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Peter Köttritsch

Dürfen Frauen predigen? Was sagt die Bibel?

Aktualisiert: 21. Okt.


Letzten Sonntag hat Karin uns auf humorvolle Art gezeigt, dass es einen Unterschied zwischen Männern und Frauen gibt, wenn es um das Geschenke einpacken geht. Aber ich denke, das ist nicht der einzige Unterschied.

In unserer Dusche stehen 14 verschieden Fläschchen. Eines davon gehört mir. Ich verwende dessen Inhalt als Haarshampoo, Zahnpaste und Motoröl.

 

Frauen sind ganz besondere Geschöpfe Gottes. Manche meinen: Der Mann wurde zwar als erstes geschaffen, aber der war nur das Probeexemplar. Die Frau ist sozusagen die verbesserte Version…

 

Ich bin davon überzeugt, dass sich Gott etwas dabei gedacht hat, dass er Männer und Frauen so unterschiedlich gemacht hat. Wir sind nicht gleich. Wir sind gleich viel Wert und von Gott gleich geliebt. Aber trotzdem sehr verschieden.

Diese Unterschiedlichkeit macht uns Mühe. Keine Frage. Aber deshalb diese Unterschiede wegdiskutieren zu wollen bringt uns nicht weiter.

Der radikale Feminismus redet gerne von toxischer Männlichkeit. Und arbeitet hart daran, dass Frauen männlicher werden. Irgendwie ein Widerspruch in sich.

 

Aber es macht auch keinen Sinn Männer und Frauen pauschal in Rollenmuster pressen zu wollen. Noch in den 70er Jahren wurde beispielsweise angezweifelt, ob Frauen überhaupt Autofahren sollten, oder sie mit all der Technik nicht überfordert wären. Mittlerweile ist es so, dass Frauen weniger Versicherungsprämie für ihr Auto bezahlen als Männer, weil sie nachweislich weniger Unfälle verursachen.

 

Dass Frauen wählen dürfen, in Wirtschaft und Politik einflussreiche Positionen bekleiden und in der Gesellschaft als gleichwertige Partner gesehen werden ist für uns heute selbstverständlich.

 

Auch in unserer Gemeinde ist es sehr üblich, dass nicht nur ein paar weinig, sondern sehr viele Frauen sehr aktiv das Gemeindeleben mitgestalten. Viele arbeiten mit großer Liebe und Hingabe im Hintergrund, einige haben einen sehr sichtbaren Dienst.

Ich freue mich, dass wir eine große Anzahl an Predigerinnen haben. In diesem Jahr sind 10 verschiedene Personen im Predigtdienst. 8 Damen, und zwei Männer. Gut, ich predige etwas öfters, so dass wir übers Jahr gesehen etwa auf 50:50 kommen.

In allen musikalischen Anbetungsteams haben wir 7 Frauen und vier Männer. In der GL steht es 4:2 für die Frauen. Das spiegelt in etwa das Geschlechterverhältnis der gesamten Gemeinde wider. Und dafür sind sicher nicht die Frauen alleine verantwortlich.

 

Unsere Gemeinde ist Teil der „Foursquare“ Bewegung, die durch eine Frau „Aimee Semple McPherson“ gegründet wurde. Von daher war es bisher nie eine Frage für uns, Pastorinnen zu haben, oder auch junge Frauen (genauso wie junge Männer) in einen Predigtdienst hineinwachsen zu lassen.

 

Das ist unsere gelebte Praxis. Trotzdem taucht immer wieder einmal in unserer Gemeinde die Frage auf, ob diese Praxis mit dem Wort Gottes in Einklang steht? Steht nicht in der Bibel: „Das Weib schweige in der Gemeinde!“?

NEIN! Das steht so nicht in der Bibel!

 

Ich möchte gleich noch auf zwei Bibelstellen eingehen, die gerne in diesem Zusammenhang zitiert werden. Zuvor möchte ich aber noch grundsätzlich etwas zum Bibellesen sagen.

Zuerst: Ich freue mich über jeden aktiven Bibelleser. Welch ein Privileg ist es, das Wort des lebendigen Gottes in unserer Muttersprache immer und überall praktisch verfügbar zu haben. Ich freue mich auch, dass einige von uns bei der Aktion „In einem Jahr die ganze Bibel durchlesen“ mit dabei sind.

Die Bibel war über viele Jahrhunderte für die meisten Menschen, auch in Europa entweder nicht verfügbar, oder verboten.

 

Der Grund für das Bibelleseverbot lag in der Angst, dass einfache und ungebildete Leute die Bibel falsch auslegen könnten. Und diese Angst hat ein Stück weit seine Berechtigung. Ja, sie kann falsch verstanden, ausgelegt und interpretiert werden. Wenn das passiert, dann gibt es Unsicherheit, weitere Angst, dann passiert das genaue Gegenteil des Segens, den Gott uns schenken möchte.

 

Aber: Es liegt nicht an der Bildung, ob der liebende Vater im Himmel zu uns durch sein Wort redet, oder es andere Stimmen sind. Nicht die Bildung entscheidet, sondern das Herz. Wem vertraue ich?

Alleine schon deshalb ist es unentbehrlich, die Stimme des guten Hirten selber zu kennen. Bibelkommentare und Auslegungen können gut und hilfreich sein. Aber noch wichtiger ist es, dass ich lerne Gottes Reden durch den unmittelbaren Bibeltext heraus zu hören.

 

In jedem Fall ist es beim Bibellesen wichtig, einzelne Stellen niemals isoliert für sich zu betrachten, sondern immer das größere Ganze im Blick zu haben. Deshalb: Nicht nur deine Lieblingsstellen lesen, sondern die ganze Bibel. Oder zumindest das ganze NT! Einzelne Bibelstellen können sich auf den ersten Blick durchaus widersprechen. Deshalb brauchen wir die Perspektive „von oben“. (Weitwinkel und Heiliger Geist!)

Mein Bibelschullehrer hat uns eingetrichtert: Der wichtigste Text ist der „Kontext“!

 

Es gibt wie gesagt zwei Bibelstellen, die von konservativen Kreisen gerne zitiert werden, wenn es um die Rolle von Frauen in der Gemeinde geht. Ich werde diese beiden Stellen mit euch lesen und auch den Kontext, also das „drumherum“, so gut es geht mit einbeziehen.

 

Die markanteste Stelle finden wir in 1. Kor 14. Im gesamten Kapitel geht es um das „richtige“ Verhalten (Ordnung) in der Veranstaltung, die wir heute „Gottesdienst“ nennen. (Versammlung der Gemeinde) Vers 26 ist für mich ein Leitbild für lebendige Gottesdienste: Wenn ihr euch versammelt, wird der eine singen, der andere lehren, wieder ein anderer wird eine besondere Offenbarung Gottes weitergeben. Einer wird in einer anderen Sprache reden, während ein anderer erklärt, was gesagt wurde. Doch alles, was geschieht, soll für alle hilfreich sein und sie im Herrn aufbauen.

Hauptsächlich geht es in dem Kapitel um die Frage, ob Zungenrede, oder prophetisches Reden in den Versammlungen im Vordergrund stehen sollen.

In diesem Zusammenhang sagt Paulus:

33 Denn Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern ein Gott des Friedens, wie auch in allen anderen Gemeinden.

34 Die Frauen sollen in den Gemeindeversammlungen schweigen. Es gehört sich nicht, dass sie sprechen. Sie sollen sich unterordnen, wie es im Gesetz steht.

35 Wenn sie Fragen haben, sollen sie zu Hause ihre Ehemänner fragen, denn es steht ihnen nicht zu, in der Gemeindeversammlung zu sprechen.

 

Interessant ist vorab, dass die Verse 34+35 in manchen Handschriften erst am Ende des Kapitels zu finden sind, also möglicherweise nachträglich eingefügt wurden.

 

Trotzdem: Dieser Text für sich alleine betrachtet scheint recht klar zu sein: Die Frauen dürfen in Gemeindeversammlungen, wie es wörtlich heißt nichts sagen. Allerdings taucht schon das erste Problem auf, wenn wir den ganzen ersten Korintherbrief lesen: Drei Kapitel vorher in 11,5 sagt Paulus, dass wenn eine Frau im Gottesdienst betet oder prophetisch redet, sie den Kopf bedecken soll. Ich will jetzt nicht noch eine Front eröffnen mit der Frage nach dem Kopftuch, ich will damit nur klarstellen, dass Paulus nicht gemeint haben kann, dass Frauen gar nicht im Gottesdienst zu Wort kommen dürfen.

 

Es gibt mehrere mögliche Erklärungsversuche für diese Spannung gefunden, die jede für sich schlüssig sind:

Diejenige, die für mich am meisten Sinn macht lautet: Paulus stößt sich an der Unordnung durch die Zwischenfragen.

Dafür würde der Beginn von V35 sprechen.

Frauen waren in der Regel weniger gebildet und auch im Judentum waren sie in der Synagoge abgetrennt. Für vielen Frauen im ersten Jahrhundert tat sich mit der neu gewonnen christlichen Freiheit eine neue Welt auf, mit der sie erst umgehen lernen mussten.

Diese Erklärung würde auch gut zu V 33 passen, dass Gott kein Gott der Unordnung (des Durcheinanderredens) ist, sondern des Friedens.

 

Das Wort, das hier für „schweigen“ verwendet wird, steht auch in paar Verse vorher, wo es darum geht, dass wenn eine weitere Person prophetisch redet, soll der bisherige Redner „schweigen“. (Also aufhören zu reden)

Diese Stelle kann auch verstanden werden, dass die Frauen im Gottesdienst nicht „schwätzen“ sollen. Alleine weil es damals noch keine Mikrophone gab, war das Schwätzen doppelt störend.

 

 

Die zweite spannende Bibelstelle finden wir in 1. Tim 2,12

Ich erlaube aber einer Frau nicht zu lehren, auch nicht über den Mann zu herrschen, sondern ich will, dass sie sich in der Stille halte. [Elb]

 

Heißt das, dass ab sofort nur noch Männer den KiGo gestalten dürfen? Kinder nehmen bekanntlich das Gehörte viel unreflektierter auf, folglich ist es doppelt wichtig, dass sie von den von Gott auserkorenen Lehrern, nämlich uns Männern unterrichtet werden, oder?

 

Wenn Paulus hier Frauen generell verbietet zu lehren, widerspricht er sich dann nicht wiederum selber, wenn er in Tit 2,3 die älteren Frauen dazu anhält „Lehrerinnen des Guten“ zu sein? Was ist dann mit Priszilla, mit Phöbe, mit Nympha und all den anderen Frauen, die Paulus als seine Mitarbeiterinnen extra erwähnt?

Im Römerbrief erwähnt er auch mit Junia eine Apostelin.

 

 

Wenn es Paulus aber nicht um ein allgemeines Lehrverbot für Frauen geht, wie müssen wir diese Stelle dann verstehen?

 

Das Lehrverbot seht nicht für sich alleine, sondern im Zusammenhang mit „Ich erlaube aber einer Frau nicht zu lehren, auch nicht über den Mann zu herrschen“.

Es gibt im hebräischen, aber auch im griechischen, gewisse Redewendungen um einer Aussage mehr Gewicht zu verleihen. Z.B. ein Parallelismus.

Beispiele: Ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns gegeben. Jes 9,5

Siehe, dein König kommt zu dir, … [er] reitet auf einem Esel, auf einem Füllen der Eselin. Sach 9,9

…dass ich nicht vergeblich gelaufen bin, auch nicht vergeblich gearbeitet habe. Phil 2,16

Ich will dich nicht verlassen und nicht von dir weichen. Jos 1,5

 

Ich erlaube einer Frau nicht zu lehren, auch nicht über den Mann zu herrschen.

Man kann diesen Vers also auch so interpretieren: „Ich will nicht, dass eine Frau durch ihr Lehren über den Mann herrscht.“ Es geht also gar nicht primär um das Lehren, sondern um das Herrschen.

 

Das Wort, das hier für herrschen verwendet wird [authenteo] meint „herrschen durch selbständig sein“, also eine über den Anderen drüber stellen, den Anderen merken lassen, dass ich mindestens genauso gut auch ohne ihn zurechtkomme. Dieses „Herrschen“ hat Gott auch für den Mann sicher nicht vorgesehen.

Dieses „unabhängig sein wollen“ schwingt auch bei der Sünde Evas- und dann natürlich auch Adams im Paradies mit. „Sein wollen wie Gott“.

 

Daraus ein gänzliches Lehrverbot für Frauen abzuleiten wäre so, als ob man „das Kind mit dem Bade ausschüttet“.

 

 

Quer durch die Bibel begegnen uns starke, von Gott berufene und begabte Frauen. Und das, obwohl alle Gesellschaften zu den Zeiten, als die Bibel aufgeschrieben wurde, durch die Bank sehr patriarchalisch waren.

Miriam, die Schwester Aarons wird in 2. Mo 15,20 „Prophetin“ genannt.

Debora war eine von Gott berufene Richterin und Prophetin.

Auch die Frau von Jesaja nennt dieser eine Prophetin. (Jes 8,3)

Weiters lesen wir in 2. Kön 22,14 von der Prophetin Hulda, die offensichtlich die erste Adresse in ganz Israel war um das Wort des Herrn zu hören. Auf Grund ihrer Prophetie leitete König Josia eine umfassende Bußbewegung ein.

 

Es gibt darüber hinaus noch einige weiter alttestamentliche Belege für Frauen in geistlichen Führungspositionen.

 

 

Wenn wir ins NT schauen, dann sehen wir, dass Jesus in einer Art und Weise Frauen begegnete, wie es geradezu unerhört war für die damalige Zeit. (z.B. Frau am Jakobsbrunnen; Joh 4) Er hat ihnen die Aufmerksamkeit und Würde geschenkt, die sie aufgrund der Ebenbildlichkeit Gottes seit der Schöpfung genauso haben wie wir Männer. Er ist allen Menschen, Männern und Frauen, Sünderinnen und Suchenden mit gleicher Liebe begegnet.

Zum erweiterten Kreis der Jünger haben auch Frauen gehört, die teils sogar namentlich erwähnt sind. Als Jesus gekreuzigt wurde, suchten die meisten seiner Jünger das Weite, aber von einigen Frauen lesen wir, dass sie bei ihm blieben.

Schließlich waren auch die Frauen, die die ersten Zeuginnen seiner Auferstehung wurden.

 

In Apg 1,13 werden die 11 verbliebenen Apostel namentlich erwähnt und im nächsten Vers heißt es: Diese alle verharrten einmütig im Gebet mit einigen Frauen und Maria, der Mutter Jesu, und mit seinen Brüdern.

Die anwesenden Frauen werden hier noch vor den leiblichen Brüdern Jesu erwähnt, was darauf schließen lässt, dass sie eine eiflussreiche Stellung im Jüngerkreis innehatten.

Als dann kurz darauf am Pfingsttag der Heilige Geist auf sie ausgegossen wurde heißt es, dass sie alle anfingen zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen gab auszusprechen. (Apg 2,4)

Also auch die Frauen, weil sie vom Heiligen Geist dazu gedrängt wurden.

Petrus bezieht sich dann in seiner Pfingstpredigt folgerichtig auf die Stelle in Joel 3, wo es heißt:

Wenn die letzte Zeit anbricht, sagt Gott, dann gieße ich über alle Menschen meinen Geist aus. Männer und Frauen in Israel werden dann zu Propheten. Junge Leute haben Visionen und die Alten prophetische Träume.

Über alle, die mir dienen, Männer und Frauen, gieße ich zu jener Zeit meinen Geist aus und sie werden als Propheten reden.

 

 

Was bleibt also abschließend zu dieser Frage zu sagen? Dürfen Frauen in der Gemeinde Jesu leiten, lehren, prophetisch reden…?

Ich komme zu einem klaren „Ja, aber“.

 

Es kann nicht sein, dass wir aus einer Zeitgeistströmung heraus Quoten für Pastorinnen einführen. Gottes Berufung für einen geistlichen Dienst hängt nicht mit dem Geschlecht zusammen, er erwählt die jeweilige Person nach seinen Maßstäben.

Und ich sehe eine gewisse Gefahr darin, dass sich Männer noch stärker als bisher von ihrer geistlichen Verantwortung davonstehlen, wenn diesen Part die Frauen übernehmen. Deshalb wollen wir weiterhin Männer ermutigen ihren Platz einzunehmen.

 

Ich bin überzeugt, dass Gott Frauen genauso wie Männer in seinen Dienst der Verkündigung und der Leiterschaft beruft.

Gal 3,28 Es hat darum auch nichts mehr zu sagen, ob ein Mensch Jude ist oder Nichtjude, ob im Sklavenstand oder frei, ob Mann oder Frau. Durch eure Verbindung mit Jesus Christus seid ihr alle zu einem Menschen geworden.

 

Wenn er eine Frau beruft und sich dieser Dienst bestätigt (auch für Männer notwendig!), wer sind wir, dass wir dieser von Gott berufenen Frau den Dienst aberkennen?

Leitsatz aus der frühen Pfingstbewegung: „Von Gott gerufen, von Gott gesalbt, von Gott gesandt und von Gott bestätigt.“

 

Zahlreiche Beispiele aus der Kirchengeschichte belegen, dass Gott immer wieder Frauen auf wunderbare Art für seinen Dienst einsetzt.

 

Für uns gilt, was am Ende von 1. Kor 14 steht, dass alles anständig und geordnet zugehen soll.

Denn wir haben keinen Gott der Unordnung, sondern des Friedens.

 

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