Er [Gott] brachte alle Landtiere und Vögel, die er aus dem Erdboden geformt hatte, zu dem Menschen, um zu sehen, wie er sie nennen würde. Genau so sollten sie dann heißen.


Das Paradies, der Himmel, wird also beschrieben als eine gute Zusammenarbeit von Gott und Mensch.

Gott ist der, der alles geschaffen hat. Er ist auch der, der uns erlöst hat und uns den Weg in den Himmel wieder frei gemacht hat. Aber er wollte von Anfang an, und er will bis heute, das nicht allein machen, sondern er will dich und mich an seinem „Projekt“ beteiligen.


1. Korinther 3,9 Wir sind Gottes Mitarbeiter.


Es gibt leider sehr viele Christen, die wissen, wovon sie erlöst sind, aber nicht wofür! Sie kennen Jesus als jemanden, der ihnen hilft, ihnen beisteht und sie tröstet, wenn es ihnen schlecht geht. Und wenn es ihnen besser geht, dann vergessen sie ganz schnell auf Jesus. So lange, bis sie in das nächste Loch fallen.

Ihr Leben gleicht dem Volk Israel in der Richterzeit.


Gott ist viel mehr als dein Retter in der Not, er ist der, der einen proaktiven Plan für dein Leben hat.

Jesus ist mehr als der, der sein Leben für dich hingegeben hat, damit du nicht an deinen Sünden zugrunde gehst. Er erhebt auch den Anspruch an dich: Folge mir nach!

Der Heilige Geist ist nicht nur dein Tröster, er ist auch der, der dir hilft, dein Leben nach Gottes Plan zu gestalten. Das passiert nicht so zufällig ganz nebenbei. Dazu braucht es deine echte Hingabe und die Bereitschaft zur Veränderung.


Wir, die Gemeinde Jesu, sind weit mehr als ein Rückzugsort vor der bösen, bösen Welt da draußen, die ja vom Feind Gottes beherrscht wird. Wir sind eine prophetische und apostolische Weggemeinschaft, die Jesus höchst persönlich in dieser Welt repräsentiert. Wir sind prophetisch, weil wir Gott in dieser vom Feind besetzten Welt sichtbar machen und wir sind apostolisch, weil Gott selber uns gesandt hat um Territorium für ihn und sein Reich zu sichern. Um die Welt, die er geschaffen hat, für ihn zurück zu erobern.

Das ist viel mehr, als sich einmal in der Woche zu einer erbaulichen Stunde zu treffen. Die Gemeinde Jesu ist kein Gebäude und keine Institution, sondern sie ist ein lebendiges Bauwerk, bestehend aus Menschen, die von Jesus selber dafür zugerüstet worden ist und beständig dahin zugerüstet wird, seine Taten zu tun.

Wir sind die Stadt, die auf einem Berg liegt und nicht übersehen werden kann. Wir sind das Salz, das unsere Umgebung viel mehr prägt, als umgekehrt. Und wir sind das Licht, das allen den Weg zum Leben leuchtet, die Gott zu seinen Kindern hinzutun will.


Ja, es stimmt: Das ist nicht leicht. Wir haben eine riesengroße Aufgabe. Aber die Gute Nachricht dabei ist, dass wir an dieser Aufgabe nicht verzweifeln müssen, weil sie so groß ist. Ganz im Gegenteil: Wir können diese Aufgabe mit erhobenem Haupt angehen, weil wir dabei nicht alleine, und vor allem nicht aus eigener Kraft, kämpfen müssen. Wir sind Gottes Mitarbeiter! Er ist der Boss, der uns die Werkzeuge, die Richtung und alle Hilfen gibt, die wir brauchen um diesen Auftrag auszuführen.

Er ist kein Chef, der uns ausbeutet, sondern der uns bestmöglich unterstützt. Aber das Ziel gibt ganz klar er vor: 1. Timotheus 2,4 Denn er will, dass alle Menschen gerettet werden und seine Wahrheit erkennen.


Was heißt das jetzt für uns? Jesus hat gesagt: Darum geht zu allen Völkern und macht sie zu Jüngern. Tauft sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie, alle Gebote zu halten, die ich euch gegeben habe. (Mt 28,19-20)

Das ist sozusagen die Strategie, die Jesus uns gegeben hat um den Auftrag Gottes zu erfüllen.


Ein Jünger ist zu allererst ein „Lernender“. Jemand, der nicht perfekt ist, aber auf dem Weg ist. Jemand, der nicht stehen bleibt oder mit dem bereits Erreichten zufrieden ist.


So ist auch eine Gemeinde zwar einerseits eine „Gemeinschaft der Heiligen“, aber nicht in dem Sinn, dass wir alle bereits vollkommen wären, sondern in dem Sinn, dass wir zu Gott gehören; aber auch eine Ermutigungsgemeinschaft der Lernenden. Eine Gemeinschaft von unvollkommenen Menschen, die, Seite an Seite, unterwegs sind, um Gottes Auftrag zu leben.


Das Ziel für uns selber ist ganz klar die unmittelbare Gemeinschaft mit Gott. Aber wir wollen nicht mit leeren Händen im Himmel ankommen, sondern so viele Menschen wie möglich dorthin mitbringen.

Nicht als Trophäen, sondern weil das der Auftrag ist, den Gott dir und mir gegeben hat.


Dieses Menschen mitnehmen hat sehr viele Gesichter: Das kann so aussehen, dass wir einem entmutigten Arbeitskollegen einfach nur ein Lächeln schenken, oder jemandem in Not helfen. Das kann ein Gebet sein, das ich, vielleicht nur im Stillen, für jemanden spreche. Aber es kann genauso auch bedeuten, dass ich meine Menschenfurcht überwinde und ganz klar jemandem von Jesus erzähle. Ich glaube, die wenigsten von uns stehen in der Gefahr, Menschen, die dem Glauben fern sind, mit missionarischem Übereifer vor den Kopf zu stoßen, oder mit der Bibel zu „erschlagen“.

Jünger machen ist ganz einfach: Gib das, was du von Gott gelernt hast, oder mit Jesus erlebt hast, an jemanden weiter, der offen dafür ist. Sei ein lernender Lehrer. Halte Ausschau nach Menschen, die lernen wollen und sei bereit ihnen das beizubringen, was du bereits kannst. Wie rede ich mit Gott? Wie kann ich seine Stimme hören? Wie lese ich in der Bibel…


Jünger zu machen ist ein Prozess, keine einmalige Sache. So gut gemeint Evangelisationsveranstaltungen auch sein mögen: Wenn es kein „davor“ gibt, wo Menschen vielleicht ein erstes Mal auf Jesus hingewiesen werden, dann kommt kaum jemand, der die Botschaft hören soll, zu so einer Veranstaltung. Und wenn es kein „danach“ gibt, dann sprechen zwar vielleicht viele ein „Übergabegebet“, aber die meisten bleiben, so wie Jesus das im Gleichnis in dem der Same auf unterschiedlichen Böden ausgesät wird, ohne Frucht.

Jesus hat uns aber dazu berufen, viel Frucht zu bringen!


Wenn ich hauptberuflich Urlauber bin, dann werde ich nicht viel Frucht bringen. Wie gesagt: Urlaub und Erholung sind wichtig, aber nicht alles.

Dass alle Christen (so wie ich) „Berufschristen“ sind, ist im Reich Gottes nicht vorgesehen. Wir sind in der glücklichen Lage als Gemeinde 4 Personen Teilzeit (noch) anstellen zu können. Aber es wäre fatal, wenn dadurch eine Haltung entstehen würde, dass nur die bezahlten Mitarbeiter einer Gemeinde dem Auftrag, das Reich Gottes zu bauen, nachkommen würden.


Ich möchte dich ermutigen, egal welchen Beruf du ausübst, ein „hauptberuflicher Himmelsbürger“ zu sein. Das ist kein bezahlter 38,5 Stunden Job mit 5 Wochen Urlaub im Jahr, sondern ein unbezahlbarer 24x7 Stunden Job. Es ist eine Ehre und ein Privileg, so einen Job zu haben. Du kannst diesen Job in deiner bezahlten Arbeit, in deiner Freizeit und sogar in der Nacht, wenn du schläfst, „ausüben“. Deine Bezahlung erhältst du u.a. in Form von Segen, Kraft, Hilfe, Gemeinschaft, geistlichem Wachstum, Erfüllung und ganz viel Freude.

Und das ist weit besser, als hauptberuflich auf Urlaub zu sein.


Dieser Job bringt dich nicht nur ins Paradies, du bist dann bereits „im Himmel“.



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