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  • Sabine Köttritsch

Der Gott, der mich sieht

Aktualisiert: 24. März 2023


Kleiner bekannter Witz zu Beginn: Was ist ein Skelett hinter einem Holzstoß?

Genau: Ein Mühlviertler, der beim Versteckenspielen gewonnen hat….


Das funktioniert beim Versteckenspielen mit Gott aber nicht, wie schon Adam und Eva erkennen mussten, als sie sich nach dem Sündenfall im Gebüsch vor ihm versteckten. Papa Gott hat nämlich Röntgenaugen, die durch alle Holzstöße, Mauern und Büsche usw. sehen können – Gott sei Dank!


Er ist ein Gott, der mich, dich, uns - der einfach alles und jeden sieht!


Wie geht’s dir bei diesem Gedanken? Denkst du dabei an Dauerüberwachung, Kontrolle und Unfreiheit? Diese Assoziation hätte ich zumindest, aber: Wenn man Gott schon ein bisschen kennen gelernt hat, dann hat man erkannt, dass es genau andersrum ist. Sein „Sehen“ beinhaltet Schutz, Rettung, ins Leben führen, Freiheit, Freude, Perspektive usw.


Was macht eine Mutter ganz automatisch, wenn sie ihr Neugeborenes hält oder stillt? Sie sieht es an! Und dabei passiert dieses Bonding zwischen Mutter und Kind – diese ganz enge vertraute Beziehung, die dem Kind Sicherheit gibt und es Vertrauen lehrt. Gott schaut uns eigentlich auch so an.


Dazu gibt es eine interessante Geschichte ganz am Anfang der Bibel im 1. Buch Mose, 16. Kapitel.


Doch Sarai, die Frau Abrams, bekam keine Kinder. Sarai hatte jedoch eine ägyptische Sklavin namens Hagar.

2 Da sagte Sarai zu Abram: »Der HERR hat mir keine Kinder geschenkt. Schlaf du mit meiner Sklavin. Vielleicht kann ich durch sie Kinder haben.« Abram war einverstanden.

3 Sarai gab ihrem Mann ihre ägyptische Sklavin Hagar als Nebenfrau. Sie lebten damals schon zehn Jahre im Land Kanaan.

4 Abram schlief mit Hagar und sie wurde schwanger. Als Hagar bemerkte, dass sie schwanger war, verachtete sie ihre Herrin Sarai.

5 Da machte Sarai Abram einen Vorwurf: »Das ist alles deine Schuld! Jetzt, wo meine Sklavin schwanger ist, werde ich von ihr verachtet. Dabei habe ich sie dir doch zur Frau gegeben. Der HERR soll Richter sein zwischen dir und mir!«

6 Abram entgegnete ihr: »Sie ist deine Sklavin. Mach mit ihr, was du für angebracht hältst.« Doch als Sarai hart mit ihr umsprang, lief Hagar fort.


Ein berühmtes Ehepaar und seine Sklavin - wir haben hier eine Familiengeschichte von früher. Sklaven zu haben war damals ganz normal. Sie wurden oft nach Kriegszügen mitgenommen. Es kann sein, dass Hagar sogar eine ägyptische Prinzessin war, die nun Sarai unterstellt war. Sie war plötzlich unsichtbar und ohne Rechte und musste alles tun, was ihre Herrin wollte.


Kleine Bemerkung am Rande: Abram und Sarai sind noch nicht in ihrer Berufung und heißen in dieser Geschichte noch nicht Abraham (Vater vieler Völker) und Sara (Fürstin). Sie haben aber sehr wohl schon Gottes Zusage, dass sie einen Sohn bekommen werden. Zu diesem Zeitpunkt in unserer Geschichte glauben sie jedoch, Gott und seiner Verheißung nach einem Nachkommen auf die Sprünge helfen zu müssen und missbrauchen eigentlich Hagar, um zu dem versprochenen Sohn zu kommen. Das war damals eine übliche Sitte, dass ein Kind, das auf dem Schoß der Ehefrau geboren und von deren Ehemann mit einer anderen Frau gezeugt wurde, dann ihr Kind war.


Bei allen drei Hauptpersonen kommen hier Charakterschwächen zum Vorschein. Hagar wird durch ihre Schwangerschaft hochmütig und hat in ihren eigenen Augen jetzt mehr Wert als ihre Herrin. Sie vergisst, dass sie immer noch Sklavin ist und wo da eigentlich ihr Platz ist in der Hierarchie. Sarai wird dadurch noch mehr gedemütigt als Kinderlose und gibt ihrem Mann die Schuld, obwohl alles ihre Idee war. Ihr Mann Abram wälzt die Verantwortung auf seine Frau ab und lässt sie entscheiden, was zu tun ist. Sarai fängt an, Hagar wirklich schlecht zu behandeln, obwohl sie schwanger ist. Ich denke, sie schikaniert sie regelrecht. Auch nicht fein…


Jeder der drei trägt also seinen Teil zu der Misere bei.


Schließlich gibt Hagar auf und läuft davon.


Das sind so richtig unsere menschlichen Abgründe und ich denke, ihr kennt das alle in der einen oder anderen Art und Weise. Manchmal kommt es vor, dass wir uns für etwas entscheiden und uns dann schwer tun, die Konsequenzen bzw. Verantwortung für unsere Entscheidung zu tragen. Deswegen ist es praktisch, jemand anderem dafür die Schuld zu geben.


Ist doch eigentlich schon spannend, dass Gott nicht verhindert hat, dass Hagar schwanger wird, wo das doch so viele Probleme verursacht hat und dieser Sohn und seine Nachkommen eine ernsthafte Bedrohung für das Volk und den Staat Israel werden werden. Denn Ismael ist der Stammvater der Araber und die wollen Israel von der Landkarte löschen. Hat Gott da vielleicht einen Fehler gemacht und nicht alles bedacht?

Ich denke nicht, denn er hat alles Vergangene, Gegenwärtige und Zukünftige im Blick, ja er ist immer derselbe.


Und so begegnet er als der Engel des Herrn = Jesus, der einsamen Hagar, die gedemütigt, missbraucht und so schlecht behandelt wurde, in der Wüste an einem Brunnen.


7 Der Engel des HERRN fand Hagar in der Wüste neben der Quelle am Weg nach Schur.

8 Er sprach zu ihr: »Hagar, Sklavin von Sarai, woher kommst du und wohin gehst du?« »Ich bin auf der Flucht vor meiner Herrin Sarai«, antwortete sie.


Er spricht sie mit Namen an, weiß ihren gesellschaftlichen Stand und fragt sie etwas, das er schon weiß, nämlich woher sie kommt und wohin sie geht.


Das ist, was wir oben schon gehört haben: ER sieht und weiß einfach alles – so auch über Hagar und ihre Situation.


9 Da sprach der Engel des HERRN: »Kehr zu deiner Herrin zurück und ordne dich ihr unter.


Weil der dreieinige Gott das Leben ist und somit auch für das Leben ist, schickt er sie wieder zurück, denn in der Wüste an diesem Brunnen kann sie nicht bleiben und alleine als schwangere Sklavin irgendwohin zu gehen ist auch ein Todesurteil. Leben ist also möglich in der Situation, aus der sie eigentlich geflohen ist! Diese Aufforderung richtet sich an Hagars Seele (Gefühl, Wille und Verstand) und ihren Körper.


Ich bin mir sicher, dass Jesus weiß, wie viel sie das kostet, wieder zu Sarai zurückzukehren und sich unterzuordnen. Deshalb stärkt er ihren Willen durch eine Zusage, die zu ihrem Geist spricht. In unserem Geist wissen wir, wer wir sind. Die Identität einer Frau lag damals vor allem darin, Nachkommen zu haben.


10 Ich werde dir mehr Nachkommen geben, als du zählen kannst.

11 Du wirst einen Sohn bekommen. Nenne ihn Ismael, denn der HERR hat deine Hilferufe gehört. 12 Dein Sohn wird ungezähmt sein wie ein wilder Esel! Er wird sich gegen alle stellen und alle werden gegen ihn sein. Ja, er wird mit allen seinen Brüdern im Streit leben.«

13 Da nannte Hagar den HERRN, der zu ihr gesprochen hatte, El-Roï. Denn sie sagte: »Ich habe den gesehen, der mich sieht!« oder: „Du bist ein Gott, der mich sieht!“


Nachdem Jesus zu ihrem Geist gesprochen hatte, merkte sie, dass sie als Person gesehen wurde und sie erkannte, dass Gott zu ihr gesprochen hat.


Gesehen werden bedeutet so viel wie: entdeckt (aufgespürt) · berücksichtigt (betrachtet) · registriert· beachtet ·bemerkt werden.


Er hat Hagar in ihren Umständen gesehen, entdeckt, aufgespürt, bemerkt und beachtet. Er sieht sie als Person und Charakter, er sieht sie als Frau, die alleine dasteht und Angst hat, was werden wird. Er sieht, was Abram und Sarai ihr angetan haben. Er sieht, warum sie so und nicht anders reagiert hat. Er sieht die damalige Kultur und ihre Besonderheiten. Er sieht – und dieses Sehen bedeutet auch KENNEN. Aus diesem SEHEN und KENNEN der Person folgen keine Vorwürfe und „das hast du jetzt davon, weil du so aufmüpfig warst!“


Im Gegenteil: Jesus gibt ihr dort am Brunnen eine Perspektive, die ihre kühnsten Erwartungen übertrifft und ihre Sorge um die Zukunft des ungeborenen Kindes beantwortet. Zurückzugehen und auch, dass sie die kinderlose Sarai wieder als Herrin akzeptieren soll, sind plötzlich nicht mehr so bedrohlich. Im Gegenteil! Die Antwort von Jesus hat total ins Schwarze getroffen und befähigt sie, das vorher Undenkbare zu tun. Sie weiß plötzlich, dass sie nicht unsichtbar und mit ihren Bedürfnissen unwichtig ist. Durch diese Begegnung wurden ihr die Augen geöffnet und sie entdeckt und erkennt Gott. Sie bekommt HOFFNUNG, womöglich macht ihr Herz so einen Sprung vor lauter Glück – ihr kennt das sicher!


14 Die Quelle erhielt später den Namen Beer-Lachai-Roï[3] = (d.i. "Brunnen des Lebendigen, der mich schaut o. der sich schauen lässt"). Sie liegt zwischen Kadesch und Bered.


Bist du vielleicht auch gerade tatsächlich physisch oder auch nur innerlich aus einer Situation geflohen, die für dich nicht mehr auszuhalten und ohne Perspektive ist? Wo es deiner Ansicht nach so ungerecht zugeht, dass es nicht mehr zu ertragen ist. Suchst du womöglich selbst nach Lösungen? Oder bist du auf deinem Lebensweg gerade durch eine persönliche Wüste ohne rechte Aussicht auf Veränderung unterwegs und langsam wird es echt zäh? Hast du das Gefühl, dass dich deine nächsten Lieben überhaupt nicht wahrnehmen oder verstehen? Oder zerreißt es dich gerade vor lauter Lebensfreude und Kraft und Perspektive und du springst nur so herum, weil alles schön und grün und aussichtsreich ist?


Ganz egal, wo du gerade bist und was dich antreibt, ob du fröhlich, kraftstrotzend oder müde und ausgelaugt bist – Gott ist ein Gott, der dich kennt und in allen deinen Umständen sieht!


Und: Er möchte dich am BRUNNEN treffen.


Ein Brunnen ist quasi eine gefasste Quelle – etwas, das gestaltet wurde, damit man es wiederfindet. Eine gefasste Quelle wird nicht so leicht wieder verschüttet. Dass es eine Quelle gibt, das macht Gott. Das Fassen machen die Menschen, um leichter an das Wasser zu kommen. Hier geht es um die Quelle des Lebens, und das ist Gott höchstselbst! Es geht um diesen Brunnen „des Lebendigen, der mich sieht und der sich schauen lässt“ – also der sich offenbart.


Wisst ihr, Gott sieht uns eh überall, er braucht den Brunnen nicht, um zu wissen, wie es uns grade geht und was wir tun.


Er wusste, dass Hagar dort war und ist ihr dort begegnet.


Der Brunnen ist für uns, damit uns bewusst wird, dass er uns sieht, dass er um uns weiß und dass wir ihn besser kennen lernen. Am Brunnen spricht er weil wir dort Pause machen und ihn darum auch besser wahrnehmen können.


Der Brunnen ist unsere gestaltete Zeit in Gottes Gegenwart.


Du erinnerst dich – Menschen gestalten den Brunnen und können auf diese Art das lebensnotwendige Wasser besser aufnehmen.


Das sind die Gottesdienste, die Kingdom Come Abende, es sind deine persönlichen Gebetszeiten, dein bewusster Lobpreis, deine Zeit, in der du die Bibel liest, deine Zeit, in der du hörst, was Gott dir zu sagen hat – z. B. indem du bei ruhiger Lobpreismusik eine Frage stellst: z. B. „ Herr, was möchtest du, dass ich momentan weiß? Welche Perspektive hast du für mich?“

und wartest, welche Antwort du bekommst oder du hörst dir eine Predigt an oder oder oder … 😊


Schau nicht weg, wenn Gott dich anschauen möchte. Lass ihn dich sehen und deinen Geist mit neuer Perspektive so stärken, dass auch die Seele und der Körper mitkönnen.


Ich segne uns alle für das neue Jahr 2023 mit diesem Bibelvers:

Er ist ein Gott, der UNS sieht!

Amen.


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