Geht ein Zyklop ins 3D-Kino.
Im Moment sind zwar Kino- und Theaterbesuche schwierig, aber trotzdem lieben wir sie, weil wir Geschichten lieben.
Geschichten zu erzählen ist unter anderem auch das große Talent von Gernot. Deshalb haben wir ihm so gerne letzte Woche zugehört. Einer der besten Geschichtenerzähler überhaupt war Jesus. Selbst Menschen, die mit dem Glauben, der Bibel, oder der Kirche überhaupt nichts zu tun haben, kennen die Geschichte vom „Barmherzigen Samariter“, oder vom „Verlorenen Sonn“.
Die besten Geschichten sind aber immer noch die, die das Leben selber schreibt. In eine solche Geschichte möchte ich euch heute mit hineinnehmen. Ich möchte sie als Theaterstück/Drama in vier Akten erzählen. Wir finden diese Geschichte in Mk 5,1-20.
Erster Akt: Vorstellung der Hauptpersonen (V 1-5)
1 So gelangten sie an die andere Seite des Sees ins Gebiet der Gerasener.
2 Jesus war kaum aus dem Boot gestiegen, als ihm von den Grabhöhlen her ein Mann entgegenlief, der von einem bösen Geist besessen war.
3 Dieser Mann lebte in den Höhlen und war selbst mit einer Kette von niemandem mehr zu halten.
4 Jedes Mal, wenn man ihn in Fesseln legte - was oft geschah -, streifte er die Ketten von den Handgelenken und zerriss die Fußfesseln. Niemand war stark genug, ihn zu bändigen.
5 Tag und Nacht war er in den Grabhöhlen und wanderte durch die umliegenden Hügel, schrie und schlug sich selbst mit Steinen.
Wir haben also zum einen Jesus und seine Jünger, die gerade eine ziemlich „furchtbare“ (letzte Predigt!) Bootsfahrt hinter sich hatten, zum anderen einen Mann zum Fürchten. Ein Mann mit Problemen.
Das Ganze spielt sich am Ostufer des Sees Genezareth ab. Also außerhalb Judäas und Galiläas. Dort lebten zwar vielleicht vereinzelt Juden, aber die Gegend war „Heidenland“. Deshalb gab es dort auch Schweineherden. Bei den Juden waren diese Tiere ja unrein.
Dort wurden alle möglichen Gottheiten und auch Dämonen angebetet. Deshalb war es für die Jünger vermutlich nicht überraschend, dass sie diesen Besessenen dort antrafen.
Von Besessenen wird in den Evangelien des Öfteren berichtet. Das allgemeine Empfinden heute ist, dass es Dämonen nicht (mehr) gibt. Aus schulmedizinischer Sicht würde man bei diesen Symptomen von einer psychischen Erkrankung sprechen.
Zu biblischen Zeiten hat man diese Menschen in Ketten gelegt, damit sie sich selbst und andere nicht gefährden, heute werden sie mit Hilfe von Psychopharmaka „ruhiggestellt“.
Beide „Therapieformen“ zeigen überschaubare Heilungserfolge.
Wobei ich gleich dazu sagen möchte, dass sicherlich nicht jede psychische Erkrankung dämonischen Ursprungs ist, aber umgekehrt es nicht hilfreich ist, diese Möglichkeit von vornherein auszuschließen, nur weil sie nicht in unser aufgeklärtes Weltbild passt.
Jemand hat einmal gesagt: Der klügste Schachzug des Teufels war es, sich selber abzuschaffen.
Der Teufel versteckt sich ja gerne hinter einer freundlichen Maske und gibt sich auch als „Engel des Lichts“ aus. (Die mittelalterlichen Darstellungen über ihn sind nicht biblisch!) Er herrscht auch nicht über die Hölle. Er selber wird einmal in die Hölle geworfen werden. Aber bis dahin herrscht er auf dieser Erde!
Jesus sagt über ihn, dass er ein Lügner und Mörder von Anfang an ist. (Joh 8,44) An diesem Mann in dieser Geschichte zeigt sich, was passiert, wenn sich Satans Macht ungehindert entfalten kann.
Der Mann hat also ein echtes Problem. Dieses Problem handicapt ihn so sehr, dass sein ganzes Leben (das was noch davon übrig ist) massiv unter seinem Problem leidet.
Nun: Jeder von uns hat Probleme. Gott sei Dank nicht so große und die meisten unserer Probleme sind nicht dämonischen Ursprungs. Aber selbst kleine Probleme, auch die selbstverschuldeten beeinträchtigen unsere Lebensqualität. Natürlich gehören Herausforderungen zum Leben dazu. Ohne sie wäre es langweilig und wir hätten kaum Wachstumspotential. Aber wenn wir es nicht schaffen unsere Probleme zu lösen, dann wirken sie sich dauerhaft und letztlich massiv negativ aus. Jesus will aber, dass wir „das Leben“ und zwar in Fülle haben. (Joh 10,10)
Also: Egal, ob wir nur kleine Problemchen haben, oder unser Leben gänzlich aus den Fugen geraten ist, wie bei diesem Mann, von dem wir gelesen haben: Wir brauchen eine Lösung!
Zweiter Akt: Die Lösung (Begegnung mit Jesus V 6-13)
6 Der Mann entdeckte Jesus schon von Weitem. Er lief auf ihn zu, warf sich vor ihm nieder, 7 stieß einen schrecklichen Schrei aus und rief: »Was willst du von mir, Jesus, Sohn des höchsten Gottes? Ich beschwöre dich bei Gott: Quäle mich nicht!«
8 Denn Jesus hatte schon dem Geist befohlen: »Verlass diesen Mann, du böser Geist!«
9 Dann fragte Jesus: »Wie heißt du?« Der Geist erwiderte: »Legion, denn in diesem Mann sind viele von uns.«
10 Wieder und wieder flehte er ihn an, sie nicht aus dieser Gegend fortzuschicken.
11 In der Nähe weidete gerade eine große Schweineherde an einem Abhang. 12 »Lass uns in diese Schweine fahren«, flehten die Geister.
13 Jesus erlaubte es ihnen. Da fuhren die bösen Geister aus dem Mann in die Schweine, und die ganze Herde von zweitausend Tieren stürzte sich den steilen Abhang hinunter in den See und ertrank.
Der zweite Akt gleicht einem Actionfilm.
Eine Legion an Dämonen war keine Kleinigkeit. Die Römer waren ja nicht nur die Besatzungsmacht in Israel zur Zeit des Neuen Testaments, sie waren die militärische Supermacht schlechthin in dieser Zeitepoche. Ihre militärische Überlegenheit fußte auf ihren Legionen. Eine Römische Legion bestand zu jener Zeit aus 3000-6000 bestens ausgebildeten Soldaten.
Das erklärt auch, warum die Menschen diesem Besessenen nicht Herr wurden. Sie haben gegen diese geistliche Übermacht schlichtweg keine Chance gehabt.
Ganz anders sah die Ausgangslage für die Dämonen aus, als sie auf Jesus trafen. Die wussten ganz genau, dass sie ihrerseits selbst in Legionsstärke keine Chance gegen Jesus hatten.
Den zweiten Akt möchte ich mit „Begegnung“ überschreiben. In der Begegnung dieses gepeinigten Mannes mit Jesus ändert sich plötzlich alles für ihn.
Es ist interessant zu sehen, dass selbst die Dämonen in diesem Mann ihn nicht daran hindern konnten, zu Jesus zu laufen. Offensichtlich hat er gespürt, dass Jesus ihm helfen kann. Deshalb ist er ihm entgegengelaufen.
Wenn du in der Gefahr stehst eine schlechte Entscheidung zu treffen, wenn die Sünde ihre Hand nach dir ausstreckt und dich einfangen will, dann renn zu Jesus, so schnell du kannst. Renn zu ihm und wirf dich ihm zu Füßen. Das ist die Art von geistlichem Kampf, die wir lernen müssen. Das gehört zur Grundausstattung eines Jüngers Jesu.
Gerade dann, wenn du das Gefühl hast, dass du schwach bist und du dich in deinen geistlichen Kämpfen unterlegen, müde oder entmutigt fühlst. Lauf hin zu ihm! Suche seine Gegenwart, Suche sein Gesicht. Suche die Begegnung mit ihm. Er ist da! Er wartet darauf, dass du dich ihm zuwendest. Er will helfen! Und vor allem: Er kann helfen!
Selbst eine ganze Legion an Dämonen mussten seinem Befehl gehorchen.
Eigentlich könnte die Geschichte hier enden, tut sie aber nicht.
Bei einem Liebesfilm ist es ja auch oft so, dass sich die Beiden sehr bald finden, aber dann taucht ein Problem auf. So auch hier.
Dritter Akt: Die Reaktion der Heiden (V14-17)
14 Die Hirten flohen und erzählten in der Stadt und in der ganzen Gegend, was geschehen war. Da kamen die Menschen von überall herbeigelaufen, um es mit eigenen Augen zu sehen.
15 Schon bald hatte sich eine große Menge um Jesus versammelt. Der Mann, der von Dämonen besessen gewesen war, saß ordentlich gekleidet da und war bei klarem Verstand. Als das die Leute sahen, bekamen sie Angst.
16 Diejenigen, die miterlebt hatten, was mit dem Mann und den Schweinen geschehen war, erzählten es den anderen.
17 Da baten sie Jesus fortzugehen und sie in Ruhe zu lassen.
Das ist schon interessant. Ich hab bei meiner letzten Predigt über Ängste gesprochen. Und dass die Ängste bei Jüngern größer waren, nachdem Jesus die lebensbedrohliche Situation abgewendet hatte.
Hier ist es ähnlich: Der Besessene, der alle möglichen schrägen Sachen machte, war „kein Problem“. Die Leute hatten gelernt mit dem umzugehen. Aber jetzt, wo er ordentlich gekleidet und bei klarem Verstand bei Jesus saß, bekamen die Leute Angst. Das ist schon seltsam, oder?
Die Reaktion vieler Menschen heute sieht nicht anders:
Wenn Menschen an dir sehen, was Jesus an dir getan hat, löst das oftmals (nicht immer!) eher abwehrende Reaktionen aus.
Wir würden annehmen, dass sie begeistert wären über die Wunder, die Jesus tut. Dass sie staunen und begeistert sagen: „Diesen Jesus will ich auch kennenlernen!“ Aber sehr oft müssen wir feststellen, dass sie uns eher für Verrückt erklären, für religiöse Spinner, für einfältig, oder was auch immer. Ich denke, das hängt damit zusammen, dass sie intuitiv spüren: „Wenn ich mich auf diesen Jesus einlasse, dann hat das weitreichende Folgen für mein Leben.“ Das wollen sie (noch) nicht. Dazu sind sie trotz der Erkenntnis, die sie über Gott gewonnen haben (auch wenn sie das niemals zugeben würden) noch nicht bereit.
Das ist zwar Schade, aber nicht einmal Jesus selber konnte daran etwas ändern.
Die Angst, die diese Menschen befallen hat, ist sehr tief. Die wenigsten Menschen sind sich dieser Ängste bewusst und trotzdem steuern diese Ängste unser Leben. Weit mehr als uns lieb ist. Eine konkrete Form dieser Angst, die auch heute noch sehr weit verbreitet ist, ist Menschenfurcht. Auch wir Christen sind nicht automatisch befreit davon, nur weil wir Jesus nachfolgen.
Menschfurcht wird getragen von der Frage: Was denken die Anderen von mir?
Natürlich wollen wir, dass die anderen Menschen uns mögen. Es gibt nur sehr wenige Menschen, denen das wirklich egal ist. Das sind in der Regel eher unangenehmen Zeitgenossen.
Aber als Jünger Jesu müssen wir lernen, eher darauf zu achten, was Gott von uns denkt, als das, was andere Menschen von uns denken.
Weißt du, was Gott über dich denkt?
Du bist meine geliebte Tochter/mein geliebter Sohn!
Ich habe dich von Anfang an geliebt. Du bist mein!
Ich habe dich wunderbar gemacht, jedes Haar auf deinem Kopf habe ich gezählt.
Das denkt sich Gott über dich, egal, ob du jetzt gerade „brav“ bist, heute schon in der Bibel gelesen hast, oder du gerade vielleicht einen Streit mit Jemanden gehabt hast.
Wenn du Menschen erzählst, was Gott in deinem Leben getan hat und sie reagieren positiv darauf, dann freu dich mit ihnen und bete, dass sie selber auch diesen Jesus kennen lernen möchten, der dein Leben bereits verändert hat.
Aber wenn sie dein Zeugnis ablehnen, und vielleicht mit Spott reagieren dann mach es wie die Jünger: Schüttle den Staub von deinen Füßen und geh weiter.
Es wird immer Menschen geben, die dich und deine Botschaft ablehnen.
Aber lass dir deshalb deine Freude im Herrn nicht rauben, nur weil andere Menschen Angst vor ihm haben.
Vierter Akt: Neues Leben mit neuen Aufgaben (V18-20)
18 Als Jesus wieder ins Boot stieg, bat ihn der Mann, der von Dämonen besessen gewesen war, mit ihm gehen zu dürfen.
19 Doch Jesus sagte zu ihm: »Nein. Geh nach Hause zu deiner Familie und erzähle ihnen, was der Herr für dich getan hat und wie gnädig er gewesen ist.«
20 Da wanderte der Mann durch das Gebiet der Zehn Städte und erzählte allen Menschen von dem, was Jesus für ihn getan hatte; und alle staunten über das, was er ihnen berichtete.
Ist Jesus da nicht zu hart? Er wünscht sich doch, dass Menschen ihm nachfolgen und er hat ganz unterschiedliche Menschen in seine Nachfolge gerufen. Manche ließen alles liegen und stehen und sind mit ihm gegangen. Andere hatten alle möglichen Ausreden. Das war für Jesus OK. Es machte ihn vielleicht traurig, aber sie haben die Chance verpasst ihrem Leben einen Ewigkeitswert zu geben.
Aber Jemanden abzuweisen, der von sich auch gerne sein Jünger sein möchte? Warum tut Jesus das?
Jüngerschaft sieht manchmal anders aus, als wir es uns vorstellen. Manchmal haben wir ganz konkrete Vorstellung davon, wie Jesus uns gebrauchen kann.
Ich will im Lobpreis dienen, ich möchte ein Prophet sein, ich glaube Gott hat mich zur Leiterschaft berufen… Aber Jesus sagt. Nein.
Wir müssen genau hinhören, was Jesus wirklich von uns will!
Dieser Mann wurde sehr wohl, auf seine Art ein Jünger Jesu. Er verbreitete die Gute Nachricht. Auf eine unwiderlegbare Art und Weise. Er erzählte allen, was er mit Jesus erlebt hatte und wie dieser ihn geheilt hatte.
Es berührt mich, den Gehorsam dieses Mannes zu sehen. Obwohl Jesus ihm eine Bitte verwehrt, tut er in großem Gehorsam genau das, was Jesus ihm aufgetragen hat. Genau das ist Jüngerschaft. Das tun, was Jesus mir sagt. Nicht mehr und nicht weniger.
Als Jesus das nächste Mal in diese Gegend kam, fand er dort viele Gläubige vor. Offensichtlich war diese Ex-Besessene ein erfolgreicher Evangelist.
Was möchte Jesus, das du tust? Will er, dass du allen deinen Nachbarn davon erzählst, was er in deinem Leben tut?
Will er, dass du die Liebe Gottes ganz praktisch weitergibst indem du anderen dienst und dabei hilfst, die Bedürfnisse anderer Menschen zu stillen?
Will er, dass du ihm im Lobpreis, im Kinderdienst, oder im Gebet dienst?
Oder hat er noch einmal eine ganz andere Aufgabe für dich?
Hast du ihn schon einmal danach gefragt?
Wir haben letztes Wochenende sehr viel über Jüngerschaft gesprochen. Wie gesagt: Der Kern der Jüngerschaft besteht darin, genau das zu tun, was Jesus will, dass ich tue! Nicht mehr und nicht weniger. Alles was wir darüber hinaus versuchen aus eigener Kraft für Gott zu tun, hat wenig, bis gar keinen Wert. Aber alles, was wir nicht tun, obwohl es Gottes Plan für uns wäre, hinterlässt nicht nur ein Loch bei denen, denen wir dienen hätten sollen. Es fällt vor allem auf uns selber zurück, weil wir uns um all den Segen bringen, den Gott uns so gerne geben möchte.
Indem dieser Mann aus dieser Geschichte genau das tat, was Jesus wollte, erlebte er fortwährend Gottes Wirken und Handeln. Nicht nur, als Jesus die Dämonen bei ihm austrieb. Das war der Startschuss und sicherlich das Highlight seines Lebens. Aber die Wunder, die ich mit Gott gestern erlebt habe, waren gestern. Gott will, dass du heute- und jeden Tag sein Reden, sein Handeln, seine Führung, seinen Segen und seine Wunder erlebst. Das ist das reiche Leben in der Nachfolge Jesu, zu dem er dich und mich berufen hat. Sagst du von ganzen Herzen „Ja!“ dazu?
So eine hervorragende, fesselnde, lebendige Predigt.
Vielen Dank