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Peter Köttritsch

Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe

Aktualisiert: 8. Jan.





Wie viele Liegestütze schafft Chuck Norris? Alle!

 

Alle(s) ist so ein Absolutheitswort, genauso wie immer, nie, oder jeder.

Und es ist das erste Wort der diesjährigen Jahreslosung:

1. Korinther 16,14: Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe!

 

Die von Paulus verfassten Korintherbriefe, nebst dem Römerbrief, haben einen ganz besonderen Stellenwert im Neuen Testament. Paulus behandelt darin eine ganze Reihe von praktischen Herausforderungen mit denen die noch junge Gemeinde in Korinth zu kämpfen hatte. Es geht da um Themen wie Spaltungen, um das Abendmahl, um geistliche Gaben und so mittendrin - man könnte sagen ganz zentral - ein ganzes Kapitel um echte Liebe. Darauf werde ich gleich noch etwas genauer eingehen.

Dieser Vers der Jahreslosung, der so ziemlich am Ende des ersten Korintherbriefes steht, fasst das Anliegen des ganzen Briefes mit wenigen Worten zusammen. Ich möchte diesen Vers noch einmal „kürzen“ und mich auf drei Worte daraus konzentrieren:

 

1.   Alles

Das griechische Wort, das hier steht, heißt „panta“. Manchen von euch wird noch die Zusammenfassung der Lehre des Heraklit, eines Philosophen aus der griechischen Antike, in Erinnerung sein: „Panta Rhei“ Alles fließt.


Wenn wir alles, was wir tun, mit einer Haltung der Liebe tun sollen, dann ist das nicht nur ganz schön viel, sondern dann klingt das vielleicht auf den ersten Moment romantisch ... Für mich klingt das anstrengend. Überleg einmal: Alles, was du tust. Vom Aufstehen in der Früh, über das Zähneputzen, dem Umgang mit den Kollegen in der Firma (auch mit dem Chef!) bis du am Abend wieder deine Augen schließt: Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.

Jemand hat einmal gebetet: „Herr, danke, dass du da bist und mir hilfst, nach deinem Willen zu leben. Ich habe heute noch niemanden beleidigt, gekränkt, oder verletzt. Ich habe über niemanden schlecht geredet und heute bisher nichts Unrechtes getan, ich habe noch nicht einmal gelogen. Aber jetzt muss ich aufstehen. Von nun an brauche ich wirklich deine Hilfe!“

 

Solche Absolutheitsworte wie alles, immer, nie usw. verwenden wir oft als Übertreibung. „Immer bin ich der Letzte!“ „Du bist nie ehrlich zu mir gewesen.“ Oder: „Keiner mag mich!“ Meist stehen diese Worte in einem negativen Zusammenhang.

Paulus verwendet dieses „Alles“ hier in einem positiven Zusammenhang, und es ist nicht als Übertreibung gemeint, sondern als Ansporn und Ziel. Trotzdem bleibt dieses „Alles“ herausfordernd. Es wird nicht automatisch gehen, dass wir alles in Liebe tun. Aber es ist auch nicht so, dass wir diesen Auftrag Gottes an uns (so verstehe ich diesen Vers) als unerfüllbar beiseiteschieben können. Wenn wir diesen Auftrag vor Augen haben, und mit Gottes Hilfe dabei rechnen, werden wir Schritt für Schritt immer näher dahin kommen, dass wir ihn auch tatsächlich in unserem Leben umsetzen. Nicht aus eigener Leistung heraus, sondern eben mit Gottes Hilfe.

 

Das bringt uns direkt zum zweiten Wort, auf das ich heute schauen möchte:

 

2.   Tun

Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.

Wir werden im Römerbrief dazu aufgefordert, unser Denken zu erneuern, in den Sprüchen heißt es, dass wir auf unser Herz achten sollen. Und überhaupt ist Gott sehr daran interessiert, dass unser inwendiger Mensch gesund wird und bleibt. Dienste wie Sozo, Innere Heilung, Seelsorge, Supervision usw. helfen uns dabei, dass unsere Seele und unser Geist in Einklang mit Gottes Plänen für uns kommen. Aber es ist nicht so, dass der Glaube an Jesus nur unser Inneres betrifft.

Jakobus schreibt, dass wenn unser Glaube keine Taten (der Liebe) hervorbringt, dann ist er ein toter Glaube. Oder anders gesagt: Wenn die Liebe Gottes, die ja durch den Heiligen Geist in unsere Herzen ausgegossen ist, nicht dazu führt, dass diese Liebe durch uns tätig wird, so dass Andere diese Liebe ganz praktisch erfahren, spüren, schmecken usw. können, dann empfinden wir bestenfalls ein paar nette, warme, religiöse Gefühle, aber die einzige Frucht daraus ist tote Religiosität.

 

Jesus ist aber gekommen damit wir das Leben haben - und zwar im Überfluss. Wie das Wort Überfluss schon sagt, fließt dieses Leben von mir zu meinem Nächsten weiter. Wenn ich es für mich behalten will, werde ich darin ertrinken. Das klingt zwar vielleicht romantisch nach einem schönen Tod, ändert aber nichts daran, dass es tödlich ist!

 

Dass wir ständig allerlei Dinge tun ist gut und richtig so. Die Frage ist, was wir tun und vor allem, aus welcher Motivation heraus und mit welcher Haltung wir was tun.

Unser Glaube hat nicht das Ziel, Glaubensgrundsätze für richtig zu halten, sondern dass unser alltägliches Leben aus Gottes Perspektive heraus gestaltet wird.

Wenn wir die 10 Gebote hernehmen, dann ist das erste (Ich bin der Herr dein Gott, du sollst keine anderen Götter neben mir haben) nach innen gerichtet. In unserem Herzen hat nur ein Gott Platz. Alle anderen Gebote haben mit unserm Tun zu tun. Von der Einhaltung des Ruhetages bis zum „Nicht begehren, was jemand anderem gehört“.

Gott ist ein sehr praktischer Gott. Und er ist ein Gott der Liebe. Deshalb betrifft der Glaube unser Hirn, unser Herz, aber vor allem auch unsere Hand. (Tun)

 

3.   Liebe

Wie schon erwähnt, ist der Liebe ein ganzes Kapitel im ersten Korintherbrief gewidmet. (Kapitel 13)

Ein paar der berühmten Verse daraus:

1 Wenn ich in den unterschiedlichsten Sprachen der Welt, ja, sogar in der Sprache der Engel reden kann, aber ich habe keine Liebe, so bin ich nur wie ein dröhnender Gong oder ein lärmendes Becken.

2 Wenn ich in Gottes Auftrag prophetisch reden kann, alle Geheimnisse Gottes weiß, seine Gedanken erkennen kann und einen Glauben habe, der Berge versetzt, aber ich habe keine Liebe, so bin ich nichts.

3 Selbst, wenn ich all meinen Besitz an die Armen verschenke und für meinen Glauben das Leben opfere, aber ich habe keine Liebe, dann nützt es mir gar nichts.

4 Liebe ist geduldig und freundlich. Sie ist nicht verbissen, sie prahlt nicht und schaut nicht auf andere herab.

5 Liebe verletzt nicht den Anstand und sucht nicht den eigenen Vorteil, sie lässt sich nicht reizen und ist nicht nachtragend.

6 Sie freut sich nicht am Unrecht, sondern freut sich, wenn die Wahrheit siegt.

7 Liebe nimmt alles auf sich, sie verliert nie den Glauben oder die Hoffnung und hält durch bis zum Ende.

8 Die Liebe wird niemals vergehen.

13 Was bleibt, sind Glaube, Hoffnung und Liebe. Von diesen dreien aber ist die Liebe das Größte.

 

Diesen Text hört man oft bei Hochzeiten. Zurecht, denn wenn eine Ehe nicht auf Basis dieser Liebe geschlossen wird, können die Beiden niemals das volle Potential, das in einer Ehe steckt, ausschöpfen. Aber Paulus spricht hier nicht explizit von der Liebe zwischen Mann und Frau, sondern von der Liebe mit der Gott uns liebt.

Es gibt ja unterschiedliche Arten von Liebe. Ich liebe meinen Beruf anders als ich meine Frau liebe. Und ich liebe den Urlaub anders, als ich Jesus liebe.

Es gibt im Griechischen mehrere Worte für unser deutsches Wort „Liebe“

Mit „Philia“ ist eine freundschaftliche Beziehung gemeint, etwas, das uns verbindet.

Das Wort „Eros“ hat nicht unbedingt mit Erotik zu tun, sondern kann am besten mit „begehren“ übersetzt werden. Ich liebe den Anderen, weil er/sie so schön, so interessant, so talentiert, so reich…, eben begehrenswert ist. Was passiert jedoch, wenn das, was ich an dir begehre, für mich seinen Wert verliert? An diesem Punkt gehen leider viele Beziehungen wieder zu Ende.

 

Hier in diesem Text ist jedoch von der „Agape–Liebe“ die Rede.

Agape ist die göttliche Liebe, die sich entschlossen hat, den anderen zu lieben, egal, ob dieser „liebenswert“ ist, oder nicht.

Römer 5,10 Als wir Gott noch feindlich gegenüberstanden, hat er uns durch den Tod seines Sohnes mit sich selbst versöhnt.

Die Feindesliebe, die Jesus gepredigt hat, hat er zu allererst selber vorgelebt. Als er mit Todesqualen am Kreuz hing, hat er noch für seine Peiniger gebetet: Lukas 23,34 »Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!«

 

Man kann versuchen, die verschiedenen Weltreligionen und auch andere Geistesströmungen mit einem Wort zu beschreiben:

Beim Buddhismus wäre das wahrscheinlich „Erleuchtung“.

Beim Islam: „Unterwerfung“

Beim Kapitalismus: „Gier“

Wenn man das Christentum mit einem Wort zusammenfassen müsste, würde ich sagen: „Liebe“

Es gibt sogar eine „mathematische Gleichung“ in der Bibel:

Gott = Liebe (1. Johannes 4,8)

 

 

Wie kann ich diesen Jahresvers in meinem Leben jetzt zur gelebten Realität werden lassen? „Woher nehmen, wenn nicht stehlen?“

 

Ich muss zuerst selber geliebt werden und diese Liebe auch annehmen (mich lieben lassen), damit ich überhaupt fähig werde, andere zu lieben, bzw. alles was ich tue, in Liebe geschehen zu lassen.

Liebe hat viel mit Vertrauen zu tun. Ich muss demjenigen, der mich liebt, vertrauen, sonst wird seine Liebe bei mir nicht ankommen. Wenn ich immer einen Hintergedanken vermute, kann mein Gegenüber machen, was er will. Seine Liebe wird mich nicht erreichen.

Das ist der Grund, warum Gottes Liebe bei vielen Menschen nicht ihr Ziel erreicht. Sie kennen Gott nicht und vertrauen ihm daher auch nicht. Sie halten ihn entweder für einen Polizisten, der aufpasst, dass sie ja nichts falsch machen, oder sie halten Gott für einen alten Mann, der senil geworden ist und dem es egal ist, was hier auf der Erde passiert.

Oder sie halten ihn für einen Despoten, der nur fordert und den man deshalb besser auf Distanz hält.

 

Aber Gott ist ein liebender Vater, dem nichts wichtiger ist, als dass es seinen Kindern gut geht und sie in einer Fülle leben, die unsere kühnsten Vorstellungen übersteigt. Er ist weder knausrig, noch kontrollsüchtig und schon gar nicht unnahbar. Er ist Liebe! Absolute, reine, unverfälschte Liebe. Jeder der ihn, auch nur ein kleines Stück, kennengelernt hat, weiß: Es kann mir nichts Besseres passieren, als in seinen Armen zu sein. Und diese Möglichkeit haben wir. Immer und überall.

Oder wie es Paulus in Römer 8,39 sagt: …nichts und niemand in der ganzen Schöpfung kann uns von der Liebe Gottes trennen, die in Christus Jesus, unserem Herrn, erschienen ist.

 

Meine Aufgabe besteht jetzt „nur“ aus zwei Dingen:

1.   Ich muss mich auf diesen Gott der Liebe einlassen. Ihm ganz vertrauen. Ihm erlauben, dass er mein Herz bis zum letzten Winkel ausfüllt und mich von ihm, nach seinen Vorstellungen, gestalten lassen.

2.   Ich muss diese Liebe, die durch den Heiligen Geist in mein Herz ausgegossen wird, weiterfließen lassen. Und zwar zu jedem, der mir begegnet. Egal, ob diese Person diese Liebe verdient, oder nicht, ob sie in meinen Augen begehrenswert, beachtenswert, liebenswert ist, oder eben nicht.

 

Dann wird alles, was ich tue, in Liebe geschehen. Nicht nur 2024.

 

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