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  • Sabine Köttritsch

Vom heiligen Gebot, miteinander TACHELES zu reden

Aktualisiert: 28. Juni 2023

Klicke hier, um dir diese ausgezeichnete Predigt von Sabine anzuhören. (Anfang = Sekunde 45)


Ihr Lieben!

HILFE!!!!!! Ich darf heute über etwas sprechen, das den meisten Menschen (darunter mir) schwerfällt und wo es kaum gute Vorbilder im Umfeld gibt.


Vor etwa 3 Jahren fiel mir das Buch

„Vom heiligen Gebot miteinander TACHELES zu reden, geistlich wachsen mit der Jesusregel“

von Daniel Plessing in die Hände und ich hab mir gedacht: Das brauche ich, das brauchen wir als Gemeinde, das braucht unsere Gesellschaft! Ich habe es mit großem Schmunzeln gelesen, weil sich der Autor mit viel Humor durch die Untiefen des Familien- und Gemeindelebens schreibt und dabei in seine Seele blicken lässt. Da ist nicht recht viel Unterschied zwischen mir und ihm, was das Sich schleichen wollen und Ausreden finden vor unangenehmen Gesprächen betrifft, bzw. wie es einem geht, wenn jemand anderer mit einem Tacheles spricht!


Das Wort Tacheles kommt aus dem Jiddischen (Jüdischen). „Tacheles“ bedeutet Ziel oder Zweck. Wer also Tacheles reden will, spricht Klartext, kommt ohne Umschweife auf den Kern der Sache.


Was für ein Thema

Was für ein wichtiges Thema

Was für ein wichtiges, heikles Thema

Was für ein wichtiges, heikles, von Jesus höchstselbst gefordertes und uns alle herausforderndes Thema!


Mir gefällt der Untertitel des Buches: Geistlich wachsen mit der Jesusregel.

Aha – wenn ich sie anwende, werde ich GEISTLICH wachsen. Das finde ich spannend!


Wer da herinnen will geistlich wachsen? Halleluja! Dann lasst uns mal eintauchen in dieses Thema.


Der Bibeltext lautet folgendermaßen:

Matthäus 18

15 Sündigt aber dein Bruder[2], so geh hin und weise ihn zurecht zwischen dir und ihm allein. Hört er auf dich, so hast du deinen Bruder gewonnen.

16 Hört er nicht auf dich, so nimm noch einen oder zwei zu dir, damit jede Sache durch zweier oder dreier Zeugen Mund bestätigt werde.

17 Hört er auf die nicht, so sage es der Gemeinde. Hört er auch auf die Gemeinde nicht, so sei er für dich wie ein Heide und Zöllner.


Vorab sollten wir ein paar grundsätzliche Dinge klären:

1. Jesus hat offensichtlich gewusst, dass die Menschen, auch wenn sie ihm nachfolgen, nicht vollkommen sündlos bleiben werden. Sonst hätte er diesen Auftrag gar nicht erst formuliert.

Wer hat bis jetzt gedacht, dass hier herinnen lauter Leute sitzen, die ohne Fehler sind?

Wenn ja, dann hat Jesus dieses Missverständnis jetzt aufgeklärt! ��


2. Die Aufforderung ist an jene gerichtet, die ihm nachfolgen! Sie gilt nicht für die „Welt“, die einen anderen Herrn und Meister hat. Wobei ich an dieser Stelle sagen muss, dass ich Menschen kenne, die Jesus nicht nachfolgen, die dieses Prinzip aber äußerst respektvoll anwenden- da kann man sich eine

Scheibe abschneiden.


3. Die Gemeinde ist die Stadt auf dem Berg, die nicht übersehen werden kann. Wenn Menschen nach Gottes Weisungen leben, demonstrieren sie das Reich Gottes und seine Weisheit und dienen damit der Welt, weil sie zeigen, wie Gott ist.


4. Jesus sieht 2 Bedrohungen für die Gemeinde:

Von außen – aber die Gemeinde wird den Höllenmächten standhalten und von innen durch die Sünde. Deshalb ermächtigt er die Gemeinde, sich von unbelehrbaren Personen zu trennen.


5. Wenn Jesus in Stufe 3 meint, dass man diese Person als ganze Gemeinde zurechtweisen soll, kann er keine riesige Gemeinde gemeint haben. Diese Anweisung setzt voraus, dass man einander kennt und auch im Umgang erlebt. Viele Bibelausleger sind der Meinung, dass Jesus, wenn er von Gemeinde sprach, eine Gruppe von 30 – 40 Menschen vor Augen hatte. Also so in etwa unsere Gemeindegröße.


6. Da gibt es vom Anfang der Bibelstelle zwei unterschiedliche Überlieferungen:

Sündigt aber dein Bruder/ deine Schwester…

oder

Sündigt aber dein Bruder/ deine Schwester an dir…

Es geht also um generelle Dinge aber auch um ein persönliches Betroffen sein.


Was wir auch noch wissen sollten:

Die Jesusregel steht nicht für sich alleine, sondern ist eingebettet in folgende Aufforderungen:

 Das Kleine nicht zu verführen und zu verachten (Kinder),

 Das Verlorene zu suchen (Gleichnis vom verlorenen Schaf),

 Jesusregel

 miteinander im Gebet eins zu werden (wo zwei oder drei …) und

 eine Haltung der Vergebung einzunehmen (Petrus fragt, wie oft er vergeben soll und Jesus sagt 7x70mal pro Tag = also ständig!). Nachher erzählt Jesus das Gleichnis vom Schalksknecht!


Angesichts dieser „Umrahmung“ der Jesusregel wird klar und deutlich: Die Jesusregel ist eine Liebestat. Denn wer grundsätzlich diese Dinge beherzigt, hat schon sehr viel von Gottes Eigenschaften in sich und Gott ist Liebe. Deswegen sollte das Motiv hinter allem Hingehen und Zurechtweisen Liebe sein. Diese Liebe, die jemandem ermöglichen möchte, seelisch und geistlich zu wachsen. Diese Liebe, wo der andere erkennt, dass es jemand gut mit ihm meint, trotz aller Kritik.


Jetzt wissen wir aber ehrlicherweise, dass die Motivation nicht immer völlig rein ist. Manchmal geht’s zuerst einfach nur um mich und meine verletzten Gefühle, den verletzten Stolz, die empfundene Ungerechtigkeit oder was auch immer etc.


Deshalb steht am Anfang immer die Vergebung, am besten sofort, damit sich kein Groll und keine Bitterkeit breitmachen – so wird mein Herz rein. Das ist total egal, aus welcher Kultur oder Familie du kommst und welche Traditionen es dort mit vergeben, vergelten, nachtragen usw. gab:

Im Königreich Gottes wird zuerst einmal vergeben! Warum?

Weil Jesus uns dazu schon im Vaterunser auffordert. Du kannst zuerst Gott alles vorjammern und klagen, was passiert ist und dann vergibst du. Und du wirst sehen, dass er sich als gerechter Richter um alles kümmert und die Person, die dich verletzt hat, zurechtbringt.


UND DANN GEH HIN….


AAAAAH, so schwer! Es ist viel leichter, es meiner Freundin/ meinem Freund usw. zu sagen. Es ist viel ungefährlicher, mich woanders auszukotzen….


Und was ist Sünde eigentlich?


Denn Jesus sagt, wir sollen den, der sündigt, wiedergewinnen. Himmel, ist das schwer!!! Weil wenn es von meiner persönlichen Tagesverfassung abhängt, ob ich finde, dass jemand sündigt oder nicht, dann wird die Definition sehr unterschiedlich ausfallen.


Kennst du das? Einmal ist es unerträglich, was jemand macht, dann gar nicht so schlimm, je nachdem wie es einem grade so geht.


Ist es schon Sünde, wenn man im Arbeitsgewand in den Gottesdienst geht? Ist es Sünde, gelegentlich Alkohol zu trinken? Ist es Sünde, in einer Disco, wo definitiv kein Lobpreis gespielt wird, zur Musik voll abzurocken? Ist es Sünde, Zucker zu essen? Ist Sex vor der Ehe Sünde? Ist es Sünde, als Christ auch einmal schlecht gelaunt zu sein? Ist es Sünde, wenn mich jemand beleidigt? Ist es Sünde, einen SUV zu fahren, immerhin braucht das Auto viel Sprit. Ist es Sünde eine Flugreise zu unternehmen? Ist es Sünde…


Diese Liste kannst du ewig lang fortsetzen und für jeden Punkt wirst du jemanden finden, der dir zustimmt und jemand, der das nicht so sieht. Es kommt auf deine persönlichen Werte drauf an.


Was also ist jetzt Sünde?


Das Wort, das Jesus für seine Regel verwendet, bedeutet, dass eine Bogenschütze danebengeschossen hat. Ganz einfach heißt Sünde also ZIELVERFEHLUNG.

So gesehen kann Abrocken in der Disco Sünde sein, wenn du es zur Flucht vor dem Alltag machst, genauso ist das mit anderen Fluchtmechanismen. Kann z. B. Tagträumen Sünde sein? Ja, wenn du dir dadurch eine bessere Welt erträumst und Gott nicht fragst, was du tun kannst, damit sie besser wird. Usw., ihr wisst,

was ich meine.


Die Unterscheidung ist schwierig und deshalb brauchen wir den Heiligen Geist, der uns da hilft.


Jesus sagt dazu in Matthäus 18, 18: „Was ihr hier auf der Erde binden werdet, das soll auch im Himmel gebunden sein und was ihr auf der Erde lösen werdet, das soll auch im Himmel gelöst sein.“


D. h. wir als Gemeinschaft der Jünger haben die Möglichkeit, Sünde zu definieren, wenn die Bibel zu einem Thema keine klare Aussage macht. Sonst brauchen wir es nicht zu tun. Jesus fordert uns also auf, ein Verhalten als Sünde zu definieren – und das hat was mit Verantwortung zu tun.


Sünde ist ansteckend wie ein Sauerteig, sagt Jesus, denn wir Menschen neigen dazu, uns an anderen zu orientieren. Deswegen ist JEDER unter uns aufgerufen, Verantwortung zu übernehmen und das Gespräch zu suchen.


Ermahmutigen ist nicht Chefsache, sondern Schäfchensache! ��


Jetzt muss uns aber auch etwas klar sein: Unsere Mitmenschen halten uns einen Spiegel vor. Wenn mich also etwas an jemandem in der Gemeinde stört, kann es sein, dass eigentlich ich ein Problem habe. Mein Herz wird offenbar! Beispiel aus der Frauenwelt: Es kann sein, dass ich eine Geschlechtsgenossin als eitel und herausgeputzt empfinde, weil ich mit meinem eigenen Aussehen nicht zufrieden bin und an der anderen schaut alles so gut aus. Und dann gehe ich zu ihr und sage, dass Paulus schreibt, dass sich die Frauen nicht so herausputzen sollen und sie somit sündigt. Hmmm,…


Das heißt: Wenn du meinst, dein Bruder/ deine Schwester sündigt, dann prüfe du zuerst dein Herz, warum du das denkst. Schau, dass dein Herz rein ist.


Und: pass auf, wie du das angeblich sündige Handeln des/ der anderen interpretierst! Z. B. Du erklärst im Hauskreis was oder predigst und eine Person schaut die ganze Zeit aufs Handy und tippt darauf herum. Ganz ehrlich: Was denkst du da? …


In diesem Fall hat sie alles mitgeschrieben, was gesagt wurde – wollte lernen!


Also: Falsche und voreilige Interpretation des Verhaltens, Ärger, Vorverurteilen… Wer sündigt da jetzt eigentlich?


Wir haben uns in der Gemeinde vorgenommen, wohlwollend übereinander zu denken und nicht Richter zu sein. Und so schickt uns Jesus auch zueinander – als Freund/ Freundin und nicht als RichterIn.


Nun zwischendurch zur Erinnerung: Es geht um Liebe und darum, jemanden zu gewinnen.


Und dann geh hin! Geh hin als Nackerpatzerl, geh hin in dem Bewusstsein, dass du nicht vollkommen bist, aber dieses Anliegen hast.


König Salomon gibt in seinen Sprüchen gute Ratschläge:

Warte nicht zu lange, überstürze es aber auch nicht, denn für alles gibt es die richtige Zeit und das richtige Wort!

Falscher Zeitpunkt: Am Sonntag in der Früh, bevor der Godi losgeht und z. B. Peter sich schon auf die Predigt konzentriert, ist ein schlechter Zeitpunkt, dass ich ihn mit irgendeinem Thema aus unserer Ehe konfrontiere.

Zu schnell: Oder irgendetwas regt mich grade so auf und dann muss ich sofort was in die Wege leiten. Am nächsten Tag komme ich drauf, dass es gar nicht so schlimm ist und meine momentane Aufregung sich schon längst gelegt hat.

Zu spät: Über die Jahre staut sich Unmut auf: Geschichte mit Babygeschenken und kein Dank…


Sofortiges Handeln ist allerdings dann erforderlich, wenn Gefahr in Verzug ist: z. B. wenn wir Gewalt oder Missbrauch bemerken.


Manche Menschen sind unbelehrbar Sprüche 9, 7: Wer einen Spötter zurechtweist, bekommt eine scharfe Antwort. Wer einen Gottlosen tadelt, wird beleidigt werden. Da sagt man besser nichts und lässt sie gegen die Wand fahren, weil sie vorher nicht zur Einsicht kommen.


Und: Mach nicht zu viele Worte (Sprüche 10,19), sondern komm zum Punkt.

Z. B. Weißt eh, für mich war das und das echt heftig.

Oder: Was du damals zu mir gesagt hast und vor allem wie hat mich total verletzt/da bin ich mir vorgekommen wie …

Oder: Ich mache mir Sorgen um dich, weil …


Wichtig ist, dass du ehrlich bist und „bei dir bleibst“ und dazu stehst, wie du es empfunden hast. Daraus kann sich dann ein gutes Gespräch ergeben, wo beide seelisch und geistlich wachsen können und werden, wenn sie sich darauf einlassen.


Was mache ich aber, wenn jemand zu mir, zu MIR kommt?

Da wir (noch) nicht vollkommen sind – das ist erst im Himmel – wird höchstwahrscheinlich auch einmal jemand zu mir/ zu dir kommen. Da kannst du noch so sehr versuchen, nichts anzustellen ������und schön brav zu sein.


Das Leben ist so, dass man auch danebenhaut.


Wenn du es selbst bemerkst, dann bitte noch vor Sonnenuntergang um Vergebung. Und umgekehrt: Wenn dich jemand um Vergebung bittet, dann vergibst du noch vor Sonnenuntergang und spinnst nicht ein paar Tage rum.

(Die Nachtragenderen unter uns sind da womöglich herausgefordert hihi!)

Aber so möchte es Jesus von seinen Nachfolgern!


Wenn du es nicht bemerkt hast, dass du jemanden verletzt hast oder eine falsche Richtung in deinem Leben eingeschlagen hast, und dann steht plötzlich jemand vor deiner Tür, um mit dir zu sprechen, dann zieh keine Rüstung an – also wappne dich nicht, sondern nimm folgende Haltung ein:


 Ich bin bereit, das anzuschauen, was mir mein Gegenüber sagt und somit aufzeigt.

 Ich bin bereit, diese Kritik auszuhalten ohne mich gleich zu verteidigen oder den Spieß umzudrehen und zurückzuschlagen.

 Ich bin bereit, die Gefühle und meine inneren Reaktionen anzunehmen, die die Kritik in mir auslöst.


Manche Kritik irritiert ja nur leicht (z. B. du könntest auch wieder einmal Staub wischen), eine andere wieder trifft ordentlich (z. B. wenn wer zu mir sagen würde, dass man mir nicht vertrauen kann). Das ist jene, die unser Selbstbild angreift, wo wir uns selbst anders wahrnehmen. Sie erwischt unseren Stolz! Wenn dich eine Kritik sehr trifft, hat jemand wahrscheinlich ins Schwarze getroffen! Das ist der wunde Punkt, wie man so schön sagt. Aber wenn ich bereit bin, diese Wahrheit über mich anzuschauen, auszuhalten und anzunehmen, dann ist das der erste Schritt zur Veränderung.


Ich sage ja dazu, dass meine Wunde nicht zugedeckt bleibt– sondern gereinigt, verbunden und versorgt wird, bis sie verheilt ist. Das nennt man Veränderung!

Deshalb ist dieses Hingehen/ zu mir Kommen eine Liebestat!

Ich lasse den anderen nicht so, sondern habe Hoffnung für sie oder ihn bzw. auch umgekehrt: jemand hat Hoffnung für mich, dass Veränderung möglich ist und will mir dabei helfen. Er möchte, dass ich mein Ziel treffe und nicht danebenschieße!


Jesus liebt uns wie wir sind, lässt uns aber nicht so. Und dazu schickt eben er gerne unseren Bruder/ unsere Schwester zu uns. Wenn wir uns also an diese Jesusregel mit dem Hingehen halten, kann es sein, dass einige Leute mich unabhängig voneinander auf die gleiche Sache ansprechen. Mich würde das zum Nachdenken bringen… dich auch?


Und wisst ihr was? Es gibt da eine coole Wahrheit:

Wenn ich weiß, dass ich ein geliebtes Kind Gottes bin, dann kann ich Ermahmutigungen tatsächlich besser annehmen, als wenn ich irgendein selbstgezimmertes Selbstbild von mir verteidigen muss.

Es erschüttert mich nicht mehr komplett, wenn mich jemand auf etwas aufmerksam macht, sondern ich kann sogar DANKE sagen.

Zumindest nach einer kleinen Nachdenkpause! ��


Und so möchte ich heute mit dem ersten Teil der Jesusregel enden und euch kräftig dazu einladen, sie zu beherzigen und anzuwenden, denn

 Wir wollen eine Gemeinde sein, in der jeder aufblühen und sich entwickeln kann.

 Wir möchten immer mehr werden, wie Jesus uns gedacht hat.

 Wir möchten viel Frucht bringen und dazu müssen die wilden Triebe weggeschnitten werden.

 Wir möchten nicht scheinheilig sein.

 Wir wollen Gottes Wesen und seine Schönheit repräsentieren und dadurch Werbung für ihn und sein Reich machen.


Danke, dass ihr ihn mit dieser Aufforderung ernst nehmt und dazu beitragen werdet, einen Unterschied zu machen!

Amen.

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