2. Timotheusbrief
Letze Woche haben wir auf die Jüngerschaftsbeziehung zwischen Paulus und Timotheus geschaut. Wir haben gesehen, dass diese Beziehung lebenslang gehalten hat und dass sie nicht nur für die beiden gewinnbringend war, sondern sogar wir heute noch davon profitieren können. Schließlich sind die beiden Timotheus Briefe im Neuen Testament ein bleibendes Geschenk Gottes an alle, die sie lesen.
Ich habe euch letzte Woche ermutigt, Ausschau nach Menschen zu halten, von denen ihr lernen könnt. Und ganz konkret habe ich euch herausgefordert, Gott zu bitten, dass er sowohl eine Person zeigt, von der ihr lernen könnt (ein "Paulus"), wie auch eine Person, die ihr bejüngern könnt. (Euer „Timotheus“)
Hat diesbezüglich jemand etwas erlebt, das er/sie mit uns teilen möchte?
Mein Gedanke für heute ist es, mit euch ein wenig in den zweiten Timotheusbrief einzutauchen. Dazu habe ich euch ein Video mitgebracht, anhand dessen wir einen Überblick über 2. Timotheus bekommen.
Wie in dem Video erwähnt, ist der 2. Timotheusbrief so etwas wie ein Vermächtnis, das Paulus an Timotheus weitergibt.
Die meisten Menschen, die wissen, dass ihr Lebensende bevor steht, machen sich Gedanken, wie: „Was bleibt von mir?", „Was möchte ich noch sagen?", „Wem möchte ich was vererben?". Vielleicht auch: „Was muss ich noch in Ordnung bringen?" Oder: „Mit wem muss ich mich von versöhnen?"
Am Lebensende halten ganz viele Menschen eine Rückschau auf ihr vergangenes Leben, aber auch eine Vorschau: Was wird einmal sein, wenn ich nicht mehr da bin? Was bleibt dann von mir? Und wie kann ich das, was mir wichtig ist, so weitergeben, dass es auch in Zukunft wichtig bleibt?
Im 2. Timotheus finden wir bei Paulus diese beiden Perspektiven.
Da ist zunächst die Rückschau: Der Brief beginnt mit den Worten:
Dieser Brief stammt von Paulus, der durch den Willen Gottes zum Apostel von Christus Jesus wurde. Gott hat mich gesandt, um den Menschen von dem Leben zu erzählen, das der Glaube an Jesus Christus verspricht.
Gegen Ende des Briefes schreibt Paulus (4,7-8): Ich habe den guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet und bin im Glauben treu geblieben.
Nun erwartet mich der Preis – der Siegeskranz der Gerechtigkeit, den der Herr, der gerechte Richter, mir am großen Tag seiner Wiederkehr geben wird. Doch diesen Preis gibt er nicht nur mir, sondern allen, die seine Rückkehr herbeisehnen.
Paulus kann am Ende seines Lebens von sich zurecht behaupten: Mein Leben hat sich ausgezahlt. Es war gut. Viel Frucht ist sichtbar geworden. Gott ist einen guten Weg mit mir gegangen. Er ist dadurch verherrlicht worden.
Paulus hat gewusst, wer er in Christus ist und was seine Berufung war. Er war, seit er vom Christenverfolger zum Jesus Verkündiger (Vom Saulus zum Paulus) wurde, ein Mann, den selbst stärkster Gegenwind, Ablehnung, Verfolgung, nicht einmal die Haft oder die bevorstehende Todesstrafe, von seiner Mission hätte abbringen können.
Dieses „dranbleiben“, auch wenn es schwierig wird, war zum einen sicher seinem Charakter geschuldet, den man als „leidenschaftlich“ bezeichnen kann. Er hat sich niemals mit halben Sachen abgegeben. Ganz oder gar nicht war da eher sein Motto.
Zum anderen hat er eine strikte Disziplin an den Tag gelegt, die aus einer klaren Vision für sein Leben hervorgegangen ist. Er hat gewusst, wer er ist und was Gott alles durch ihn tun kann. Deshalb hat er sein ganzes Herz Jesus hingegeben. Er hat gewusst: Nur in der völligen Hingabe kommt sein Leben zu dem Ziel, zu dem Gott ihn berufen hat.
Im 2. Tim finden wir aber auch eine Vorschau: Das, was Paulus kommen sieht, und wie er noch hofft, einen positiven Einfluss auf die Dinge nehmen zu können, wenn er bei seinem Herrn im Himmel sein wird. Das hat nichts zu tun mit „nicht loslassen können“, oder über mein Ende hinaus bestimmen zu wollen. Vielmehr mit der weisen Voraussicht, Dinge jetzt auf das richtige Gleis zu stellen, damit sich vieles gut weiterentwickeln kann.
Eine ganz wichtige Rolle spielt dabei, dass er sich in die nächste Generation (Timotheus) investiert hat. Wie ich letzte Woche schon gesagt habe, hat Paulus sich aktiv darum bemüht, dass Timotheus zu einem starken Leiter heranreift, der, so wie er, das Reich Gottes überall dort, wo er hinkommt, baut, bzw. sichtbar macht. Es ging ihm aber nicht darum, dass irgendjemand seinen eigenen Dienst fortführt. Er hat Timotheus nicht zu seinem Nachfolger als Missionsdirektor bei „Paulus-Ministries.com“ eingesetzt.
Er hat sehr wohl aber sein Möglichstes getan, dass mit Timotheus ein weiterer starker Mann Gottes ihm nachfolgt.
Kapitel 3,10: Du aber, Timotheus, bist bei dem geblieben, was ich dich gelehrt habe. Du hast dir mein Leben, mein Ziel, meinen Glauben zum Vorbild genommen, dazu auch meine Geduld, meine Liebe und Ausdauer. (Das hat nichts mit Eigenlob zu tun!)
14: Halte am Glauben fest, so wie du ihn kennen gelernt hast. Von seiner Wahrheit bist du ja überzeugt. Schließlich weißt du genau, wer deine Lehrer waren.
Kapitel 4,2: Verkünde den Menschen Gottes Botschaft. Setz dich dafür ein, ob es den Leuten passt oder nicht! Rede ihnen ins Gewissen, weise sie zurecht, aber ermutige sie auch. Tu all das geduldig und so, wie es der Lehre unseres Glaubens entspricht.
Es ist nie zu spät, aber auch nie zu früh, sich um einen Nachfolger umzusehen, der das fortführt, was Jesus in mir und durch mich begonnen hat.
Jesus selber hat sich von Anbeginn seines Dienstes in seine Jünger investiert, damit sie bis heute sein Werk fortführen, bis er wiederkommt.
In der Firma, in der ich zuvor gearbeitet habe, gibt es keinen Nachfolger. Wenn der Chef in ein paar Jahren in Pension geht, hört wahrscheinlich auch die Firma auf zu existieren. Bei einer Firma ist das nicht so tragisch. Aber wenn das einfach aufhören würde, was Gott unter uns und durch uns tut, dann wäre es ein riesengroßer Verlust.
Ich habe noch etwa 10 Jahre bis zu meiner Pensionierung und ich weiß, dass ich im geistlichen Dienst nie in Pension gehen werde. Sehr wohl aber, was meine Tätigkeit als Pastor dieser Gemeinde angeht. Deshalb bin ich schon seit einigen Jahren am Beten und am Schauen, wen Gott als meinen Nachfolger berufen wird.
Etwas, das Paulus schon für die damalige Zukunft vorausgesehen hat, war, dass die Zeiten nicht einfacher werden. Jetzt kann man das als Argument hernehmen, um zu sagen: Ja die Alten, die sehen das Neue, das kommt, immer schlecht. Und doch beschreibt er Entwicklungen, die sich gerade in unserer Zeit noch mehr denn je zuspitzen. Dass Menschen geldgierig und egoistisch sind, eingebildet, und ihnen nichts mehr heilig ist. Und vieles andere mehr, was wir in der Entwicklung unserer Gesellschaft beobachten können.
Aber der Punkt ist, dass wir trotz dieser Entwicklungen nicht verzweifeln müssen. Ganz im Gegenteil. Gerade weil die Welt immer dunkler wird, wird unser Licht heller den je scheinen. Paulus fordert seinen Jünger nicht nur dazu auf, sich von dem bösen Treiben dieser Welt fern zu halten, sondern er gibt ihm die Anweisung, sich an dem zu orientieren, was von Gott kommt. Und da streicht er ganz besonders Gottes Wort hervor.
In 3,16f finden wir die berühmte Bibelstelle:
15 Von Kindheit an bist du in der Heiligen Schrift unterwiesen worden, und sie kann dich weise machen, die Rettung anzunehmen, die der Glaube an Christus Jesus schenkt!
16 Die ganze Schrift ist von Gottes Geist eingegeben und kann uns lehren, was wahr ist, und uns erkennen lassen, wo Schuld in unserem Leben ist. Sie weist uns zurecht und erzieht uns dazu, Gottes Willen zu tun.
17 Durch die Schrift bereitet Gott uns umfassend vor und rüstet uns aus für alles, was wir nach seinem Willen tun sollen.
Wie ich schon früher einmal gesagt habe, betrachte ich es als riesengroßes Privileg, das Wort Gottes immer und überall, in gedruckter und digitaler Form, in sehr vielen Übersetzungen, verfügbar zu haben. Aber jedes Werkzeug ist nur so gut, wie ich davon Gebrauch mache. Darum ist es so wichtig, mit der Bibel vertraut zu sein. Mit der ganzen. Nicht nur mit ein paar Lieblingsversen.
16 Die ganze Schrift ist von Gottes Geist eingegeben und kann uns lehren, was wahr ist, und uns erkennen lassen, wo Schuld in unserem Leben ist. Sie weist uns zurecht und erzieht uns dazu, Gottes Willen zu tun.
Paulus hat am Ende seines intensiven, fruchtbaren und gesegneten Lebens hier auf der Erde zurückgeschaut. Und dieser Rückblick war von Dankbarkeit und Freude geprägt.
Er hat aber auch nach vorne geschaut. Dieser Blick war ebenfalls kein ängstlicher, sondern voller Zuversicht, Hoffnung und freudiger Erwartung.
2. Timotheus 1,7
Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Furcht gegeben, sondern einen Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.
Das Wort „uns“ bezieht sich nicht nur auf Paulus und Timotheus, sondern genauso auch auf dich und mich.
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