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  • Peter Köttritsch

Für Jesus sterben?

Aktualisiert: 7. März 2022


Lehrer: Was ist ein Märtyrer?

Fritzi: Ein Auto mit mehreren Türen!


Unsere Tochter hat einen Zierpolster gestaltet: Darauf steht: Jesus starb für dich, warum lebst du jetzt nicht für ihn?“


Ich liebe junge Menschen, die ihr Leben so radikal führen, gerade auch, wenn es darum geht Jesus ohne Kompromisse nachzufolgen. Wir im „gesetzteren Alter“ können da wieder viel von euch lernen!


Aber was heißt das konkret: Für Jesus leben, weil er für uns starb? Beinhaltet das nicht auch, dass wenn es darauf ankommt, auch ich mein Leben für ihn hingebe? Im buchstäblichen und wörtlichen Sinn?

Jesus hat gesagt: Joh 15,13 Die größte Liebe beweist der, der sein Leben für die Freunde hingibt. Wir wissen, dass Jesus das für uns getan hat. Aber wie sieht es umgekehrt aus? Wenn ich im Lobpreis singe, dass ich Jesus liebe, bin dann tatsächlich auch bereit, mein Leben für ihn hinzugeben? Um des Glaubens Willen zu sterben?


Ich bin ehrlich gesagt sehr froh, in einer Zeit und in einem Land leben zu dürfen, wo wir uns als Gläubige frei versammeln können und die einzige Art der „Verfolgung“ die ist, ausgelacht zu werden.

Genauso wie wir in einem Land leben, in dem Friede herrscht. Dieser Friede hat unter anderem seine Wurzeln darin, dass nach all den Gräueln des zweiten Weltkriegs doch ein gewisses Umdenken in Europa stattgefunden hat und Konflikte nicht sofort militärisch ausgetragen wurden. Und dass den Machtgelüsten diverser Herrscher durch demokratisch gewählte Regierungen, ein Riegel vorgeschoben wurde. Als dann 1989 noch der eiserne Vorhang fiel, schien ein dauerhafter Friede in Europa möglich.


Wie schnell sich gewisse Dinge, von denen wir geglaubt haben, dass sie „ewig“ halten, wieder ändern können, wurde uns aber leider, seit letzter Woche wieder ganz drastisch vor Augen geführt.


Ich hoffe es nicht und ich will auch nichts heraufbeschwören, aber wer weiß, wie lange wir noch diese Freiheiten als Christen haben werden?

Die Frage die sich daraus ergibt und die wir uns gerade dieser Tage neu stellen müssen lautet: Wenn wir diese Freiheit vielleicht einmal nicht mehr haben und es wieder gefährlich wird, Jesus nachzufolgen, wie fest ist dann unser Glaube?


Johannes der Täufer war ein Mann Gottes. Ihm war viel wichtiger, was Gott von ihm hielt, als das, was Menschen von ihm halten. Das hat sich nicht nur an seiner Kleidung geäußert, sondern vor allem dadurch, dass er unerschrocken für die Wahrheit eintrat, auch wenn diese Wahrheit unbequem war. So kam es auch, dass er sich mit dem Herrscher jener Provinz, in der er lebte, König Herodes Antipas anlegte.


Ich möchte mit euch heute im Markusevangelium weiterlesen. Das letzte Mal, wie wir darin gelesen haben, haben wir gesehen, dass Jesus auf einen vermeintlichen Rückschlag (als er in seiner Heimatstadt abgelehnt wurde) mit einer „Gegenoffensive“ reagierte. Er befähigte seine Jünger und sandte sie aus, das gleiche wie er zu tun. Kranke zu heilen, Dämonen auszutreiben und das Evangelium zu verkündigen.

Jesus wuchs in dieser Zeit zu einer richtigen Berühmtheit heran, der mehr und mehr Einfluss auf die Bevölkerung hatte. Fast immer, wenn das passiert, sehen sich Machthaber in ihrer Herrschaft bedroht.

Schon der Vater von Herodes Antipas, Herodes der Große, fühlte sich durch den Bericht, dass den Juden ein König geboren sei so bedroht, dass er in Bethlehem alle neugeborenen Buben umbringen ließ.


Mk 6,14-29

14 König Herodes Antipas erfuhr schon bald von Jesus, weil die Leute überall von ihm sprachen. Manche sagten: »Er muss Johannes der Täufer sein, der wieder lebendig geworden ist. Deshalb kann er solche Wunder tun.«

15 Andere hielten Jesus für den Propheten Elia. Wieder andere glaubten, er wäre ein Prophet wie die anderen großen Propheten der Vergangenheit.

16 Als Herodes von Jesus hörte, sagte er: »Johannes, der Mann, den ich enthaupten ließ, ist von den Toten auferstanden.«

17 Denn Herodes hatte Soldaten ausgesandt und Johannes verhaften und einsperren lassen, um Herodias einen Gefallen zu tun. Sie war die Frau seines Bruders Philippus gewesen, aber Herodes hatte sie geheiratet.

18 Johannes hatte Herodes immer wieder gemahnt: »Du hattest nicht das Recht, die Frau deines Bruders zu heiraten.«

19 Herodias hasste Johannes und hätte ihn am liebsten umgebracht, doch ohne die Zustimmung des Herodes war sie machtlos.

20 Herodes dagegen achtete Johannes, den er als guten und heiligen Mann kannte, und er sorgte für seinen Schutz. Auch wenn ihn dessen Worte jedes Mal beunruhigten, hörte er ihm trotzdem gern zu.

21 Endlich bot sich für Herodias eine günstige Gelegenheit. Herodes gab an seinem Geburtstag ein großes Fest für seine Beamten, Offiziere und die führenden Bürger Galiläas.

22 Seine Tochter, die ebenfalls Herodias hieß, kam herein und führte einen Tanz auf, der allen sehr gefiel. »Bitte mich um was immer du willst«, sagte der König zu dem Mädchen, »ich werde es dir schenken.«

23 Und er schwor: »Ich gebe dir alles, was du willst, und wenn es die Hälfte meines Königreichs wäre!«

24 Sie ging hinaus und fragte ihre Mutter: »Was soll ich mir wünschen?« Ihre Mutter sagte: »Bitte um den Kopf von Johannes dem Täufer!«

25 Das Mädchen lief zum König zurück und sagte zu ihm: »Ich will den Kopf von Johannes dem Täufer, jetzt gleich, serviert auf einer Schale!«

26 Da wurde der König sehr traurig, aber er wollte vor seinen Gästen seinen Schwur nicht brechen.

27 Also schickte er einen Henker ins Gefängnis, der Johannes den Kopf abschlagen und ihm bringen sollte. Der Soldat enthauptete Johannes im Gefängnis, 28 brachte seinen Kopf auf einer Schale herein und überreichte ihn dem Mädchen, und sie gab ihn ihrer Mutter.

29 Als die Jünger des Johannes hörten, was geschehen war, kamen sie, holten seinen Leichnam und legten ihn in ein Grab.


Dieser Text gibt zum einen. einen Einblick in die Welt der Schönen und Reichen von Judäa im ersten Jahrhundert. Wenn es damals schon Klatschzeitungen gegeben hätte, wären Herodias und Co bestimmt regelmäßig auf der Titelseite abgebildet gewesen.

Da ist zunächst einmal ein machthungriger König, dessen Gewissen aber noch nicht gänzlich verstummt war. Er hatte offensichtlich eine schwäche für schöne Frauen, liebte es, tolle Partys zu schmeißen, aber war auch fasziniert von diesem schrägen Johannes, der sich kein Blatt vor den Mund nahm. Es heißt hier, dass er Johannes gerne zuhörte, auch wenn ihn dessen Reden regelmäßig beunruhigten.


Dann ist da seine Frau: Herodias. Sie war in erster Ehe mit einem Halbbruder von Herodes Antipas verheiratet, der vermutlich auch ihr Onkel war. Die aus dieser Ehe stammende Tochter, die in der Geschichtsschreibung auch Salome genannt wird, war also gleichzeitig Enkelin und Urenkelin von Herodes dem Großen. Schräge Familienverhältnisse gab es also nicht nur bei den Habsburgern.


Herodias galt als sehr ehrgeizig und ihr erster Mann, der in der Bibel Philippus genannt wurde, ging beim Erben leer aus. Er erhielt in der Geschichtsschreibung den Spottnamen „Herodes ohne Land“.


Vermutlich war sie es, die hinter den Kulissen die Fäden zog, und Herodes Antipas dazu brachte, seine Ehefrau zu verstoßen, und stattdessen Herodias zu seiner Königin zu machen. Eine Aktion, die nicht nur Johannes der Täufer lautstark kritisierte, alle frommen Juden waren entsetzt über diesen doppelten Ehebruch.


Und dann war da eben noch die Tochter, die in der Bibel ebenfalls Herodias genannt wurde, in der Geschichtsschreibung aber als Salome bekannt ist.

Sie muss ein sehr schönes Mädchen gewesen sein. Und sie wusste offensichtlich ihre weiblichen Reize gekonnt beim Tanz einzusetzen. Wenn ein König nach so einem Tanz dem Mädchen (sie war vermutlich Teenager) sein halbes Königreich verspricht, dann zeigt das, wo dieser Mann seine Entscheidungen getroffen hat. Das war nicht der Kopf! 😊


Die vierte Figur, die so gar nicht in das Bild der Schönen und Reichen passt, ist Johannes. Ich glaube, ein Mantel aus Kamelhaar war auch damals nicht gerade der Mode letzter Schrei uns seine Rohkost Ernährung aus Heuschrecken und wildem Honig war bestimmt auch nicht jedermanns Sache.


Aber er war, wie gesagt ein Mann Gottes. Das war seine Identität. Das, was ihn auszeichnete und bis heute unvergessen macht. Hat ihm dieses Streben, nach Gottes Willen zu leben ein angenehmes Leben beschert? Eher nicht. Aber ich bin mir sicher, dass er in keinem einzigen Augenblick mit König Herodes hätte tauschen wollen. Nicht einmal, als er im Gefängnis saß und jeden Tag damit rechnen musste, hingerichtet zu werden.


Herodes Antipas war zwar ein angesehener Mann, hatte Geld, eine schöne Frau, Macht und Einfluss. Aber er wusste nie, wem er wirklich trauen konnte. Er musste ständig Angst haben, bestohlen, hintergangen, oder sogar gemeuchelt zu werden.

Kleines geschichtliche Detail am Rande: Herodes Antipas ging auf Betreiben von Herodias 39 n. Chr. nach Rom, um von Kaiser Caligula den offiziellen Königstitel zu erhalten, wurde jedoch aufgrund von schweren Anklagen, die sein Neffe und Schwager Herodes Agrippa I. (Von dem wir in der Apg lesen) gegen ihn vorgebracht hatte, nach Südgallien verbannt. Dort starb er, das genaue Todesdatum ist unbekannt. Im Anschluss daran wurde sein Reich mit dem Gebiet des Herodes Agrippa vereinigt. (Wikipedia)


Johannes der Täufer wurde zwar zum Märtyrer, aber sein Leben hat viel tiefere Spuren hinterlassen, als jenes von Herodes Antipas.

Jesus selber nannte ihn „den größten Menschen, der jemals geboren wurde“ (Lk 7,28). In Jesu Augen war Johannes größer und bedeutender als alle Kaiser, Könige, Feldherrn und sonstige Herrscher, die vor ihm gelebt haben. Dieses Zitat Jesu geht aber noch weiter: Jesus sagt, dass der Kleinste im Reich Gottes größer ist, als Johannes. Wow! So sieht der der Vater im Himmel dich, wenn du dein Leben in seine Hände legst. Wenn du Jesus von ganzem Herzen nachfolgst. Ist das nicht großartig?

Welch ein Privileg Bürger im Reich Gottes sein zu dürfen.


Wenn wir das einmal wirklich verstanden haben, verliert alles andere im Vergleich zu diesem Vorrecht seinen Wert.

In Phil 3,8 sagt Paulus: Ja, alles andere erscheint mir wertlos, verglichen mit dem unschätzbaren Gewinn, Jesus Christus, meinen Herrn, zu kennen. Ich habe alles andere verloren und betrachte es als Dreck, damit ich Christus habe.

In der neuen Übersetzung „Das Buch“ heißt dieser Vers:

Ja, wirklich! Ich halte alles für eine Belastung, ja, ein Minus, wenn ich es mit dem vergleiche, was wirklich zählt: die wunderbare Möglichkeit, den Messias Jesus, den Herrn, kennen zu können. Im Vergleich zu ihm ist für mich alles andere völlig ohne Wert. Ich sehe es regelrecht als Müll an, weil für mich das oberste Ziel ist, in dieser Beziehung zu Jesus, dem Messias, meinem Herrn, zu leben.

Das schreibt ein Mann, der gerade um des Glaubens Willen im Gefängnis saß.


Was darf dich dein Glaube kosten?

Das ist die Frage, die wir uns heute stellen müssen? Gerade angesichts einer Welt, die mehr und mehr aus den Fugen gerät. Bauen wir unsere Sicherheit, unsere Freiheit, unser Glück, unser Leben und unsere Identität auf das, was Menschen versprechen, oder darauf, was Gott uns verheißen hat?

Wie gesagt: Gott zu vertrauen bedeutet nicht, dass alles easy cheese wird. Aber es bedeutet, dass ich ein mein Leben auf ein festes, unerschütterliches Fundament stelle, dass auch im größten Sturm noch fest steht.

Der Preis, den ich für meinen Glauben vielleicht zahlen muss, kann niemals so hoch sein, dass er den Gewinn, den ich durch meine Gotteskindschaft erhalte, übertreffen könnte.

Deshalb will ich nicht auf das Preisschild schauen, wenn es um mein Glaubensleben geht. Ich will auf sein Preisschild schauen. Auf das von Jesus. Er hat den höchsten Preis bereits bezahlt, als er sein Leben für mich hingegeben hat.

Jesus starb für mich, warum also nicht jetzt für ihn leben?


Jesus hat selber gesagt, dass sein Reich nicht von dieser Welt ist. Wir leben zwar noch in dieser Welt, aber durch unseren Glauben ist unsere Heimat eine andere. Wir sind Bürger des Himmels, auch wenn wir den Himmel derzeit nur im Glauben sehen. Und in jenen Augenblicken, in denen die himmlische Welt durchbricht und für alle sichtbar wird. Wenn z.B. Jesus übernatürlich eingreift und eine Person heilt. Aber Bürger des Himmels sind wir immer! Auch wenn wir diese geistliche Tatsache mit unseren irdischen Augen noch nicht sehen können. Sehr wohl aber mit den Augen des Glaubens.


Wenn wir also die geistliche Realität (er)kennen und unser Leben mit dieser göttlichen Identität leben, dann kann uns keine Pandemie, keine Wirtschaftskrise, keine Naturkatastrophe und auch kein Krieg letztlich dieses „in Gott beheimatet sein“ rauben.

Daher brauchen wir uns vor diesen Dingen nicht zu fürchten. Auch wenn sie furchtbar sind. Natürlich ist es jetzt auch unsere Aufgabe, all diesen Dingen entgegen zu wirken, so gut wir können.


Wir haben Verantwortung für unseren Planeten und unsere Umwelt. Wir haben Verantwortung für ein friedliches und soziales Miteinander. Sich für eine bessere Welt einzusetzen gehört genauso zu unserem Aufgabenbereich als gläubige Christen. Aber nicht aus einer Position der Angst heraus, sondern aus dem heraus, dass wir uns geliebt wissen. Diese Liebe, die wir selbst erfahren haben, wollen und sollen wir, so gut wir können an andere weitergeben. Auch auf die Gefahr hin, dass es Gegner geben wird, denen es, aus welchem Grund auch immer, nicht passt, was wir tun und sagen.


Johannes d.T. lebte ein vorbildliches Leben aus der Kraft Gottes heraus. Auch wenn ihn seine Überzeugung buchstäblich seinen Kopf gekostet hat, so geht er doch als der Wegbereiter Jesu, nicht nur in unsere menschliche Geschichte ein, ich bin Überzeugt, er hat einen Ehrenplatz in Gottes Buch des Lebens.

Wieviel mehr ist es dann unsere Aufgabe und unsere Freude unser Leben vor Jesus niederzulegen, die wir seinen Heiligen Geist haben?

Bist du bereit?


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