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  • Peter Köttritsch

Warten auf den Heiligen Geist

Aktualisiert: 28. Juni 2023

Die Sprechstundenhilfe kommt ins überfüllte Wartezimmer:

„Warten Sie schon lange?“

„Nein, ich bewundere nur die 4.723 Blumen auf ihrer Tapete!“

„Wo ist denn der Herr, der einen Verband wollte?“

„Der ist wieder gegangen, die Wunde war inzwischen verheilt!“



Warten ist in den meisten Fällen unangenehm. Jeder, der einen älteren Computer hat, weiß, wovon ich spreche. Angeblich heißt ein Windows Nutzer bei den Indianern: „Weißer Mann, der auf eine Sanduhr am Bildschirm starrt“


Aber jetzt ohne Spaß: Wer wartet schon gerne? Außer, das, worauf ich warte, erfüllt mich dann, wenn ich es bekomme, mit großer Freude.


Franz sagt gerne: Vorfreude ist die längste Freude!



Zum Beispiel warten wir Christen auf das zweite, endgültige Kommen Jesu auf diese Erde. Darauf warten die Gläubigen schon fast 2000 Jahre. Trotzdem, oder vielleicht gerade deshalb, erfüllt uns der Gedanke an dieses Ereignis mit großer Freude. Und vor allem wissen wir, dass Gott zu seinem Wort steht und das eintreffen wird, was er uns versprochen hat.


Zurzeit warten wir sehnsüchtig darauf, dass wir wieder Präsenz Gottesdienste beim Wöhrer feiern können. Wie ihr wisst, werden wir morgen in einer GL Klausur unter anderem darüber beraten, wie wir weiter vorgehen wollen. Auch dieses Warten wird ein gutes Ende haben.



Die Menschen im Alten Testament haben auch auf eine wunderbare Verheißung des Vaters im Himmel gewartet: Auf das Kommen des Heiligen Geistes.


Der Heilige Geist war ja schon von Anbeginn der Schöpfung da.


1. Mose 1,2: …und der Geist Gottes schwebte über dem Wasser.

Er war auch noch nach dem Sündenfall „da“. Er war auf der Erde, aber für die meisten Menschen war er trotzdem unerreichbar fern.


Es ist genau dieser Heilige Geist, der uns Menschen erst lebendig machte. Und der uns heute im Gebet vor dem Vater vertritt, dieser Heilige Geist, der uns gute geistliche Gaben gibt und gute Frucht in unserem Leben hervorbringt. Er war damals im Alten Testament nur besonderen Menschen, für eine besondere Zeit, zur Erfüllung einer besonderen Aufgabe vorbehalten.



David hatte diesen Heiligen Geist, weil er der von Gott gesalbte König von Israel war. Sein inständiges Gebet war, dass Gott diesen Heiligen Geist nicht mehr von ihm nehmen solle: (Psalm 51)


Die Ängste von David waren menschlich gesehen berechtigt. Schließlich hatte er gerade einen Ehebruch begangen. Damit nicht genug. Er wollte diesen Ehebruch auch noch vertuschen, indem er einen Mord in Auftrag gab.


Was tun Kinder, wenn sie etwas angestellt haben? Sie verstecken sich. Das tun die meisten Erwachsenen auch. Allerdings verstecken sie sich anders: Nicht hinter dem Vorhang, sondern sie stürzen sich in Arbeit, oder Alkohol, oder geben jemand- oder etwas Anderem die Schuld.


Auch bei David war das so. Wie gesagt: Damit sein Ehebruch, der auch Folgen hatte (Batseba wurde schwanger) nicht aufflog, wollte er zunächst dem Ehemann das Kind unterjubeln. Als dieser Plan nicht klappte, schickte er den Ehemann an die Front und ließ durch seinen Heerführer dafür sorgen, dass der Ehemann in der Schlacht fiel.



Aber als Gott selber durch den Mund des Propheten Natan David zur Rede stellte, passierte etwas Interessantes:


Die meisten Menschen flüchten vor demjenigen, der sie bestrafen wird. Selbst, wenn die Bestrafung gerechtfertigt ist, so wie es in Davids Fall war. Er wusste, dass er sich gegen Gott versündigt hatte und nun dessen Strafe erwarten musste. Aber er lief nicht von Gott weg sondern suchte seine Nähe, bekannte seine Schuld und bat nicht nur um Vergebung. Das auch. Aber vor allem bat er darum, dass Gott seinen Heiligen Geist nicht von ihm nehmen solle:


Psalm 51, 3-13

Du barmherziger Gott, sei mir gnädig! Lösche meine Vergehen aus, denn du bist voll Erbarmen! Wasche meine ganze Schuld von mir ab und reinige mich von meiner Sünde!

Denn ich erkenne mein Unrecht, meine Schuld steht mir ständig vor Augen.

Gegen dich habe ich gesündigt – gegen dich allein! Was du als böse ansiehst, das habe ich getan. Darum bist du im Recht, wenn du mich verurteilst, dein Richterspruch wird sich als wahr erweisen.

Schon von Geburt an bestimmt die Sünde mein Leben; ja, seit ich im Leib meiner Mutter entstand, liegt Schuld auf mir.

Du freust dich, wenn ein Mensch von Herzen aufrichtig ist; verhilf mir dazu und lass mich weise handeln!

Reinige mich von meiner Schuld, dann bin ich wirklich rein; wasche meine Sünde ab, dann bin ich weißer als Schnee!

Du hast mich hart bestraft; nun lass mich wieder Freude erfahren, damit ich befreit aufatmen kann!

Sieh nicht länger auf meine Schuld, vergib mir alle meine Sünden!

Erschaffe in mir ein reines Herz, o Gott; erneuere mich und gib mir die Kraft, dir treu zu sein!

Verstoße mich nicht aus deiner Nähe und nimm deinen Heiligen Geist nicht von mir!



Wie gesagt: David hatte den Heiligen Geist, weil er der König war. Und er wusste ganz genau, welche großartige Auswirkung dieser Geist auf sein Leben hatte. Ihm gelang buchstäblich alles, was er sich vornahm. Sein Leben war zwar nicht frei von Herausforderungen und Schwierigkeiten. Ganz im Gegenteil. Aber in all diesen widrigen Umständen war der Heilige Geist da für ihn und half ihm.


David wusste auch, was mit einem Menschen passiert, der, so wie sein Vorgänger Saul, den Heiligen Geist wieder verliert. Das wollte er auf keinen Fall!



David war sicherlich nicht die einzige Person im Alten Testament, die ein Leben im Heiligen Geist schätzte, aber diese Gabe des Heiligen Geistes war zu jener Zeit noch sehr exklusiv.


Wie gesagt: Er war für besondere Menschen, für eine bestimmte Zeit, zur Erfüllung einer besonderen Aufgabe gegeben.


Allerdings kündigte Gott durch verschiedene Propheten bereits im Alten Testament an, dass er seinen Heiligen Geist allen Gläubigen zur Verfügung stellen will.


Jesaja 59,21: So spricht der HERR: »Ich will einen Bund mit euch schließen: Mein Heiliger Geist, der auf euch ruht, wird bei euch bleiben, und die Worte, die ihr von mir empfangen habt, werden von Mund zu Mund gehen. Auch eure Kinder, Enkel und Urenkel werden sie noch kennen. Das bleibt für alle Zeiten so, denn mein Wort gilt!«


Joel 3,1 »In den letzten Tagen«, spricht Gott, »werde ich meinen Geist über alle Menschen ausgießen. Eure Söhne und Töchter werden weissagen, eure alten Männer werden prophetische Träume und eure jungen Männer Visionen haben.«



Wie wir wissen bezog sich Petrus dann in seiner Pfingstpredigt auf genau diese Stelle im Propheten Joel.


Zuvor hatte Jesus bereits mehrfach angekündigt, dass diese Verheißung, nämlich das Geschenk des Vaters, dass der Heilige Geist für alle bereit steht, die Gott vertrauen, bald in Erfüllung gehen würde.


Wie sehr wünschen wir uns manchmal, so wie die Jünger damals Jesus physisch sehen zu können. Mit ihm zu reden, ihn angreifen zu können. Miterleben, wie er seine Wunder tat usw.


Aber Jesus hat selber gesagt, dass es gut ist (für die Jünger damals und für uns heute), dass er weg geht, damit der Heilige Geist für uns kommen kann.


Johannes 16,7: Ich sage euch aber die Wahrheit: Es ist das Beste für euch, dass ich fortgehe, denn wenn ich nicht gehe, wird der Ratgeber nicht kommen. Wenn ich jedoch fortgehe, wird er kommen, denn ich werde ihn zu euch senden.


Vers 13 Doch wenn der Geist der Wahrheit kommt, wird er euch in alle Wahrheit leiten.


Wir haben heute also das noch bessere Teil erhalten. Wow! Danke Jesus!



Das Warten hat sich gelohnt. Den Heiligen Geist bekommt jeder, der Gott ehrlich darum bittet. Gott hat also sein Versprechen eingelöst.


Allerdings ist der Heilige Geist nicht aufdringlich. Er will und er wird uns nicht bevormunden, oder uns irgendetwas aufzwingen. Er will nur eines: Jesus groß machen. Also: Wenn der Heilige Geist in uns groß wird, wird Jesus sichtbar. Ist das nicht wunderbar?



Aber wie gesagt: Er geht nur so weit, wie du ihn lässt. Er spricht auch in der Regel sehr leise zu uns.


Ich bin davon überzeugt, dass er auch zu David gesprochen hat, als er gerade im Begriff war, sich zu versündigen. Aber wir Menschen sind Meister darin, Warnungen, die uns der Heilige Geist ins Ohr flüstert, zu überhören. Das ist unser alter Adam. Der rebelliert lieber gegen Gott, weil er glaubt, klüger zu sein. Dieses „den Heiligen Geist ignorieren“ hat dann leider auch die Konsequenz, dass wir in unseren eigenen Wegen meist in die Irre gehen.


Die Gute Nachricht ist aber, dass der Heiliger Geist immer nur einen Schritt von uns entfernt bleibt, nicht nur, wenn wir ihn einmal in unserem Leben eingeladen haben. Und dieser eine Schritt heißt „Umkehr“. Wenn wir uns, so wie David, ihm wieder zuwenden, wenn wir einsehen, dass es falsch war, unser Leben ohne ihn zu leben und unsere Entscheidungen ohne ihn zu treffen, dann freut er sich nicht nur darüber, er wird auch wieder gerne den Raum in deinem Herzen einnehmen, den du ihm gibst.



Der Heilige Geist hat aber jetzt kein „binäres“ Verhältnis zu uns. In dem Sinn, dass wir ihn „haben“, oder „nicht haben“. Oder dass der „da ist“, oder eben „nicht da ist“. Es ist vielmehr so, dass er zwar einerseits grundsätzlich im Herzen eines an Jesus gläubigen Menschen Platz genommen hat. Und er bleibt auch darin, selbst, wenn wir sündigen, oder es nicht so empfinden, als wäre er da.


Andererseits gibt es sehr wohl Zeiten, in denen wir ihn und sein Wirken stärker erleben, Zeiten in denen er ganz neu ausgegossen wird und andererseits Phasen, die wir als trocken und mühsam empfinden.


Wie gesagt: Er ist da, aber wir dürfen uns nach mehr von ihm ausstrecken.



In Apostelgeschichte 1 weist Jesus seine Jünger an, auf den Heiligen Geist zu warten. Das taten sie auch. Sie blieben zusammen im Gebet, wählten Matthias als Nachfolge-Apostel für den Verräter Judas, der sich ja das Leben genommen hatte, aber vor allem warteten sie auf den Heiligen Geist.


Und einige Tage später passierte dann das, woran wir heute zu Pfingsten gedenken: Der Heilige Geist wurde auf die Gläubigen ausgegossen und mächtige Zeichen und Wunder begleiteten dieses Ereignis.


Nicht nur das Leben von Petrus und den anderen Aposteln wurde noch einmal gründlich auf den Kopf gestellt. Allein an diesem Tag kehren etwa 3000 Menschen um und ließen sich taufen. Später, am Ende von Apostelgeschichte 2 heißt es: Jeden Tag fügte der Herr neue Menschen hinzu, die gerettet wurden.


Weltweit gesehen geschieht das bis heute, auch wenn wir in unserer Gemeinde das noch nicht täglich erleben.



Vor etwas mehr als 100 Jahren hatten Menschen erneut einen Hunger nach dem Wirken des Heiligen Geistes. Dieser Hunger zeigte sich in Versammlungen, in denen Gottes Gegenwart gesucht wurde und war eingebettet in die sogenannte „Heiligungsbewegung“. Eine Bewegung von Menschen, die ihren Glauben sehr ernst nahmen und bereit waren, Jesus radikal nachzufolgen.


Selbst, wenn es dabei auch Irrwege gab, wie z.B. Menschen, die glaubten einen Zustand der Sündlosigkeit zu erreichen, so war es doch eine Bewegung, die Gott nicht unbeantwortet ließ.



Im Jahr 1906 gründete der Afroamerikanische Prediger William Seymour in L.A. zunächst eine Hausgemeinde, die bald in eine ehemalige Methodistenkirche in der Azusa Street 312 übersiedelte. Dort hatten etwa 30 Personen (ohne Corona Regeln) Platz und es gab bald tägliche Versammlungen.


Der April 1906 gilt als Geburtsstunde der Pfingstbewegung, weil die Gemeinde in L.A. damals ähnliche Phänomene wie die Gemeinde in Jerusalem zu Pfingsten erlebte. Die Erweckung in der Azusa Street dauerte von 1906 bis 1909 an.


William Seymour gab am 14. April 1906 eine Prophetie von einem großen Gericht Gottes weiter. Nur vier Tage später wurde San Franzisco durch ein schweres Erdbeben fast vollständig zerstört. Aufgrund dieser Ereignisse wurde die Gemeinde schlagartig berühmt und viele Menschen aus aller Welt kamen.


Die junge Pfingstbewegung breite sich rasant über den ganzen Globus aus. Berits ab 1919 gab es schwedische Missionare, die in Wien eine pfingstliche Gemeinde gründeten. Ab den 1920er Jahren gab es im Salzburger Raum Gemeinden, die von Schweizer Missionaren gegründet wurden.


Heute ist die Pfingstbewegung immer noch die am schnellsten wachsende Bewegung des Christentums.



1909 bzw. 1910 gaben William Seymour und sein theologischer Lehrer, Charles Fox Parham eine übereinstimmende Prophetie weiter. Diese Prophetie besagt:


„In etwa 100 Jahren wird es eine Ausgießung des Geistes Gottes und seiner Schechina-Herrlichkeit geben, die größer und weitreichender sein wird als das, was sie in der Azusa-Street-Erweckung erfahren haben. Nur dieses Mal sei es nicht auf einen bestimmten Ort begrenzt, sondern werde sich über die ganze Erde verbreiten.


Die Erweckung werde nicht von Pastoren, oder einer Person getragen, sondern vom ganzen Leib Christi. Diesmal werde die Erweckung erst enden, wenn der Herr wiederkommt.“


Aus: Tommy Welchel, Michelle P. Griffith, „Wahre Geschichten und Wunder der Azusa Street“



Nun, diese 100 Jahre sind um. Wir sind also heute wieder in einer „Wartezeit“ auf den Heiligen Geist.


Wenn diese beiden Männer Gottes sich nicht verhört haben, dann steht uns eine gewaltige Ausgießung des Heiligen Geistes unmittelbar bevor. Vielleicht sind Corona & Co nur die Vorboten auf etwas, das Gott bereit ist, demnächst zu tun.


Dazu braucht es Menschen, die bereit sind, dem Heiligen Geist zu vertrauen, ihm Raum zu geben und das zu tun, was er möchte.



Warten kann manchmal unangenehm sein. Es kann aber auch als eine Zeit des Vorbereitens und der Vorfreude sein. So, wie wir im Advent auf Weihnachten warten und uns an dem freuen, was kommen wird, so können wir auch heute, morgen und jeden Tag voller freudiger Erwartung auf das sein, was Gott tun wird.


Nicht nur in dieser Prophetie von William Seymour und Charles Parham, sondern auch in der Bibel wird immer wieder auf dieses große Finale hingewiesen, in dem Gott sein Werk vollendet.

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