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  • Peter Köttritsch

Bartimäus

Aktualisiert: 26. Juni 2023

AUDIO: Um die Predigt anzuhören, klicke HIER.


Zeugnistag. Der Sohn von Zahnarzt Bohrmann kommt nach Hause.

"Na, Max", ruft der Vater, "wie schaut's denn aus?"

"Also", sagt Max, "es wird jetzt vielleicht ein ganz kleines bisschen weh tun ..."


„Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm“, sagt man, oder auch: „Wie der Vater, so der Sohn.“ Zumindest früher war das meist so, dass man vom Vater auch den Familiennamen bekommen hat.

Ich finde es sehr gut, dass (zumindest bei uns am Land) die meisten Menschen mit dem Vornamen angesprochen werden. An meinem Lehrplatz wurden wir zwar auch geduzt, aber dann mit dem Nachnamen angesprochen. Einer meiner Kollegen forderte daher einmal: Entweder nennt mich Herr Soundso, oder beim Vornamen.


Im Neuen Testament gibt es noch keine Familiennamen, wie wir sie heute kennen, sehr wohl aber, dass als Ergänzung eine Ortsbezeichnung (Maria aus Magdala, oder Jesus von Nazareth), oder Sohn/Tochter von… genannt wird. So auch in der Geschichte, die ich heute mit euch aus dem Markusevangelium lesen möchte.

Es ist die Geschichte eines blinden Mannes mit Namen Bartimäus. Der hatte seinen Namen nicht, weil er vielleicht einen Bart hatte, sondern im Hebräischen (und Aramäischen) steht die Vorsilbe „Bar“ für Sohn (von…). Er war also der Sohn von Timäus.


Jesus wird an einer anderen Stelle auch als „Sohn von Josef“ bezeichnet, hier jedoch in dieser Geschichte nennt ihn Bartimäus „Sohn Davids“. Wenn ihr euch noch erinnern könnt, bei meiner letzten Predigt habe ich euch von diesem Nachkommen Davids erzählt, auf den die Juden viele Jahrhunderte warten mussten (und eigentlich bis heute warten). Der „Sohn Davids“, der als guter Hirte ein Reich des Friedens bauen und regieren wird.


Unmittelbar bevor Jesus mit seinen Jüngern nach Jericho kam und dort auf Bartimäus traf, sprach er von sich selbst als „Sohn des Menschen“ (hebr. Bar Adam), der gekommen ist um anderen zu dienen und sein Leben als Lösegeld für viele Menschen hinzugeben.

Paulus schreibt später über Jesus, dass er der „neue Adam“ ist, der vom Himmel zu uns gekommen ist. (1. Korinther 15,47)


Aber nun zur eigentlichen Geschichte: Markus 10,46-52

46 Dann kamen Jesus und seine Jünger nach Jericho. Als sie die Stadt wieder verlassen wollten, folgte ihnen eine große Menschenmenge. An der Straße saß ein Blinder und bettelte. Es war Bartimäus, der Sohn von Timäus.

47 Als er hörte, dass es Jesus aus Nazareth war, der vorbeikam, begann er laut zu rufen: »Jesus, du Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir!«

48 Die Leute fuhren ihn an, er solle still sein. Aber er schrie nur noch lauter: »Du Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir!«

49 Da blieb Jesus stehen: »Ruft ihn her zu mir.« Ein paar von den Leuten liefen zu dem Blinden und sagten zu ihm: »Nur Mut! Steh auf, Jesus ruft dich!«

50 Da warf er seinen Mantel zur Seite, sprang auf und kam zu Jesus.

51 »Was soll ich für dich tun?«, fragte ihn Jesus. »Rabbi«, flehte ihn der Blinde an, »ich möchte sehen können!«

52 Darauf antwortete Jesus: »Geh! Dein Glaube hat dich geheilt.« Im selben Augenblick konnte der Blinde sehen, und er ging mit Jesus.


Also von Bartimäus war nicht einmal sein Vorname bekannt. Er war eben nur der Sohn eines gewissen Timäus, der regelmäßig in der Fußgängerzone von Jericho saß. Blind und darauf angewiesen zu betteln. Klingt nicht gerade nach einem erfüllten, tollen Leben. Ich kann mir vorstellen, an den meisten seiner Tage hatte er das Gefühl, gleich drei Lose gezogen zu haben, aber eben nicht das große Los; Seine Tage waren ereignislos, trostlos und hoffnungslos.

Geht es dir manchmal auch so, wie dem Bartimäus? Hast du das Gefühl, keiner interessiert sich für dich? Dein Leben ist eine Aneinanderreihung von Routine und Belanglosigkeiten?


Aber dann passierte etwas, das ihn aus seiner Lethargie herausriss. Ganz offensichtlich hatte er schon von diesem Jesus gehört. Auch davon, dass er Menschen heilen konnte. Ganz gleich, wie seine Diagnose, oder seine Aussichten auf Heilung waren. Plötzlich fiel das schwere „Los“ ab. Aus Hoffnungslosigkeit wurde Zuversicht. In ihm wuchs Glaube, dass sich sein Leben ändern könnte. Nicht nur so ein bisschen besser. In ihm wuchs die Zuversicht, dass er ein ganz neues Leben, einen neuen Anfang geschenkt bekommen könnte.


Wir wissen: Jesus ist derselbe, gestern, heute und in alle Ewigkeit! (Hebräer 13,8) Glaubst du, dass Jesus dir auch helfen kann? Dass er deine Sorgen, Ängste, Probleme, oder was auch immer dich von einem erfüllten Leben fernhält, wegnehmen, und dir Hoffnung, Zuversicht und Freude schenken kann? Dass er vielleicht deine geistliche Blindheit wegnehmen kann und du sein Wirken in deinem Leben erkennst?


Bartimäus hat genau diese Hoffnung gehabt. Es war ihm egal, dass er negativ auffiel. Dass es für viele Leute peinlich war, dass er so laut angefangen hat herumzubrüllen: Jesus, du Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir!

Er hat nicht nur davon gehört, dass Jesus Wunder vollbringen konnte. Er war davon überzeugt, dass Jesus dieser versprochene „Sohn Davids“ war, der lang ersehnte Retter, der Auserwählte – „The Chosen“, der das Reich Gottes auf dieser Erde bauen würde.

Deshalb war ihm nicht mehr wichtig, was die anderen über ihn dachten, er wollte nur noch zu Jesus. Alle seine Hoffnung setzte Bartimäus auf ihn.

Und dann ist da wieder so ein kleiner Satz in der Bibel, über den man leicht hinwegliest. Er klingt fast zu banal, als dass er wichtig wäre. Und doch zeigt sich in diesen vier kleinen Worten, wie wichtig wir Menschen in den Augen Gottes sind: Vers49 Da blieb Jesus stehen.

Jesus war ein vielbeschäftigter und sehr gefragter Mann. (Es folgte ihm eine große Menschenmenge.) Sein Tag hätte 48 Stunden haben können und es wäre ihm nicht langweilig geworden.

Und trotzdem ist ihm dieser blinde Bettler, dessen Vornamen niemand kennt, so wichtig, dass er sich unterbrechen lässt.

Jesus (er)hört den (Hilfe-) Schrei, man kann auch sagen das Gebet, des Bartimäus und bleibt stehen.

So, wie ein sehr einflussreicher Geschäftsmann, der von einem Termin zum nächsten jagt, plötzlich innehält, weil sein Sohn ihm zeigen will, was er heute im Kindergarten gemalt hat. Und dieser Geschäftsmann weist nun kurz seine Sekretärin an, seinen nächsten Termin um ein paar Minuten nach hinten zu verschieben, weil ihm sein Kind wichtiger ist als seine Termine.


Du bist Jesus wichtig! Er bleibt für dich stehen. Er nimmt sich Zeit für dich und deine Anliegen. Immer.

Und als Jesus diesen, von neuer Hoffnung erfüllten, Bartimäus zu sich ruft, stellt Jesus ihm eine einfache Frage: „Was soll ich für dich tun?“

Jetzt könnte man sagen: „Ja, Jesus, siehst du das denn nicht? Das ist doch offensichtlich! Der Mann ist blind, er will sehen können!“

Ich bin mir sicher, dass Jesus das alles sehr wohl wusste und trotzdem stellte er dem Bartimäus diese einfache Frage: „Was soll ich für dich tun?“ Eine ähnliche Frage wie. „Adam, wo bist du?“ (Beziehungsfrage)


Was willst du, dass Jesus für dich tut? Was ist dein innigster Herzenswunsch? Was ist es, das nur er und sonst niemand für dich tun kann? Sag es ihm. Teile ihm dein Herz mit!

Vielleicht ist es der Wunsch, dass deine Familienmitglieder, oder dein Ehepartner, auch Jesus kennen lernen. Vielleicht willst du sein Wirken in deinem Leben noch viel konkreter erleben, oder seine Stimme noch klarer hören, bzw. besser sehen können, was er tut.

Vielleicht willst du, so wie Bartimäus, geheilt werden. Von welchem Leiden auch immer.

Jesus fragt dich: „Was soll ich für dich tun?“


Bartimäus wollte sehen können. Er wollte sein altes Leben loswerden und ein ganz neues, in der Gegenwart dieses „Sohnes Davids“, beginnen.

Bartimäus nennt Jesus „Rubbuni“. Eine ehrfürchtige, aber auch persönliche Anrede. (Mein Lehrer). Du hast das Recht, in mein Leben zu sprechen.

Diesen Hunger nach Jesus, dieses „unbedingt in seiner Nähe sein wollen“, das zeichnet auch viele in unserer Gemeinde aus. Darüber bin ich sehr froh. Das ist eine sehr gute Voraussetzung für geistliches Wachstum. Das ist auch die Basis, von der aus Jesus sein Reich unter uns weiterbauen kann und weiterbauen wird. Davon bin ich felsenfest überzeugt.


Als Antwort auf die Bitte des Bartimäus sagt Jesus zu ihm: Geh (hin)! Auf den ersten Blick klingt das zumindest in unserer Sprache komisch. Zu einem Blinden zu sagen: Geh. Gehen konnte er ja schon. Aber dieses Geh (hin) bedeutet so viel wie: Nimm es an. Ergreife das, was ich dir geben will. Bleib nicht stehen auf deinem Standpunkt, sondern werde aktiv und setz dich in Bewegung.

Geh! Dein Glaube hat dich geheilt.


Ich glaube, dass Jesus heute auch zu dir sagt: „Geh!“ Vielleicht ganz praktisch: „Geh hin zu dem, mit dem du dich versöhnen musst.“ Oder: „Geh hin zu jemandem und erzähle ihm von mir.“

Geh und ergreife im Glauben, was Jesus bereits für dich getan hat. Hör auf, ein Opfer deiner Umstände zu sein. Geh und ergreife dieses neue, volle Leben in Jesus!

Lass dein altes Los los, und geh mit Jesus.


Bartimäus hat genau das getan: Im selben Augenblick konnte der Blinde sehen, und er ging mit Jesus.

In der Kinderbibel von Kees de Kort lässt Bartimäus nicht nur seinen Blindenstock und seine Augenbinde liegen, sondern auch seine Bettelschüssel mit den Münzen darin. All das hat für ihn keinen Wert mehr, seit er Jesus kennengelernt hat.

Paulus drückte es so aus: Philipper 3,8:

Gegenüber dem unvergleichlichen Gewinn, dass Jesus Christus mein Herr ist, hat alles andere seinen Wert verloren. Um seinetwillen habe ich das alles hinter mir gelassen; es ist für mich nur noch Dreck, wenn ich bloß Christus habe.

Dieses Wort, das Paulus für „Dreck“ verwendet (Skybala), ist heute ein medizinischer Ausdruck für eingedickten Stuhl.


Bartimäus hat diesen alten Dreck hinter sich gelassen. Nur noch Jesus war für ihn wichtig. Jesus wurde „sein Leben“. Und deshalb folgte er Jesus nach. So wie viele andere Jünger auch.

Viele der Jünger Jesu sind ihm sogar bis in den Tod gefolgt. Weil sie erkannt haben, dass bei ihm wirkliches Leben ist, das sogar über den physischen Tod hinausgeht.

Jesus ist es wert, dass ich ihm folge, egal, ob er alle meine Gebete gleich erhört, ob er alle meine Herzenswünsche unmittelbar erfüllt, ob er mich sofort heilt, oder (noch) nicht.


In Jesus haben wir „Das Leben“. Deshalb lade ich dich ganz herzlich ein: Falls du es noch nicht tust: Folge diesem Jesus nach!



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