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  • Martin Staple

Demut - was sie nicht ist, und was sie schon ist.

Aktualisiert: 28. Juni 2023


Danke noch einmal an das TPL-Catering-Team, das uns vor dem Gottesdienst Kaffee serviert hat – jetzt möchte ich uns vor der Predigt ein anderes Kaffeehäferl „servieren“ mit einer wichtigen (nicht ganz) biblischen Botschaft:


“The meek shall inherit the Earth – if that’s okay with the rest of you” (sinngemäß zu Deutsch: „Die Demütigen werden die Erde erben ..... wenn das für euch anderen OK ist“)

Und jetzt wisst ihr alle auf einem Schlag zwei Sachen:

1.) das Thema meiner Predigt, und

2.) warum dieses Thema „Demut“ allgemein als ziemlich „uncool“ gesehen wird.


Teil 1:

Ich denke, die meisten Menschen abseits von christlichen Kreisen verstehen „Demut“ als Schwäche und Nachgiebigkeit - so wie in dem Kaffeehäferlspruch. Das ist besonders für Englischsprachige ein Problem, denn das Wort für „demütig“ (meek) klingt fast genau so wie „weak“ (=schwach)! Und die „Demütigen“ sieht man als naive Fußabstreifmatten, die alles mit sich machen lassen, weil sie hoffen, dass es ihnen dafür eines Tages im Himmel besser gehen wird. Und so zu sein ist bestimmt „uncool“.


Leider haben auch Christen und christliche Kirchen dieses verkehrte Bild von Demut selber ziemlich gefördert. Wie denn?


- z.B. mit falschen, verweichlichten, religiösen Darstellungen vom Herrn Jesus Christus als ein harmloser, sanfter, kuscheliger Kerl (PPTX ), der die ganze Zeit nur mild lächelnd durch die Straßen von Jerusalem gegangen ist und Babies auf der Stirn abgebusselt hat (dieses Bild aus Peters Predigt vorige Woche fasst gut zusammen, was ich hier meine). Und wie uns Peter letzten Sonntag erinnert hat, ist Jesus Löwe (PPTX ) und nicht nur Lamm.


• Was aber noch schlimmer ist als diese kitschigen religiösen Jesus-Darstellungen, ist im Grunde genommen eine Irrlehre, die sich hartnäckig in vielen christlichen Kreisen und Gemeinden hält. Das ist eine Irrlehre, die so verlockend fromm, gläubig und „demütig“ klingt, dass viele Christen sie kritiklos übernehmen und nachplappern. Die lautet so: „Wir“ (und es sind hier bitte schön Christen gemeint!) – „Wir sind alle Sünder, durch Gnade errettet“. Ja, durch Gnade errettet sind wir schon, aber die Bibel sagt uns ganz eindeutig, dass „Christus für uns starb, als wir noch Sünder waren“ (PPTX - Römer 5,8) – also in der Vergangenheitsform.

Was heißt das für uns? Wenn du Jesus Christus als deinen Herrn angenommen hast, der für deine Sünden ein für allemal gestorben ist und dich davon gerettet hat, dann bist du kein Sünder mehr – das ist nicht mehr deine Identität, das ist nicht mehr das, was dich ausmacht, das ist nicht mehr, wer du bist. (Wenn du noch nicht zu Jesus Christus gehörst und dieses Heilsangebot von Ihm für dein Leben diesseits und jenseits der Ewigkeit noch nicht angenommen hast, dann bitte tu’s – heute gleich! Das Gebetsteam – Karin und ich – werden nach dem Gottesdienst hier vorne stehen und dich gerne bei diesem allerwichtigsten Schritt in deinem Leben begleiten).


Teil 2:

Ich finde diese fromme Lüge „Wir (Christen!) sind alle Sünder...“ so schädlich, und so gefährlich, dass ich hier ein bisschen ausholen muss. Jemand könnte aber entgegnen: "Aber das ist doch so dreist, so undemütig, wenn ich einfach sage, ich bin kein Sünder mehr!"


Dann versuchen wir es, aus der Sicht des himmlischen Vaters zu sehen. Die meisten von uns kennen die Geschichte vom Verlorenen Sohn, die uns Jesus in Lukas 15 erzählt. Die Geschichte ist ein starkes Gleichnis, mit dem Jesus seinen Zuhörern, und auch uns, Revolutionäres über das wahre Wesen vom Himmlischen Vater offenbart.


Also: Ein reicher Grundbesitzer hat zwei Söhne, der jüngere verlangt jetzt schon seinen Teil des Erbes (was gegenüber seinem Vater zutiefst entehrend war, weil er ihm somit praktisch gesagt hat „Für mich könntest du jetzt schon tot sein, mich interessiert nur dein Geld“), dann zieht er weit weg und verprasst alles in Saus und Braus. Wenn das Geld aus ist geht es ihm ganz dreckig, er kommt zur Raison und beschließt, zu seinem Vater zurückzukehren und wenigstens als Sklave bei ihm zu arbeiten. Selber schuld, geschieht ihm recht, haben sich Jesus’ Zuhörer gedacht, wir wissen, was für ein Empfang auf diesen Schandkerl wartet.

Und dann kam es ganz anders – überraschend, umwerfend anders: (PPTX - Lukas 15:20b-24)


20b Der Vater sah ihn schon von Weitem kommen und er hatte Mitleid mit ihm. Er lief dem Sohn entgegen, fiel ihm um den Hals und küsste ihn. 21 Da sagte der Sohn zu ihm: »Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt; ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein.« 22 Der Vater aber sagte zu seinen Knechten: »Holt schnell das beste Gewand und zieht es ihm an, steckt einen Ring an seine Hand und gebt ihm Sandalen an die Füße! 23 Bringt das Mastkalb her und schlachtet es; wir wollen essen und fröhlich sein. 24 Denn dieser, mein Sohn, war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden.« Und sie begannen, ein Fest zu feiern.


Nicht nur, dass der Vater den Sohn vergibt, zurücknimmt und wiederherstellt, sondern er tut es so, dass die ganze Gesellschaft es mitbekommt und in den Prozess eingebunden wird. Und jetzt stellt euch vor, wie es dem Vater gehen würde, wenn der Sohn nun vor lauter „Demut“ mit einer ständigen Jammermiene herumgeht und allen so erklärt: „Wissen Sie, ich habe ja so schwer gesündigt, es geht einfach nicht, dass ich dieses Vergebungsgeschenk von meinem Vater einfach annehme. Ich bin und bleibe ein Sünder, auch wenn Vati mich nicht mehr so sieht – zumindest sagt er das – und ich habe meinen wiederhergestellten Stand in der Familie überhaupt nicht verdient, darum wäre es wirklich ein bisschen frech von mir, wenn ich mich zu sehr darüber freuen würde!“ Beweist er damit seinem Vater seine Liebe? Seine Anerkennung? Seine Dankbarkeit? Seine Ehre? Natürlich nicht – und das sollten wir wiederhergestellten, erlösten, vergebenen Königssöhne und Königstöchter mit dieser Art der falschen Demut auch nicht tun!


Unser Himmlischer Vater findet gar keinen Gefallen daran. Erstens, weil es von uns anmaßend und „religiös“ ist, wenn wir Seine Entscheidungen und Seine Handlungen als zu lax und zu gutmütig hinstellen. Zweitens, weil falsche Demut (man kann auch von einem „Waisengeist“ oder einem „Armutsgeist“ sprechen) eigentlich Stolz ist. Wieso das? Weil falsche Demut, dieser Geist von „Ich-bin-so-arm!“, den Fokus auf mich selber richtet, mich selber in den Mittelpunkt stellt – genau so, wie es Stolz auch tut.


Teil 3:

Ja, manchmal kann man besser verstehen, wie etwas in Wahrheit ist, wenn man anschaut, was es alles nicht ist – und jetzt habe ich euch einige Beispiele aufgezählt, wie wahre Demut, so wie sie in der Bibel gemeint ist und von Gott gedacht ist, eben nicht aussieht.


Noch viel wichtiger ist aber, zu wissen, was wahre Demut schon ist, und das kann man natürlich am allerbesten, indem man schaut, was Jesus Christus unser Herr selber dazu sagt und was er uns selber in diesem Punkt vorlebt. Wie Jesus Demut verstanden hat, und wie er sie gelebt hat, davon gibt es in den Evangelien sehr viele Beispiele. Weil Demut offensichtlich etwas ist, was Jesus sehr wichtig ist.


Von diesen vielen Beispielen möchte ich eins herausgreifen und mit uns näher anschauen: und zwar, wie Jesus beim Abendmahl am Vorabend von seiner Kreuzigung seinen Jüngern die Füße gewaschen hat.


Unmittelbar bevor Er das getan hat, geschah folgendes:

(Johannes 13:3)

3 Jesus aber wusste, dass der Vater ihm uneingeschränkte Macht über alles gegeben hatte und dass er von Gott gekommen war und bald wieder zu Gott zurückkehren würde.


Das ist eines der wenigen Male in den Evangelien, wo wir einen direkten Einblick in Jesus’ Gedanken und in seine Denkprozesse bekommen und nicht „nur“ hören, was Er sagt, und sehen, was Er tut. Es sind Ihm hier zwei Dinge besonders stark bewußt:


1. Erstens: Alles – alles – gehört Ihm. Alles in der ganzen Schöpfung – die Billionen und Aberbillionen von Galaxien; Raum, Zeit, jede Sphäre von Autorität, die ganze sichtbare und unsichtbare Welt, die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft. Alles, was jemals existierte und jemals noch existieren wird. Da Er der Sohn Gottes war, gehörte es Ihm sowieso schon, aber Er hatte es alles hingelegt und aufgegeben, um Mensch zu werden. Und jetzt sollte Er als Menschensohn alles neu erben. Ein bisschen später (Johannes Kapitel 16) sagt es Jesus Seinen Jüngern auch – sinngemäß so: „Alles, was der Vater hat, ist meins, und der Heilige Geist wird es euch offenbaren.“


2. (Johannes 13:3) Das Zweite, was Jesus in diesem Moment besonders bewusst ist: In wenigen Tagen wird es soweit, dass Er zum Vater zurückgeht, dieses Mal verherrlicht als der Sieger über Sünde und Tod, um Seinen Platz an der rechten Hand von Gott dem Vater wieder einzunehmen.


Das sind alles Gedanken, die nicht gerade bescheiden oder „demütig“ sind, so wie wir meistens „demütig“ verstehen. Es hat sicherlich in der ganzen Geschichte kein geistig zurechnungsfähiger Mensch jemals so erhabene Gedanken gehabt, wie diese. Und es hat sicherlich in der ganzen Menschengeschichte noch nie einen Augenblick gegeben, in dem sich jemandem seine persönliche Bedeutsamkeit so stark bewußt war, wie in diesem Augenblick. Oder anders gesagt: gewußt hat, wie wichtig er war!


Und was war das erste, was Jesus daraufhin getan hat? Seine erste Handlung nach diesen schier verblüffenden Erkenntnissen?


Johannes 13 Verse 4 und 5:

4 Er stand vom Tisch auf, zog die Oberkleidung aus und band sich ein Leinentuch um. 5 Dann goss er Wasser in eine Schüssel und begann, ....

... die schmutzigen, stinkigen Füße von jenen Männern zu waschen und abzutrocknen, die Ihn wenige Stunden darauf alle verleugnen oder sogar verraten würden.


Teil 4:

Das finde ich umwerfend. Innerhalb weniger Sekunden spannt Jesus den Bogen von kosmischer Bedeutsamkeit hin zu Fußwaschungen! Was zeigt uns Jesus hier? Er zeigt uns, dass Demut überhaupt nichts damit zu tun hat, dass du dich selber kleinmachst oder „bescheiden“ bist, wenn es darum geht, wer du wirklich bist. Ganz im Gegenteil. Jesus konnte das nur machen, weil Er in Seiner Identität als geliebter Sohn des Himmlischen Vaters so sicher war. Er hat gewußt, wer Er ist, und darin hat Er auch sozusagen „geruht“.


Wie ist das bei dir? Weißt du, wer du durch Jesus Christus, als geliebte Tochter oder geliebter Sohn deines Himmlischen Papas, wirklich bist? Und „ruhst“ du auch darin?


Wenn schon, dann musst du dich nicht mehr profilieren, dich selbst hochspielen, angeben, dauernd mit anderen vergleichen, immer besser abschneiden, so-tun-als-ob, und so weiter und so fort. Ist eigentlich sehr befreiend! Wenn du das noch nicht hast – gib dein Leben Jesus (falls du das noch nicht getan hast), und komm in ein SOZO!


Was Jesus uns hier auch noch zeigt, ist, dass Demut die Voraussetzung dafür ist, dass wir befördert, dass wir erhöht werden. So wie Er selbst in Matthäus 23:12 sagt: „Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden“.


Jesus ist für uns in allen Dingen das Vorbild. Das heißt, wenn Er uns Demut vorlebt, sollten wir aufpassen, wie Er es macht – und was dann passiert. Was ist also passiert, als Jesus sich erniedrigt hat? (z.B. indem Er am Vorabend Seiner Kreuzigung Seinen Jüngern die Füße gewaschen hat)? Gott hat Ihn erhöht! Wie wir im Philipperbrief lesen (Kap. 2 Verse 9-11):


9 Deshalb [d.h. weil Er demütig war und sich erniedrigt hat] hat Gott Ihn in den Himmel gehoben und Ihm einen Namen gegeben, der höher ist als alle anderen Namen. 10 Vor diesem Namen sollen sich die Knie aller beugen, die im Himmel und auf der Erde und unter der Erde sind. 11 Und zur Ehre Gottes, des Vaters, werden alle bekennen, dass Jesus Christus Herr ist.


Was heißt das also für uns? Dass in Gottes Königreich die Demut dazu da ist, um uns weiterzubringen und höherzubringen.


Wie zeigt sich das praktisch in unserem Leben? Was sind die „Früchte“ von Demut in unserem Leben? Ich habe uns hier ein paar Beispiele von solchen „Früchten“ zusammengetragen, die in unserem Leben immer sichtbarer werden, je mehr Jesus uns in Sein Ebenbild umformt. Frag’ Jesus bei jedem Punkt: „Jesus, wie ist das bei mir? Willst du mir etwas aufzeigen? Wo brauche ich besonders deine Hilfe, dass ich dir in punkto Demut ähnlicher werde?“:


1. Wir bleiben belehrbar und korrigierbar.

2. Wir freuen uns und jubeln zu, wenn andere Menschen gefeiert und geehrt werden.

3. Für uns ist keine Aufgabe zu niedrig.

4. Wir müssen nicht immer recht haben.

5. Für uns ist es ganz natürlich, den Rat anderer zu suchen.

6. Wir beten tatsächlich, und reden nicht nur darüber.

7. Wir geben unsere Schwächen, Fehler und Misserfolge ganz offen zu.

8. Wir leben so, dass wir anderen zum Erfolg verhelfen.

9. Wir sind nicht leicht beleidigt.

10. Wir haben eine Haltung der Dankbarkeit.

11. Wir geben Anspruchsdenken (= die Denkweise, dass immer alle anderen mir etwas schuldig sind) in unserem Leben keinen Raum.

12. Wir vergeben schnell und hegen keinen Groll.

13. Wir sind uns darin sicher, wer wir sind (= gesunde Identität), und sind damit zufrieden, wer/was wir nicht sind.


Ein Wort zur Beruhigung: Das sind alles Dinge, die wir nicht selber, aus eigener Kraft, produzieren oder erzwingen können. Diese jesusmäßige, bibelmäßige Art der Demut und diese „Früchte“ der Demut bekommen wir nur dann, wenn wir eine gesunde, starke, selbstverständliche Identität als geliebte(r) Sohn oder Tochter von Vater Gott haben, und wenn wir Jesus „unter die Motorhaube“ an uns selber heranlassen, sozusagen, und Ihm die Erlaubnis geben, uns immer mehr nach Seinem Ebenbild umzuformen. Was natürlich schon von uns erfordert, dass wir mit Ihm mitmachen! Und das allein schon ist Demut, denke ich.


Ich komme zum Schluß auf unsere „Übung“ zurück:

Wenn dir hier der Herr Jesus den einen oder anderen Punkt aufgezeigt hat, wo er dich herausfordert, wo er dir wachsen helfen will, dann komme gerne nachher zum Gebetsteam und wir beten mit dir darüber. Und wenn es mehr in die Tiefe geht und du einen ruhigeren, privateren Rahmen möchtest, kannst du dir gerne einen SOZO-Termin buchen; das SOZO-Team der Gemeinde dient dir gerne.



Vorige Woche hat uns Peter in seiner Predigt auch einiges über „Gottesfurcht“ erklärt, und ich schließe jetzt mit einem mutmachenden Bibelvers, der die Themen von seiner und meiner Predigt verbindet: Aus den Sprüchen, Kapitel 22, Vers 4

„Der Lohn von Demut und Gottesfurcht ist Reichtum, Ehre und Leben“.


Danke, Himmlischer Vater, dass du das für uns so eingerichtet hast.

Amen


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